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Flüchtig!

Flüchtig!

Titel: Flüchtig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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versuchte, daß es wirklich wichtig sei für sein gefühlsmäßiges Wohlergehen, ihm nach dem Piepston eine Nachricht aufs Band zu sprechen. Ich wartete, bis es gepiepst hatte, und teilte ihm dann mit, daß es wirklich wichtig sei, Detective Sturgis bei der Polizeidivision Los Angeles West anzurufen, und hinterließ ihm dazu noch Milos Dienststellennummer.
    Dann setzte ich mich wieder in den Wagen und stellte fest, daß Milo die Augen geschlossen und den Kopf nach hinten gegen die Kopfstütze gelegt hatte.
    »War was?« fragte er.
    »Der Anrufbeantworter.«
    »Das paßt mal wieder genau. Und von meinem Ende aus war’s nicht besser. Keine Spur von den Swopes zwischen hier und San Ysidro.« Er gähnte, knurrte und ließ den Motor an. »Wir fahren einfach weiter«, murmelte er und starrte auf den dichten Verkehr in westlicher Richtung.
    »Ich hab’ seit sechs Uhr nichts gegessen. Frühes Dinner oder späten Lunch - du kannst es dir aussuchen.«
    Wir waren noch zwei Meilen vom Ozean entfernt, aber die milde Brise wehte herein und brachte den Geruch von Salzwasser mit. »Wie wär’s mit Fisch?«
    »Prima.«
    Er fuhr zu einem winzigen Lokal an der Ocean Avenue, direkt am Ende des Piers, das an einen Speisewagen im Stil der dreißiger Jahre erinnerte. Hier konnte man abends während der Dinnerzeit meist nur sehr schwer einen Parkplatz zwischen all den Rolls-Royce, Mercedes und Jaguars ergattern. Man reservierte keine Tische und akzeptierte keine Kreditkarten, aber Leute, die etwas von gut zubereitetem Fisch verstanden, waren bereit zu warten und mit barem Geld zu bezahlen.
    Zur Lunchzeit ging es bedeutend ruhiger zu, und wir bekamen auch gleich einen hübschen Ecktisch.
    Milo trank zwei Glas Limonade, die hier frisch ausgepreßt und ungezuckert serviert wurde, und ich nuckelte an einem gepflegten Bier.
    »Ich versuche, meinen Alkoholkonsum etwas einzuschränken«, erklärte er und hielt sein Limonadenglas hoch. »Rick hat sich mal mit meinem Innenleben beschäftigt, mir danach eine Predigt gehalten und anhand von Farbdias demonstriert, was das Saufen meiner Leber antut.«
    »Das ist gut. Du hast mal eine Zeitlang ziemlich heftig zugelangt. Vielleicht behalten wir dich auf diese Weise ein bißchen länger in unserer Mitte.«
    Er knurrte.
    Der Kellner, ein fröhlicher spanischer Typ, teilte uns mit, daß derzeit riesige Mengen von Albacore gefangen würden und sie am Morgen eine erstklassige Lieferung aus San Diego bekommen hätten. Wir bestellten daraufhin beide Albacore und bekamen bald ein ausgesprochenes Schlemmermahl mit großen, gegrillten Steaks dieses weißen Thunfischs, gebackenen Kartoffeln, gedünsteten Zucchini und Sauerteigbrot serviert.
    Milo verschlang die Hälfte seines Essens, trank dann einen großen Schluck Limonade und schaute zum Fenster hinaus. Über den Dächern der windschiefen Häuschen, die sich in den Schatten des durchgesackten Piers schmiegten, war ein chromblitzender Streifen des Ozeans zu sehen.
    »Und wie geht es dir sonst?« fragte er.
    »Nicht schlecht.«
    »Was hörst du von Robin?«
    »Vor ein paar Tagen habe ich eine Ansichtskarte bekommen. Die Ginza bei Nacht. Man lädt sie zu gutem Essen und Trinken ein. Offenbar das erstemal, daß sie eine Frau in dieser Art und Weise bewirten.«
    »Was wollen sie eigentlich von ihr?« fragte er.
    »Sie hat eine Gitarre für Rockin’ Billy Orleans gebaut, und er hat auf ihr im Madison Square Garden gespielt. Nach dem Konzert haben ihn die Musikfachleute interviewt, und er hat sich in höchsten Tönen über das Instrument und die phantastische Frau geäußert, die es gebaut hat. Der US-Repräsentant eines japanischen Konglomerats ist hellhörig geworden und hat es seinen Bossen mitgeteilt. Die waren daraufhin der Meinung, daß es sich lohnen würde, die Gitarre als Billy-Orleans-Modell in Serienproduktion herzustellen, und haben Robin eingeladen, mit ihnen an Ort und Stelle darüber zu sprechen.«
    »Am Schluß wird sie bei euch noch für den Unterhalt aufkommen, wie?«
    »Vielleicht«, antwortete ich düster und winkte dem Kellner, um ein zweites Bier zu bestellen.
    »Wie ich sehe, bist du von dieser Möglichkeit überaus begeistert.«
    »Ich freue mich für sie«, sagte ich rasch. »Es ist die große Chance, auf die sie immer gewartet hat. Aber Robin fehlt mir so sehr, Milo, daß ich verrückt werden könnte. Bisher sind wir noch nie so lange voneinander getrennt gewesen, und ich habe mein Vergnügen am Alleinsein verloren, seit ich sie

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