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Flügel aus Asche

Flügel aus Asche

Titel: Flügel aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaja Evert
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ihm plötzlich ihr Schwert an die Kehle gehalten. Und er hat ihr die Skada gegeben. Dann ist sie losgeritten wie der Wind, und ich hab sie aus den Augen verloren.« Yoluan seufzte, und seine Schultern sanken herab.
    »Warum hast du nicht versucht, sie rechtzeitig anzuhalten? Du hättest mit ihr reden können!«
    »Ich wollte ja, aber sie war zu schnell für mich. Flink wie ein Frettchen.«
    »Hast du einen Hinweis darauf, wohin sie wollte?« Schwärmers Augen waren dunkel vor Sorge.
    Yoluan schüttelte den Kopf. Die nächsten Worte kamen widerstrebend aus seinem Mund. »Sie ist in Richtung Akademie geritten. Aber keine Ahnung, ob das wirklich ihr Ziel ist.«
    Der Soldat namens Ghaves warf ihm einen halb düsteren, halb triumphierenden Blick zu, doch er hielt dabei den Mund. Offenbar hatte er aus Schwärmers Ermahnung gelernt.
    Schwärmer nickte Yoluan zu. »Gute Arbeit, trotzdem. Wir müssen weiter.«
    Nach Yoluans Bericht fühlte sich Adeen zittrig vor Sorge, und halb wunderte er sich, wie er trotzdem mit den anderen Schritt halten konnte, als sich die Truppe wieder in Bewegung setzte. Bisher hatte niemand außer Ghaves Talanna eine Verräterin genannt, und auch Schwärmer hatte seine Autorität als Anführer der Gruppe nicht benutzt, um sie zu brandmarken, aber die Beschuldigung hing in der Luft. Adeen redete sich ein, dass es viele Gründe geben mochte, weswegen Talanna beschlossen hatte, allein zur Akademie aufzubrechen, ohne sich dem Herrscher wieder anzuschließen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie aus freiem Willen zu Charral zurückkehrte. Der Magier hatte sie doch misshandelt. Adeen hatte die Abscheu in ihren Augen gesehen, wenn sie über ihn sprach. Und trotzdem – sie war eine Draquerin, ein Kind des Himmels. Auf der Erde hatte sie ihre Magie verloren, und überall war man ihr mit Misstrauen begegnet. Wenn sie ihre Kraft und ihr Ansehen zurückwollte, wer konnte das nicht verstehen?
    Würde sie uns dafür opfern?,
fragte sich Adeen.
Würde sie
mich
dafür opfern?
    Plötzlich fühlte er Yoluans warme Hand auf der Schulter. »Lauf nicht gegen die nächste Laterne, Adeen«, sagte er.
    Adeen blinzelte und wich dem Pfahl im letzten Moment aus. »Was denkst du?«, fragte er leise.
    Yoluan zog die Schultern hoch und ließ sie langsam wieder fallen. »Allmählich hab ich keine Ahnung mehr, was ich denken soll. Tut mir leid. Ich weiß, du mochtest sie.«
    Adeen warf ihm einen Seitenblick zu. Yoluan hatte noch mit Talanna in einem Zelt gelebt, nachdem er bei Schwärmer untergekommen war. Ob sie jemals hatte durchblicken lassen, was zwischen ihnen passiert war?
    Im Schatten der Gassen bewegten sie sich möglichst unauffällig weiter. Der bedrohliche Bau der Akademie ragte nun hoch vor ihnen auf. Die Türme waren schwarze, stachlige Monumente vor einem fast weißen Himmel. Vereinzelte Vögel kreisten noch über ihnen, doch es war, als hätten sogar die Tiere vor dem Krieg die Flucht ergriffen.
    Die Türme wurden immer streng bewacht. Am Eingang hatten Magiersoldaten Stellung bezogen, vier Männer in Drachenrüstungen, bewaffnet mit Stäben und Schwertern. Dennoch waren es sehr wenige, verglichen mit der Bewachung in den Tagen vor der Landung. Rashija hatte augenscheinlich alle Kräfte, die sie aufbringen konnte, auf das Schlachtfeld geschickt. Vor der Treppe, die zum Haupttor hinaufführte, befand sich ein metallenes Gestänge, wo Besucher ihre Skadas anbinden konnten. Ein einziges grünbraunes Tier stand dort, schüttelte unruhig den Kopf und scharrte mit den Krallen über den Steinboden.
    »Das ist die Skada, die Talanna genommen hat«, flüsterte Yoluan.
    »Bist du sicher?«, fragte Schwärmer.
    »Ja. Sie hat einen weißen Fleck am Knie.«
    »Und wie ist der Plan?« Ghaves’ Hand lag auf seinem Schwertknauf. »Wie kommen wir da rein, ohne dass sie uns braten?«
    Der andere Soldat ergriff das Wort: »Wenn ich die Skada nehme und darauf wegreite, verfolgt mich sicher einer von ihnen. Vielleicht auch zwei.«
    Adeen schüttelte den Kopf. »Die schießen dir einen Blitz in den Rücken, und du bist tot, ehe du zehn Schritte weit gekommen bist.«
    Der Mann wiegte den Kopf. »Sie haben hier unten nur die Magie, die in ihren Schriftrollen, Stäben und Artefakten gespeichert ist. Und die braucht sich schnell auf. Meinst du, sie verschwenden sie auf einen Skada-Dieb? Außerdem – ich bin ein guter Reiter.«
    »Ich will nicht noch jemanden verlieren«, sagte Schwärmer. »Und ich denke, wir sollten nicht durch das

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