Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluegel der Dunkelheit

Fluegel der Dunkelheit

Titel: Fluegel der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Planert
Vom Netzwerk:
mal
reicht!«
    Victor grinste, aber
nur kurz. »Dann hat Luca wirklich allen bis auf Lu Hong Sung durch,
und da bin ich ihm wohl in die Quere gekommen.«
    Bei dem Namen
verspürte Liana einen Ruck »Lu Hong Sung?« Der Name fühlte sich
wie ein Hammerschlag an. »Ist er klein und auffallend schmal?« Ihre
Stimme klang zittrig.
    Victor starrte sie
an. »War er hier?«
    »Scheiße, ja!
Eben, der Kerl am Fahrstuhl.«
    Gleichzeitig
schossen beide in die Höhe und rannten auf das Treppenhaus zu.
Victor sprintete schnell die Stufen zum fünften Stock voran, Liana
ihm nach. Als sie kurz nach ihm oben ankamen, sahen sie die offen
stehende Zimmertür. Mit jedem Schritt gewannen sie den Einblick in
das Krankenzimmer.
    Lu Hong Sung drehte
sich um, schwang dabei sein rechtes Bein im hohen Bogen Victor
entgegen. Victor sprang mit einem enormen Satz in die Höhe. Der
Chinese ließ sich dadurch nicht beeindrucken, versuchte Victor mit
seiner Kampfkunst zu attackieren. Victor wich bisher nur geschickt
aus. Liana stand nur da, wusste nicht, was sie tun sollte. Victor
schien Hongs Bewegungen genau zu beobachten. Dann legte er los.
    Mit atemberaubender
Geschwindigkeit drehte er sich um sich selbst. Beine und Arme dienten
wie gezielte Schlagstöcke, die dem Chinesen keine Möglichkeit zur
Verteidigung ließen. Er wirkte gegen den Vampir wie ein
Phlegmatiker. Für Liana war Hong dennoch schnell genug, als er sich
zum Rückzug entschloss und sie dabei buchstäblich umwarf. Er
flüchtete über den Flur.
    Victor half Liana
auf die Füße, reichte ihr seine Hand.
    »Alles in Ordnung?
Bist du verletzt?« Liana schüttelte den Kopf. Nur der Schreck saß
ihr in den Knochen. Als sie aufstand, fiel ihr Blick auf das
Krankenbett. »Vic ... Vic ... Victor!« Ihr Herz blieb stehen, ihre
Knie fühlten sich an, als würden sie jeden Augenblick versagen.
    Das Bett war leer!
    Einige Blutstropfen
leuchteten grell auf dem weißen Laken. Mit riesengroßen Augen
starrte Victor Liana ins Gesicht. Liana wusste, dass Traian niemals
in der Lage sein konnte, sein Bett allein zu verlassen. Nicht nach
einer solchen Operation und erst recht nicht nach den Tagen der
Bewusstlosigkeit. Lu Hong Sung musste Helfer gehabt haben. Traian
befand sich wieder in der Gewalt dieses skrupellosen Arztes. Eine
Vorstellung, die ihren Magen zusammenkrampfen ließ. Beinah wie von
selbst sank sie für einen Moment auf den Stuhl.

    Liana horchte sich
bei den Schwestern der Station nach sämtlichen Vorkommnissen um.
Unterdessen untersuchte Victor das Krankenzimmer genau. Die
Klebeelektroden lagen wild auf dem Bett verteilt, zwei auf dem
Fußboden. Katheder und Infusionsschlauch waren entfernt worden und
schlängelten sich ebenfalls auf dem Laken. Unter dem Bett lag die
Infusionskanüle. Victor fand einige Bluttropfen daneben. Er folgte
den Tropfen, die eine sichtbare Spur auf dem Linoleum hinterlassen
hatten. Eindeutiger ging es nicht.
    Wenn er das richtig
deutete, musste Luca aber ziemlich getorkelt sein. Manchmal lagen die
Kleckse auf dem Boden dicht beieinander, zwischendurch vergrößerte
sich der Abstand. Auf dem Flur ging Victor den Spuren nach, mal
weiter rechts, dann wieder links, bis zu den Umkleideräumen des
Personals. Dort häuften sie sich vor einem Kleiderschrank.
Fieberhaft suchte Victor jede Nische, jeden Schrank sorgfältig nach
einem zusätzlichen Hinweis ab.
    Nichts.
    »Hier bist du.«
Liana sah sehr blass aus.
    »Bis hierher hat
Luca eine Spur hinterlassen.« Irgendwo musste es weitergehen.
    »Lu Hong Sung muss
Helfer gehabt haben. Mir dreht sich der Magen um, wenn ich Traian in
seiner Gewalt weiß. Er hat doch nun weiß Gott genug durchgemacht.«
Liana dachte zu menschlich.
    »Es sieht aber so
aus, als sei Luca ganz allein aus dem Zimmer spaziert.«
    Liana packte ihn an
den Oberarmen. »Victor! Ich glaube, du hast mich nicht verstanden.
Traian hat massive Gehirnschäden. Keine Operation der Welt kann das
rückgängig machen. Er wird kein normales Leben führen können und
schon gar nicht hier einfach mal so herausspazieren.« Liana
schluckte, als sie Victor in die Augen schaute. »Welche
Behinderungen er auch haben wird, die einzige Erklärung ist, man hat
ihn entführt. Alles andere ist Wunschdenken.«
    Victor wollte sich
das nicht vorstellen. Die Spuren deuteten nicht auf eine Entführung
hin oder aber jemand hatte sich Luca über die Schulter geworfen und
hatte Mühe mit dieser Last.
    Liana rieb sich über
das Gesicht. »Wir müssen diesen Lu Hong Sung finden.

Weitere Kostenlose Bücher