Fluegel der Dunkelheit
Wohnung
zurückkehren. Sergiu schien zuversichtlich. »Maizack hat mich
angerufen. Lu Hong ist um 4:30 Uhr in der Klinik in Lindow
aufgetaucht. Maier hat dessen Haus mit Wanzen ausgestattet sowie den
Wagen mit einem Sender versehen.«
Das klang für
Victor nach einem baldigen Erfolg. »Und Luca?«
Sergiu schüttelte
den Kopf. »Wann genau war Lu Hong in der Charité?«
»Genau? In der
Aufregung habe ich nicht auf die Uhr gesehen. Vielleicht war es 23:00
Uhr, es kann auch später gewesen sein.« Liana wüsste das bestimmt,
aber inzwischen sollte sie fest schlafen. »Er hatte also fünf
Stunden Zeit, Luca irgendwo hinzubringen. Und wenn er ihn getötet
hat?« Sergiu zog seine Augenbraue hoch.
»Nein, das glaube
ich nicht. Das würde kein Sinn ergeben. Hong hätte das vor Ort
erledigen können.«
»Und ich will es
nicht hoffen!« Sergiu zog seine Jacke über. »Du bleibst bei Veit.
Ich fahre zum alten Krankenhaus. Vielleicht hat er ihn dort
untergebracht.«
»Ich hätte es mir
ja denken können«, begann Sergiu, als er am Abend nach Hause kam.
»Dort hat er Luca jedenfalls nicht versteckt. Mir kam der Gedanke,
ob es in der Lindow Klinik möglicherweise einen ähnlichen
Kellerraum gibt, wie in Hohen Neuendorf. Ich habe Maier damit
beauftragt. Er hat Hong um 13:00 Uhr gesehen, wie er die Klinik
verließ, und ist ihm in seine Villa nach Klosterheide gefolgt. Um
18:00 Uhr hat Maizack die Ablösung übernommen.«
Endlich war seine
Stunde gekommen. »Na gut, dann werde ich mal loslegen. Veit ist
gerade eingeschlafen. Du solltest dich dazulegen.« Sergiu gab Victor
die Autoschlüssel. »Du wirkst so unruhig. Ist etwas vorgefallen?«
Sergiu entging aber auch nichts.
»Jemand hat mich
heute aus Popescu angerufen. Im Internet bei YouTube gibt es einen
Typen, der sich als Vampirjäger ausgibt. Er verspricht den Leuten,
ein hübsches Sümmchen zu zahlen, wenn sie Hinweise auf Vampire an
ihn weitergeben.« Victor nahm einen tiefen Atemzug. »Du kannst dir
ja vorstellen, was das für uns bedeutet. Die Krönung an der Sache
ist, dass Manuel ein Kopfgeld ausgesetzt hat.«
Sergiu riss seine
Augen auf. »Auf wen denn?«
Victor atmete tief
aus. »Auf Luca!«
Sergius Gesichtszüge
erschlafften. »Das kann doch nur ein Scherz sein!«
Victor schüttelte
den Kopf. »Leider nicht. Manuel ist überzeugt, dass Luca hinter
dieser Internetgeschichte steckt. Seit damals ist er nicht gut auf
ihn zu sprechen und seine Narben sind eindeutige Indizien, dass er
mit Menschen zu tun gehabt hat.«
»Aber das ist doch
Irrsinn!« Sergiu griff sich an die Stirn.
»Natürlich! Aber
das wissen nur wir. Ich muss mit Manuel reden, ihm die Wahrheit
sagen.«
Sergiu klopfte ihm
auf die Schulter. »Sei vorsichtig, Victor.«
Bevor dieser die Tür
öffnete, wandte er sich um. »Keine Sorge. Ich bin wachsam, wie
immer.« Victor fuhr mit Sergius Leihwagen in die Innenstadt von
Berlin. Über einen schmalen Schacht eines Parkhauses gelangte er
nach Popescu. Er fand alles beim Alten vor. Augenblicklich fühlte er
sich unter seinesgleichen geborgen. Ion, der Weinhändler, brachte
Victor zu Manuel, der ihn allerdings lange warten ließ, bis seine
Frau ihn in sein Büro bat. »Victor! Was für ein seltener Gast.«
Manuel saß
pathetisch in seinem Chefsessel. »Was für ein Zufall, dass du
ausgerechnet jetzt wieder auftauchst.«
Er hörte, wie
zornig seine Stimme klang. »Zufälle überlassen wir besser den
Menschen!«
Manuel machte dazu
eine befehlerische Handbewegung. »Setz dich.«
Er würde nicht nach
Manuels Pfeife tanzen, zu arrogant war der Anführer geworden.
»Danke. Meine Zeit ist knapp. Ich bin aus einem bestimmten Grund
hier.« Er hob absichtlich seinen Kopf ein Stück in die Höhe. »Es
geht um dieses irrsinnige Kopfgeld.«
Manuel lehnte sich
zurück. »Aha! Er ist also immer noch dein Schützling.«
Victor hätte Manuel
zu gern die Visage poliert. Er bemühte sich, sachlich zu bleiben,
was ihm sehr schwer viel. »Das war er nie. Vielleicht erinnert sich
das Werte Oberhaupt von Popescu an die vermisste Familie
Constantinescu.« Jetzt wollte seine Faust ihm gern die Nase blutig
schlagen.
»Was willst du?«
Manuels Augen funkelten.
Victor sprach etwas
lauter, in der Hoffnung dieser Sturkopf würde endlich begreifen, was
er hier tat. »Es ist Luca Traian Constantinescu auf den du ein
Kopfgeld ausgesetzt hast. Er befand sich fast fünf Jahre in der
Gewalt von Medizinern, die ihn für wissenschaftliche Zwecke
schändlich missbraucht haben. Er
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