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Fluchtpunkt Mosel

Titel: Fluchtpunkt Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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ging mit Raskovic und dem Hund hinaus in den Garten und berichtete kurz, wie er an Quintus gekommen war. Dabei beobachtete er, wie der Hund die Stellen beschnupperte, an denen Jo gearbeitet hatte und sich dabei geduldig von Annika streicheln ließ.
    Auf einen Pfiff von Raskovic lief der Hund zu ihm. »Der braucht ganz viel Bewegung.« Er bückte sich und hob eines der Vorderbeine an. »Da hat er sich wohl verletzt.«
    »Es muss passiert sein, als er sich aus dem Zwinger befreit hat«, sagte Walde. »Quintus kriegt zur Sicherheit noch ein Antibiotikum. Was sagen Sie zu dem Hund?«
    »Ich würde ihn nehmen. Bei mir hätte er es gut.«
    »Er hat schon einiges kaputt gemacht«, warnte ihn Walde.
    »Bei mir kann nicht viel kaputtgehen.«
    Wenige Minuten später brachte Walde den Besucher, der Quintus an der Leine führte, zur Tür. Er hatte sich Raskovics Handynummer geben lassen, um auszuhelfen, falls es mal mit der Futterbeschaffung eng werden sollte. Er schaute den beiden nach, wie sie in der Dämmerung in der Nordallee verschwanden. Bis sie in der Höhle im Busental ankamen, dachte Walde, wäre es sicher dunkel.
     
    In der Diele begegnete er Doris, die, ein Handtuch um die Haare gewickelt, aus dem Bad kam.
    »Wie war’s mit dem Hund?«, fragte Walde.
    »Besser, als ich gedacht habe.« Sie lugte in die Küche. »Wo ist dein Besucher?«
    »Gerade gegangen.« Er deutete auf den Gurt, der an der Garderobe hing. »Wo hast du den denn her?«
    »Den hab ich von einer Kollegin.«
    »Hattest du keine Angst, von Quintus mitgeschleift zu werden?«
    »Überhaupt nicht. Der hat mich den Berg hoch gezogen, als müsste er allein einen ganzen Schlitten ziehen. Das war wie Rückenwind. Auf ebenen Strecken hat er sich zurückgenommen.« Sie nahm das Handtuch ab und rubbelte damit ihre Haare. »Ab und zu musste ich ihn ein wenig ziehen, wenn er zur Seite wollte, aber sonst war das klasse. Mit so einem großen Tier hat man ein besseres Gefühl beim Laufen, besonders, wenn es zu dämmern beginnt.«
    Walde schaute zum Fenster hinaus in den Garten, wo Annika Kopfhörer trug und, wie sie es bei Jo gesehen hatte, mit dem Metalldetektor über die Wiese schrubbte.
    »Ich muss wieder zurück zur Arbeit«, sagte Walde. »Gehen wir nachher noch ein wenig spazieren?«
    »Quintus hat sicher nichts dagegen.« Doris blickte nun ebenfalls in den Garten. »Wo ist der Hund überhaupt?«
    »Hab ihn weggegeben. Das wolltest du doch auch.«
    »Doch nicht an den Mann von vorhin?«, fragte Doris und sah ihn ungläubig an.
    »Bei Bruno hat er es bestimmt gut. Ich kenne den Mann.« Walde hatte bereits die Nummer seiner Abteilung im Telefon aktiviert. Grabbe meldete sich. Sie vereinbarten, dass die Kollegen ohne ihn zu Frau Theis fahren sollten und sie sich anschließend im Präsidium treffen würden.
    »Einen Moment!«, hörte er Grabbe in den Apparat rufen, als Walde schon auflegen wollte. »Zelig hat zugegeben, dass er am Grundstück in Steineberg war, vermutlich sogar am Tatabend.«
    »Echt?«
    »Ja«, sagte Grabbe »aber nicht im Haus, weil Theis angeblich bereits Besuch hatte. Was hältst du von einer Hausdurchsuchung?«
    »Gut, beantrage das.«
     
    »Sollen wir noch eine Runde an der Mosel gehen?«, rief Walde hinter Doris her, die unterwegs zur Terrasse war.
    »Und wer kümmert sich um Annika?«
    »Der Gärtner.« Walde wies zum Garten, wo Jo und Annika vor einem kleinen Erdhügel hockten und konzentriert einen Klumpen untersuchten.
     
    In kurzer Zeit wechselte der Himmel von Schmutzig grau zu tiefem Schwarz. Walde und Doris gingen nebeneinander durch die kleine Gasse in Zurlauben zum Moselufer hinunter. Entlang der in warmes Licht getauchten Fenster der Kneipen, in denen es noch ruhig war, blies ihnen der Wind vom Fluss her entgegen. Walde atmete die kalte Luft tief durch die Nase ein und nahm den schwachen Wintergeruch der Mosel wahr.
    »Ganz schön anstrengend«, sagte Doris. »Erst den Hund ausführen und dann den Mann.«
    »Bei mir brauchst du wenigstens keine Leine, und ich hebe auch nicht an jeder Ecke das Bein.«
    »Komm, bei Fuß!« Sie lächelte, als er sich an sie schmiegte und hechelte. »Du hättest mir ruhig sagen können, dass du Quintus weggibst.« Dann wurde sie ernst. »Wie konntest du ihn nur diesem Mann überlassen?«
    »Ich dachte, du wolltest den Hund nicht«, sagte Walde. »Wir hätten ihn ja auch nicht richtig versorgen können.«
    »Du hättest mir zumindest sagen können, was du mit Quintus vorhast.«
    »Das konnte nicht

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