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Flüchtig!

Flüchtig!

Titel: Flüchtig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Verständnis halten.«
    Er legte einen Finger an die Nase und schniefte.
    »Und dazu eine kleine Prise, wie?«
    »Schon möglich.«
    »Weißt du, was - wenn wir mit Carmichael fertig sind, fahren wir direkt zum Krankenhaus und nehmen Valcroix unter die Lupe. Ich hab’ ein bißchen Zeit, weil die Sache mit der Bande so gut gelaufen ist - Geständnisse, wohin man schaut. Die Schützen waren übrigens vierzehn Jahre alt. Sie kommen in eine Jugendstrafanstalt. Die Sache mit dem Schnapsladen dürfte in Kürze auch ausgestanden sein - Del Hardy hat die Aussage eines Spitzels, die vielversprechend scheint. Bleibt nur noch der Kerl, der den Weibern auf die Bäuche scheißt. Und da setzen wir unsere ganze Hoffnung auf den Computer.«
    Er bog an der Fourth Avenue aus, fuhr nach Süden zum Pico Boulevard, von dort zur Pacific Avenue und weiter bis Venice. Wir kamen an Robins Studio vorbei, einer neutralen Ladenfront mit weißbemalten Fenstern, aber keiner von uns erwähnte es. Als wir uns dem Meer und dem Jachthafen näherten, wurde die bis dahin leicht verkommene Umgebung plötzlich schick.
    Doug Carmichaels Haus befand sich in einer Fußgängerstraße westlich der Pacific Avenue, nur einen halben Block vom Ozean entfernt. Es erinnerte an einen gestrandeten Kabinenkreuzer, mit seinen bugförmigen Ecken und den Bullaugenfenstern, schmal und hoch auf einem Grundstück, das höchsten zehn Meter breit war. Die Fassade war taubenblau gestrichen, mit weißen Verzierungen. Schindeln wie Fischschuppen schmückten den spitzen Giebel über der Tür. Ein Blumenkasten mit rosafarbenen Geranien hing unter dem großen Fenster neben der Tür. Den winzigen Rasen umgab ein weißer Staketenzaun. Die Tür war mit einem Buntglasfenster ausgestattet. Alles sah sauber und gepflegt aus.
    So nahe am Strand mußte selbst die Miete nicht gerade billig sein.
    »Anscheinend zahlt es sich aus, die Phantasien der Kunden zu befriedigen«, sagte ich.
    »Das ist doch nichts Neues.«
    Milo drückte auf die Klingel. Die Tür ging nach wenigen Sekunden auf, und ein großer, muskulöser Mann in einem rot-schwarz karierten Hemd und einer ausgebleichten Jeans zeigte uns ein Lächeln, das von Angst gesättigt war, stellte sich vor - »Hallo, ich bin Doug« - und bat uns einzutreten.
    Er war etwa in meinem Alter. Ich hatte mit einem jüngeren Mann gerechnet und war überrascht. Er hatte dichtes blondes Haar, das kunstvoll gefönt und gelegt war, einen vollen, sauber gestutzten rötlichblonden Bart, himmelblaue Augen, die Züge eines Malermodells und eine porenlose goldgebräunte Haut. Ein alternder Beachboy, der sich gut gehalten hatte.
    Die Innenwände des Hauses waren herausgenommen worden, um einen einzigen großen, von oben erhellten Wohnraum zu erhalten. Das Mobiliar war aus gebleichtem Holz angefertigt, die Wände grauweiß gestrichen. Es roch nach Zitronenöl. Meerbilder hingen an den Wänden. Außerdem enthielt der Raum ein Salzwasseraquarium, eine kleine, aber gut ausgestattete Kochnische, ein halb zusammengerolltes Futon-Bett. Alles an seinem Platz, pieksauber und ordentlich.
    Den Mittelpunkt des Raums bildete eine Vertiefung, die zur Hälfte von einer flaschengrünen, veloursbezogenen Wohnlandschaft eingenommen wurde. Wir gingen hinunter und setzten uns. Er bot uns Kaffee an aus einer Kanne, die auf dem Tisch bereitstand.
    Er schenkte drei Tassen ein und nahm dann uns gegenüber Platz, immer noch lächelnd, immer noch verängstigt.
    »Detective Sturgis…« Er schaute von mir auf Milo, der sich mit einem Nicken als der Angesprochene zu erkennen gab. »Sie haben mir am Telefon gesagt, es habe etwas mit Nona Swope zu tun.«
    »Das stimmt, Mr. Carmichael.«
    »Ich muß Ihnen vorweg sagen daß ich Ihnen vermutlich nicht viel helfen kann. Ich kenne das Mädchen ja kaum…«
    »Sie haben immerhin mehrmals mit ihr Aufträge durchgeführt.« Milo nahm seinen Notizblock und einen Stift heraus.
    Carmichael lachte nervös. »Drei oder höchstens viermal. Sie war nicht lange bei uns.«
    »Aha.«
    Carmichael trank Kaffee, stellte die Tasse ab und ließ seine Fingerknöchel knacken. Er hatte Gewichtheberarme; jeder einzelne Muskel trat deutlich hervor und war von kräftigen Venen umgeben.
    »Ich weiß auch nicht, wo sie ist«, sagte er.
    »Niemand behauptet, daß sie vermißt wird, Mr. Carmichael.«
    »Jane Rambo hat mich angerufen und mir gesagt, worum es geht. Sie sagte auch, daß Sie meine Personalakte mitgenommen haben.«
    »Ist Ihnen das unangenehm, Mr.

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