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Fluegel der Dunkelheit

Fluegel der Dunkelheit

Titel: Fluegel der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Planert
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das erste Mal in Popescu begegnet war.
All die lange Zeit über hatte man ihn gesucht und er selbst hielt
sich für verloren, für vergessen. Ein gutes Gefühl, zu wissen,
dass man doch nicht so ganz allein gewesen war.
    Traian nahm Veit auf
den Arm. Dieses Kind war also sein Fleisch und Blut. Doch war es auch
das Kind dieser verhassten Krankenschwester, die jahrelang den Ärzten
zur Seite stand und trotz ihrer Anfälle von Mitleid untätig
geblieben war.
    »Veit hat nur noch
dich.« Liana sagte diese Worte leise. »Bettina hat sich heute Nacht
das Leben genommen.«
    Traian sah ihr
schweigend in die Augen. Für Bettina konnte er kein Mitgefühl
aufbringen. Aber woher wusste Liana das eigentlich?
    »Es funktioniert
nicht immer.« Sie lächelte und flüsterte weiter. »Manchmal sind
es Bilder, manchmal Worte. Alles kommt unwillkürlich, dann, wenn ich
es am wenigsten erwarte.«
    »Taian.« Veit
kitzelte ihn mit seinen kleinen Fingern am Hals.
    »Ein furchtbarer
Gedanke, Veit in den Händen von Ärzten zu wissen, die ihn für ihre
...« Liana kam nicht dazu, ihren Satz zu beenden. Traian legte zwei
Finger über ihre Lippen. Dadurch wurde ihm deutlich, dass sein
kleiner Sohn ebenfalls schmerzvolle Untersuchungen hinter sich hatte,
was Veits mütterliche Herkunft bedeutungslos machte. Im Namen der
Wissenschaft durfte niemand seinen Sohn missbrauchen, solange er das
als Vater verhindern konnte.
    Der Stolz ein Vampir
zu sein, kehrte zurück, damit auch das erhebende Gefühl ein Vater,
ein Beschützer zu sein.

    Inout zog für ein
paar Tage in ein Hotel. Ohne Liana wollte Traian unter keinen
Umständen nach Rumänien zurückkehren. Zuvor musste Liana einige
Vorbereitungen treffen. Hals über Kopf konnte sie ihre Wohnung,
ihren Arbeitsplatz nicht verlassen. Traian und Veit schliefen im
abgedunkelten Schlafzimmer, als es an der Wohnungstür klopfte.
    Im Trott der
Gewohnheit öffnete Liana, ohne die Schlafzimmertür vorher zu
schließen. »Hallo Guido.« Liana hielt inne, sie hatte ihren
Nachbarn immer hereingebeten. Wie sollte sie sich jetzt verhalten?
    »Liana. Die letzten
Tage war es hier so ruhig, dass ich mir ernsthaft Sorgen um dich
gemacht habe. Ist alles in Ordnung?« Er musterte sie eingehend. »Du
siehst verändert aus.«
    Sie lachte.
»Wirklich?« Sie könnte schnell die Schlafzimmertür zumachen und
Guido ins Wohnzimmer bitten. »Möchtest du einen Augenblick
reinkommen?«
    Guido blieb kurz auf
dem Flur stehen. »Sehr gern! Was ist mit dir pass ...«
    Zu spät. Er hatte
bereits einen Blick ins Schlafzimmer erhascht. Hastig schloss Liana
die Zimmertür und schob ihren Nachbarn ins Wohnzimmer.
    »Liana!« Guido
riss seine Augen auf, als er sich ihr zuwandte. »Was ist denn in
dich gefahren? Sag bloß, du hattest ein Schlüsselerlebnis?«
    »Wie bitte?« Was
hatte ein Mann in ihrem Bett mit einem Schlüsselerlebnis zu tun?
    »Irgendetwas muss
doch vorgefallen sein. Von allein hättest du meinen Traumfänger
niemals aufgehängt.« Vermutlich hatte Guido Traian gar nicht
bemerkt, umso besser.
    »Ach so. Den
Traumfänger meinst du.« Das ersparte ihr einige Erklärungen. Sie
setzte ein Lächeln auf, diese Antwort hatte etwas Triumphierendes an
sich. »Ach weißt du, es gibt da Dinge zwischen Himmel und Erde, die
lassen sich nicht erklären. Man kann nicht alles wissenschaftlich
belegen.«
    »Liana, du
erstaunst mich. Ist das wahr? Erzähl schon, was ist passiert?«
Guido lehnte sich zurück.
    »Ich werde für
eine Weile fort sein.« Unmöglich konnte sie die ganze Geschichte
erzählen, im Grunde wollte sie das auch nicht.
    »Urlaub? Das hast
du dir verdient. Wo fährst du hin?«
    »Nach Cisnadioara.«
Sie würde in einer richtigen Burg wohnen, mit Traian und Veit
zusammen.
    »Wo liegt das
denn?«
    »In Rumänien«,
sagte sie stolz.
    »Rumänien? Was
willst du denn ausgerechnet da?« Es klang, als wäre es das
abgelegenste Ende der Welt.
    »Vielleicht die
legendären Vampire treffen?« Sie musste grinsen.
    »Nein, mal ehrlich,
was willst du dort?« Er legte seine Stirn in Falten.
    »Die Liebe meines
Lebens begleiten.«
    »Hui, das klingt
ernst!« Er war überrascht, Liana sah es ihm an.
    »Es ist ernst.«
Der Gedanke, dass Traian jetzt jeden Tag bei ihr sein konnte, nicht
mehr vor ihr wegrannte, vor allem aber nicht mehr unter Schmerzen
leiden musste, beförderte sie noch ein Stück höher auf der Wolke
der Liebe. Wenn Traian sie berührte, sie küsste, verlor sie das
Gefühl für die Realität und schien mit seiner Seele

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