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Fluchtpunkt Mosel

Titel: Fluchtpunkt Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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er zu allem Überfluss in ihm den Einsiedler, den er im Jahr zuvor im Rahmen einer Ermittlung in einer Höhle des Busentals besucht hatte.
    »Guten Tag«, grüßte Walde in der Hoffnung, dass es sich nicht um seine Verabredung handelte.
    »Tach, Herr Bock, mein Name ist Raskovic.«
    Wie kam ein Obdachloser an ein Handy? Walde überlegte, ob er dem Besucher gleich sagen sollte, dass er ihm den Hund nicht überlassen würde.
    »Kommen Sie rein.« Er schloss die Haustür auf und wischte sich auf der Matte im Hausflur die Schuhe ab. Raskovic tat es ihm nach.
    In der Wohnung trafen sie niemanden an. Walde blickte in den Garten und erkannte Jo, der ihm den Rücken zuwandte. Er trug Kopfhörer und starrte konzentriert auf den Boden. Annika war die Erste, die Walde entdeckte.
    Sie stellte ihr mit Erde gefülltes Eimerchen ab und rannte in Gummistiefeln und dickem Anorak auf ihren Vater zu. Walde umarmte sie und küsste ihre geröteten Wangen. Ihre bunte Wollmütze mit den Ohrenklappen reichte ihr fast bis zu den Augen.
    Minka lag dösend auf dem Tisch unter dem Terrassendach. Ihre Augen bestanden nur aus schmalen Schlitzen. Wo steckte Quintus?
    »Doris ist mit Quintus Gassi gegangen.« Jo war auf Walde und den Fremden aufmerksam geworden. Die Kopfhörer abstreifend, kam er mit lehmverklebten Stiefeln auf sie zugestapft.
    Walde stellte die Männer einander vor. »Wie lange ist sie schon weg?« Er hatte nicht damit gerechnet, dass Doris so früh nach Hause kommen und sogar mit dem Hund zum Joggen gehen würde.
    »Vielleicht eine halbe Stunde.«
    »Sollen wir einen Kaffee trinken?« Walde schaute auf seine Uhr. Er musste bald zurück ins Präsidium.
    »Wir arbeiten noch draußen, solange es hell ist.« Jo stiefelte zur Wiese und Annika folgte ihm.
     
    Der Besucher behielt seine Jacke an, als Walde ihm einen Platz am Küchentisch anbot.
    »Es ist kalt, der Hund braucht ein Zuhause«, sagte Walde, während er Wasser in den Tank des Kaffeeautomaten füllte.
    »Das kriegt er.«
    »Aber Sie leben …« Die Maschine schluckte Waldes Worte.
    »Ja?«
    »Sie haben keine Bleibe.«
    »Ich bin nicht obdachlos. Ich hab ein Dach über dem Kopf. Sogar ein sehr starkes Dach, einen ganzen Felsen.
    Sie waren doch schon da!« Der Mann rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her.
    »Ja, aber …« Walde stellte zwei Tassen mit dampfendem Kaffee auf den Tisch.
    »Ich hab Sie doch noch bei mir zum Essen eingeladen. Es gab Fisch.«
    Walde erinnerte sich, dass er tatsächlich ein Stück Fisch, das über dem offenen Feuer gegrillt war, gegessen hatte.
    »Aber es ist sehr kalt in Ihrer Höhle.«
    »Wo haben Sie den Hund untergebracht?«, fragte Raskovic und blickte zum Fenster.
    »Das war nur für den Übergang.« Walde deutete auf die Terrasse.
    »Und wo war er vorher untergebracht?«
    »In einem Zwinger«, gab Walde zu.
    Der Mann sagte nichts.
    »Wie steht’s mit dem Futter?«, fragte Walde.
    »Bei mir hat noch nie ein Hund gehungert. Die Futterbeschaffung stand immer an erster Stelle.« Der Besucher nippte an der Tasse und blickte wieder zum Fenster. »Aber wenn Sie mir das Tier nicht geben wollen, sagen Sie’s gleich, dann geh ich wieder.«
    »Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich möchte, dass Quintus es gut hat, sonst hätte ich ihn auch im Tierheim abgeben können.«
    Draußen weinte Annika. Walde stand auf und öffnete das Fenster. Er sah, wie Jo ihr einen Handschuh auszog und auf die Hand pustete, die ihr offensichtlich weh tat.
    Als er das Fenster schließen wollte, sagte der Besucher: »Können Sie es offen lassen?«
    Das Kratzen von Quintus’ Pfoten auf dem Parkett war zu hören, dann fiel die Wohnungstür zu. Doris hielt ihre Laufschuhe in der Hand und schnallte den Hund von einem breiten Gurt ab, den sie um den Bauch trug. Sie stutzte in der Tür.
    »Das ist Herr Raskovic, er kommt wegen Quintus«, sagte Walde. »Meine Frau.«
    Doris kam auf Strümpfen näher und gab dem Besucher, der sich höflich von seinem Stuhl erhob, die Hand.
    Nachdem Walde den Hund, der zu ihm gelaufen war, begrüßt hatte, wandte sich Quintus schnuppernd dem Besucher zu.
    »Tach, Quintus!« Raskovic tätschelte dem Hund den Kopf. Der schnupperte an den Hosenbeinen des Mannes.
    »Vielleicht riecht er den Rex noch«, kommentierte er.
    Wer weiß, wie lange die Hose nicht mehr gewaschen wurde, dachte Walde.
    »Ich geh dann mal duschen.« Doris verließ die Küche.
    Der Besucher klopfte dem Hund auf die Flanken. »Der hat aber nicht viel auf den Knochen!«
    Walde

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