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Fluchtpunkt Mosel

Titel: Fluchtpunkt Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Heimatmuseum, und der hat kaum Geld genug, sich anständiges Essen zu kaufen.«
    Sattler schaute seufzend auf die vielen gestapelten Kisten.
    »Keine Goldmünzen?«, fragte Walde.
    »Negativ.« Sattler setzte sich die Hornbrille wieder auf und richtete sie gerade.
    »Habt ihr wirklich überall geguckt?«, wollte Gabi wissen.
    »Wir haben nicht nur in alle Möbel geschaut, sondern auch den Kellerboden, Decken und Wände mit Detektoren abgesucht. Wie gesagt, bis auf den Kram in den Vitrinen alles negativ.«
    »Habt ihr noch eine Kistenfarbe frei?«, fragte Gabi.
    »Was soll das heißen?«, fragte Sattler.
    »Wir haben noch einen Kunden.«
    »Es ist Freitagabend, ich weiß nicht, wie viele Überstunden wir diese Woche schon gemacht haben.« Sattlers Stimme wurde lauter. »Es ist Fastnacht. Die Hälfte meiner Leute hat Urlaub. Hier steht noch jede Menge Kram, den wir untersuchen sollen. Wie stellt ihr euch das vor?«
    »Das weiß ich im Moment auch nicht«, sagte Walde. »Aber zu Zelig müssen wir noch.«
    »Der Dr. Zelig vom Landesmuseum?«, fragte Sattler. Als er Waldes Nicken registrierte, fügte er an: »Der wohnt gewiss nicht in einem Einzimmerappartement, so eine Scheiße noch mal.«
    Walde schaute auf die Uhr. Es war kurz nach einundzwanzig Uhr. »Setzen wir den Besuch auf morgen früh acht Uhr an.«
    »Und wenn er die Zeit nutzt und Beweise wegschafft?«, fragte Grabbe.
    »Dazu hatte er nach unserem ersten Besuch schon genügend Zeit.« Gabi verdrehte die Augen. »Vielleicht finden wir noch ein paar Bonbonpapierchen.«
    »Gabi, es reicht!«, wehrte sich Grabbe. »Nachdem Zelig seinen Kontakt zu Theis eingestanden hat, ist die Sachlage doch eine völlig andere.«
    »Glaubst du, der wird erst jetzt die Tatwaffe entsorgen?«, blaffte Gabi zurück.
    »Möglich ist alles.«
    »Warum sollte Zelig den Theis umgebracht haben?«, wollte Gabi wissen.
    Grabbe atmete tief ein: »Er sagte doch selbst, das Museum habe kein Geld, um teure Exponate zu erwerben.«
    »Aus Gier?«
    »Eher eine Mischung aus Fanatismus, Ehrgeiz und Profilneurose. Zelig fürchtete, sich bis auf die Knochen zu blamieren, wenn ein zweites Gefäß auf der Baustelle aufgetaucht wäre, und er hätte schon wieder von nichts eine Ahnung gehabt. Noch einmal konnte er das nicht ertragen.«
     
    Frohnens Nervosität hatte sich noch nicht ganz gelegt, als er wieder auf dem gleichen Stuhl Platz nahm, auf dem er zu Anfang vernommen worden war.
    »Sie haben uns immer noch nicht gesagt, was Theis von Ihnen wollte, als er Sie angerufen hat«, sagte Gabi.
    »Ich weiß es doch nicht, soll ich was erfinden?« Er hielt beim Zigarettendrehen inne und schaute Gabi offen an. »Ich seh doch, wo das Ganze hinführt, da bin ich doch lieber mit dem Wenigen zufrieden, was ich hab.«
    »Wie meinen Sie das?«, hakte Gabi nach.
    Frohnen fuhr mit der Klebefläche des Papiers an seiner Zungenspitze entlang. »Ich hab das vorhin mitgekriegt, das mit dem Radarfoto. Das Datum vergisst keiner von den Trierer Gräbern. Also ist der Ali doch noch nachts nach Trier gekommen und hat seinen dicken Coup gelandet.«
    »Das könnte stimmen«, sagte Walde. »Und dabei ist er wahrscheinlich nicht allein gewesen. Kennen Sie jemanden, den er aus Erfurt mitgebracht haben könnte?«
    »Da gab es ganz wilde Gerüchte, Ali habe mit einem rumgemauschelt, der früher für das Auswärtige Amt der DDR tätig gewesen sein soll. Der hätte eine Spezialausbildung bei einer Elitetruppe der Nationalen Volksarmee absolviert, Fallschirmspringer oder so. Mit dem Typ war angeblich nicht gut Kirschen essen.«
    »Haben Sie ihn gekannt?«
    »Nie gesehen.«
    »Und woher wissen Sie von dem Mann?«
    »Das wurde so erzählt. Ich weiß wirklich nicht mehr, wer mir das gesagt hat.«
    »Und als Ali angeblich umgekommen war, haben Sie Kontakt zu Frau Theis aufgenommen, um an Informationen über eventuelle Funde zu kommen«, sagte Gabi.
    »Quatsch, ich war in offizieller Funktion als Vertreter des Münzvereins da. Wir wollten Frau Theis nicht mit einer Kondolenzkarte abspeisen.«
    »Und daraus hat sich mehr ergeben?«, fragte Gabi.
    »Was heißt mehr? Ich helfe ihr manchmal bei Dingen im Haus, für die ein Mann benötigt wird, was reparieren und so.«
    »Und so«, wiederholte Gabi. »Was verstehen Sie unter und so?«
    »Wir sind befreundet.« Frohnen kniff gegen den Rauch der Zigarette die Augen zusammen und lehnte sich zurück. »Ist das verboten?«
    »Wir sprechen noch einmal darüber.«
    »Das heißt, ich kann nach Hause?«

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