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Flügel aus Asche

Flügel aus Asche

Titel: Flügel aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaja Evert
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Dach des Bauwerks.
    »Ich fasse es nicht!«, murmelte Schwärmer verblüfft.
    »Was rufen die?«, fragte Yoluan.
    Adeen lauschte angestrengt, aber noch immer verstand er nichts. Es war Talanna, die antwortete: »Freiheit. Tod dem Herrscher. Tod seinen Dienern.« Ein schwaches, halb bitteres Lächeln zuckte um ihre Lippen. »Offenbar ist meine Idee nicht so einzigartig, wie ich dachte.« Im Tageslicht wirkte sie bleich und erschöpft, doch sie schien zumindest ihren Sinn für Humor wiedergefunden zu haben. Dass sie, die Draquerin, sich jetzt umso mehr in Gefahr befand, schreckte sie offenbar nicht.
    »Eine Revolte!« Adeen konnte kaum glauben, was er hörte und sah. Zu der Zeit, als er in Rashija gelebt hatte, wäre so etwas undenkbar gewesen. Doch nun hatte der Herrscher seine Truppen aufs Schlachtfeld geschickt, und die wenigen Magiersoldaten, die zurückgeblieben waren, führten einen verzweifelten Kampf gegen die Flammen, die noch an der Akademie fraßen. Die Leute riefen nach Freiheit, und nicht nur Einzelne, sondern Massen. Es war eine fremde Welt.
    Talanna blickte mit zusammengekniffenen Augen in die Flammen. »Sie werden die Akademie zerstören. Wie auch immer dieser Krieg ausgeht – der Herrscher wird viel verlieren.«
    Der Anblick der wütenden Menge löste zwiespältige Gefühle in Adeen aus. Diese Rufe nach Freiheit – er hätte mit einstimmen können. Aber was, wenn die siegreichen Truppen des Herrschers nach der Schlacht zurückkehrten und die gesamte Stadt voller Rebellen vorfanden? Sie würden sie zusammentreiben wie einen Schwarm junger Skadas und sie alle abschlachten. »Wir sollten uns besser beeilen«, murmelte er.
    »Ich kehre zu Keyla und der Königin zurück«, sagte Schwärmer fast bedauernd. »Es ist meine Pflicht, ihnen Bericht zu erstatten, dass unser Vorhaben erfolgreich war. Dabei würde ich gern sehen, wie sich dieses Volk befreit und unsere Sache siegt – hoffentlich. Ich werde aus der Ferne zusehen.« Er klopfte erst Adeen auf die Schulter, dann, nach einem kurzen Zögern, auch Talanna. »Bei eurem Kampf wären meine alten Knochen ohnehin keine Hilfe.«
    »Pass auf dich auf«, sagte Adeen. Er war erleichtert, dass Schwärmer klug genug war, sich der Gefahr nicht auszusetzen. Der Soldat, der überlebt hatte, schloss sich Schwärmer an, nur Yoluan zögerte noch.
    »Ihr seid meine Freunde«, sagte er, »und ich war nicht nett zu dir, Talanna. Seit der Flucht haben wir alles zusammen gemacht, na ja, fast alles. Ich kann euch nicht einfach so gehen lassen.«
    Yoluan war in seiner Rüstung eine imposante Erscheinung und erweckte den Eindruck, eine ganze Schar Gegner in die Flucht schlagen zu können. Aber gegen den Herrscher und seine überlegene Magie würde ihm all seine körperliche Stärke nichts nützen.
    »Geh mit Schwärmer, Yoluan«, sagte Adeen. »Gegen den Herrscher kannst du nichts ausrichten. Es hilftt uns allen nichts, wenn du dein Leben für uns aufs Spiel setzt.«
    »Er hat recht«, bestätigte Talanna, »geh.«
    Yoluan sah Adeen ernst in die Augen. »Du sagst, dass du ein Magier bist, Adeen – aber ich habe nur gesehen, wie du Blätter aus einem Stock hast wachsen lassen. Ich hoffe, du weißt, was du tust. Vergiss nicht, ich werde dafür sorgen, dass du irgendwann deine Bilder malen kannst. Das habe ich dir versprochen. Also komm gefälligst nicht auf die Idee, in dieser verfluchten Stadt zu sterben.«
    Adeen musste lächeln. »Ich werde mein Bestes geben.«
    »Das reicht nicht. Versprich es.«
    Er würde ihn nicht gehen lassen, ehe er dieser Aufforderung nicht nachkam. »Also gut, ich verspreche es.«
    »Du wirst auf ihn aufpassen, verstanden?« Yoluan richtete seinen Blick auf Talanna. Für einen Moment wünschte Adeen, sie könnten sich ihm und Schwärmer anschließen und ebenfalls ins Lager zurückkehren. Wer waren sie denn, sich anzumaßen, diesen Krieg zu entscheiden? Dann sah er zu Talanna, in ihr wild entschlossenes Gesicht, und wusste, dass ihn kein Weg in den Schatten der rotgoldenen Wälder zurückführen würde, solange sie es nicht zumindest versucht hatten.
    Eine Mauer verschluckte seine Freunde. Einen Augenblick später flog ein Klumpen Pech und brennendes Papier über die Stelle hinweg, wo Yoluan eben noch gestanden hatte, und schlug mitten durch ein Fenster der Akademie.

19
    Der Herrscher
    I m Gegensatz zu der gespenstischen Leere noch vor einigen Stunden hatte sich die Stadt nun mit hitzigem, zornigem Leben gefüllt. Die Rashijaner hatten sich an

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