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Flüchtig!

Flüchtig!

Titel: Flüchtig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Carmichael?«
    »Ja, allerdings. Immerhin handelt es sich dabei um persönliche Daten, und ich kann nicht begreifen, was das mit Ihren Aufgaben zu tun haben soll.« Er suchte sich Mut zu machen, aber trotz seiner Muskeln wirkte er irgendwie verschüchtert und infantil.
    »Mr. Carmichael, Sie waren vorhin am Telefon ziemlich nervös, und jetzt sind Sie es immer noch. Wollen Sie uns nicht sagen, warum?« Milo lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander.
    Es ist immer ein betrüblicher Anblick, wenn sich jemand, der körperlich beeindruckend aussieht, dem Zusammenbruch nähert. Das ist, wie wenn ein Denkmal bröckelt und schließlich vom Sockel stürzt. Ich erkannte den Ausdruck auf dem Gesicht des blonden Mannes und wäre am liebsten weit fort gewesen.
    »Erzählen Sie es uns«, sagte Milo.
    »Es ist meine eigene Schuld. Und jetzt muß ich dafür bezahlen.« Er stand auf, ging in die Küche und kam mit einem Tablettenröhrchen zurück.
    »B-zwölf. Die brauche ich, wenn ich im Streß bin.«
    Er schraubte den Verschluß auf, schüttelte drei Kapseln auf seine Handfläche, schluckte sie und spülte mit Kaffee nach. »Ich sollte nicht so viel Koffein zu mir nehmen, aber es beruhigt mich. Eine Paradox-Reaktion.«
    »Woran denken Sie, Doug?«
    »Meine Arbeit bei Adam & Eve war ein Geheimnis - bis jetzt. Ich wußte, daß es riskant war und ich vielleicht jemandem begegnen würde, der mich kennt. Vielleicht war das ein Teil des Thrills.«
    »Ihr Privatleben interessiert uns nicht. Nur das, was Sie über Nona Swope wissen.«
    »Aber wenn es Folgen hat und die Sache vor Gericht kommt, wird man mich als Zeugen vernehmen, nicht wahr?«
    »Das könnte allerdings der Fall sein«, räumte Milo ein. »Doch davon sind wir noch sehr weit entfernt. Jetzt wollen wir erst einmal Nona und ihre Eltern finden und das Leben eines kleinen Jungen retten.«
    Der Kriminalbeamte berichtete ausführlich über Woodys Lymphom. Er hatte alles behalten, was er von mir wußte, und gab es präzise an Carmichael weiter. Der blonde Mann sträubte sich dagegen, aber es gelang ihm nicht. Er mußte sich alles anhören, und das bereitete ihm offensichtlich Kummer. Er schien gefühlvoll zu sein, und mir wurde er von Minute zu Minute sympathischer.
    »Mein Gott - sie hat mir natürlich gesagt, daß sie einen kranken Bruder hat, aber ich ahnte nicht, daß er so krank ist.«
    »Was hat sie Ihnen sonst noch gesagt?«
    »Nicht viel. Wirklich. Sie hat nicht viel geredet. Meistens nur darüber, daß sie Schauspielerin werden will - die üblichen Wunschträume der Mädchen. Sie schien übrigens nicht besonders deprimiert zu sein über die Krankheit ihres Bruders.« Milo wechselte das Thema.
    »Was sind das für Spiele, die Sie und Nona Swope vorgeführt haben?«
    Das Thema seiner Arbeit machte Carmichael wieder nervös. Er verschränkte die Finger und drehte dann die Hände um. An seinen muskulösen Armen traten Knoten hervor.
    »Vielleicht sollte ich mir einen Anwalt besorgen, bevor wir weitersprechen.«
    »Ganz wie Sie meinen«, sagte Milo und deutete auf das Telefon. Carmichael seufzte und schüttelte den Kopf. »Nein Das würde die Dinge noch mehr komplizieren. Hören Sie, ich kann Ihnen Einblick in Nonas Persönlichkeit geben, wenn Sie das wollen.«
    »Vielleicht hilft es uns.«
    »Aber mehr habe ich nicht. Vermutungen, keine Fakten. Könnten Sie nicht vergessen, woher Sie sie haben?«
    »Doug«, sagte Milo, »wir wissen, wer Ihr Vater ist, und wir wissen, worum es bei Jane Rambos Aufträgen geht, also hören Sie schon auf, um den heißen Brei herumzureden, ja?«
    Carmichael sah aus wie ein Pferd in einem brennenden Stall, bereit, davonzugaloppieren trotz aller möglichen Folgen.
    »Drehen Sie jetzt nicht durch«, sagte Milo. »Was Sie bei diesen Aufträgen tun, ist uns völlig egal.«
    »Ich bin doch nicht irgendwie pervers«, beharrte Carmichael. »Wenn Sie meine Vergangenheit durchleuchtet haben, müssen Sie auch wissen, wie es dazu gekommen ist.«
    »Sicher. Sie waren Tänzer im ›Lancelot‹. Nach der Show hat Sie eine der Ladys im Publikum angesprochen und mitgenommen. Es wurde über Sex für Geld gesprochen, und sie hat Sie hochgehen lassen.«
    »Es war eine gemeine Falle! Dieses Miststück!«
    Das ›Lancelot‹ war ein Männer-Striplokal für Frauen, die der Meinung waren, Emanzipation bestehe darin, daß sie auch noch die geschmacklosesten Aspekte männlichen Verhaltens nachahmten. Der Club war lange Zeit Gegenstand vielfacher Beschwerden aus

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