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Flügel aus Asche

Flügel aus Asche

Titel: Flügel aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaja Evert
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gelangen?«
    »Ich glaube nicht, aber … mir kommt das alles bekannt vor.« Adeen furchte die Stirn und versuchte, sich zu konzentrieren. Es war nicht leicht, solange Nemiz’ Hände ihn umklammerten. »Diese Gänge … dieser Ort unter der Erde … alles ist sehr undeutlich.« Er holte tief Atem.
    »Hast du für diese Leute gearbeitet, Krähe?«, fragte ein Mann voller Misstrauen.
    »Nein! Oder, besser gesagt, nein, ich glaube nicht. Ich war … ich weiß es nicht.«
    Nemiz ließ Adeen los. »Nein, du bist kein Verräter. Aber ich habe immer geahnt, dass mehr in dir steckt. Schau dich weiter um, lass die Räume auf dich wirken und versuch, dich zu erinnern. Solltest du tatsächlich schon einmal hier gewesen sein und etwas erkennen, Adeen, gib mir sofort Bescheid. Bis dahin sollten wir nur reden, wenn es unbedingt nötig ist.«
    Während sie weitergingen, tasteten Adeens Gedanken vorsichtig nach den Erinnerungssplittern. Mehr und mehr war er davon überzeugt, dass er an diesem Ort etwas erlebt hatte, was er hatte vergessen wollen.
    Sie passierten nun Höhlen, in denen Kisten und große Fässer lagerten. Eine Überprüfung ergab, dass es sich um Felsbrotmehl und Wasser handelte. Die letzte Rast, bei der sie etwas getrunken hatten, lag bereits lange zurück, und so gestattete Nemiz, dass sie in aller Eile ihren Durst stillten. Ganz in der Nähe befand sich ein weiterer gefängnisähnlicher Trakt. Offensichtlich erwarteten die Magier von Gabta Gefangene. Adeen fragte sich, wie das alles miteinander zusammenhing. Hatten es diese Magier auf Menschen vom Boden abgesehen? Aber weshalb? Rashija, die Herrin der Welt, führte zwar gegen alles Krieg, was auf dem Erdboden lebte und was sie ihrem endlosen Reich noch nicht einverleibt hatte, aber dass sie auch Gefangene machte, war Adeen neu. Jedenfalls wenn man von den Schreibern absah, die zur Arbeit in der Akademie gezwungen wurden.
    Könnte es …?
    Doch ehe er einen klaren Gedanken fassen konnte, rief Nemiz bereits zum Weitereilen auf.
    Nur einmal stießen sie auf einen Magier. Nemiz gab drei seiner Leute, darunter auch Yoluan, einen Wink, und sie stürzten sich lautlos auf ihn. Gleich darauf hielt Yoluan Nemiz in der hohlen Hand einen silbernen Schlüssel entgegen, auf dem das Blut des Magiers glänzte.
    »Das hatte er bei sich.«
    Nemiz grinste triumphierend. »Unser Glück.«
    Schließlich gelangten sie zu einer Treppe, die aufwärtsführte und an einer metallbeschlagenen Tür endete. Es war die Tür, zu der ihr erbeuteter Schlüssel passte. Sie traten hindurch, und über Adeens Kopf öffnete sich die Welt.
    Sie hatten das zentrale Gebäude der Insel, den Turm, erreicht und eine runde Halle betreten. Erleichtert atmete Adeen auf, als er erkannte, dass der Raum leer war. Er hatte befürchtet, dass es zum Kampf kommen würde, doch die Magier hielten sich wohl weiter oben auf. Zwei Kohlebecken strahlten Wärme aus und bildeten kleine Lichtpfützen in der Schwärze. Im zuckenden blauen Licht von Nemiz’ Kristall sah Adeen Bänke, die einen Kreis bildeten. Vielleicht handelte es sich um eine Versammlungshalle. Nischen in den Wänden waren von tiefen Schatten umhüllt. Eine Tür aus dunklem Metall, vermutlich der Ausgang, war von innen verriegelt. Auch wenn der Turm aus der Ferne durchscheinend gewirkt hatte, als müsse man durch die kristallenen Wände den Himmel erkennen, stellte sich das aus der Nähe als Trugschluss heraus: Der Kristall erwies sich als milchig und verriet nur, dass sich der Nachthimmel inzwischen vollständig schwarz gefärbt hatte. Im Zentrum der Halle stand ein massiver Kristallpfeiler, um den sich eine Treppe in die Höhe wand. Sie schien sehr hoch hinaufzuführen.
    Nemiz sperrte die Tür hinter sich wieder ab, damit niemand ihnen folgen konnte, und ließ den Leuchtkristall in seinem Ärmel verschwinden. »Wir müssen Deckung suchen!«
    Sie duckten sich in die Nischen in den Wänden, wo sie ebenfalls auf Bänke stießen. Adeen drängte sich mit Talanna und Nemiz zusammen. Der Raum fesselte seine Aufmerksamkeit noch immer. Erst auf den zweiten Blick bemerkte er das schwache farbige Leuchten, das vom oberen Ende der Treppe zu ihnen herabdrang: Rot, bläulich, weiß … dieses Glühen hatten sie bereits aus der Entfernung bemerkt. Konnte es mit der magischen Steuerung der Insel zusammenhängen? Der Anblick erfüllte ihn mit Unbehagen. Zumindest genügte die Helligkeit gerade eben, um sich zu orientieren. Dass sie das Licht nicht heller wahrnahmen, deutete

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