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Fluegel der Dunkelheit

Fluegel der Dunkelheit

Titel: Fluegel der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Planert
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hatten und dass er
seine Beschwerden geschickt vor ihr verborgen hatte.
    Dabei wurde ihr aber
auch mehr als deutlich, dass Traian sehr viel mehr wegstecken konnte,
als jeder normale Mensch.
    »Dr. Majewski. Gut,
dass Sie noch da sind.« Eine vertraute Schwester holte Liana in die
Wirklichkeit zurück. »Dr. Neumann hatte eine Autopanne und lässt
sich entschuldigen.«
    Liana seufzte, ihr
Dienst ging also noch weiter. »Ich komme gleich wieder nach oben.«
    Die Schwester hielt
die Tür auf. »Dr. Majewski. Sie werden jetzt gebraucht.« Eine
solche Aussage duldete keinen Aufschub. Als sie auf der
Intensivstation von der Schwester ins Zimmer gelost wurde, fühlte
Liana sich um hundert Jahre älter.
    Es war Traian.
Unrhythmisch piepste das EKG auf dem Monitor, zeitweise fehlten
Herzschläge.
    Die erfahrene
Schwester sah kurz auf. »Die Blutwerte sind eine Katastrophe.« Sie
schüttelte den Kopf. »Wer hat heute Dienst?«
    Liana seufzte.
»Ich.« Sie presste die Lippen aufeinander. Die
Herzrhythmusstörungen beunruhigten sie sehr. Das war nicht ihr
Fachgebiet. Hier half wieder nur der kühle Kopf, der ihr allerdings
langsam schon rauchte. »Versuchen wir es zuerst mit Lidocain.«
    Die Schwester legte
Traian eine weitere Infusion. Inzwischen studierte Liana die
Blutwerte. Traian schien seit längerem keine Nahrung mehr zu sich
genommen zu haben. Bei einem Menschen wäre da Kochsalzlösung und
Glukose angebracht, aber Traian war Vampir. »Er bekommt eine
Blutkonserve kein Plasma, sondern Vollblut.«
    Die Schwester riss
ihre Augen auf. »Warum das denn? Damit werden sich seine schlechten
Blutwerte auch nicht ändern.« Sie klang schnippisch.
    Liana hob ihr Kinn
ein Stück in die Höhe. »Stellen sie etwa meine Kompetenz in Frage,
Schwester?«
    Sie presste sichtbar
ihre Lippen zusammen. »Das wollte ich damit nicht sagen, Dr.
Majewski. Aber alles zur richtigen Zeit. Eine Vollblutkonserve ist
wesentlich kostenintensiver als ...«
    Liana musste sich
zügeln. Unter gewöhnlichen Umständen hätte sie der Schwester
zugestimmt. Allerdings war dies keine normale Situation, denn der
Patient war Vampir und brauchte eben Vollblut. »Ich übernehme die
Verantwortung.« Vermutlich durch Victors Beeinflussung des Personals
gab sich die Schwester allerdings recht schnell geschlagen und
verließ das Zimmer. Traian lag fast nackt vor Liana, lediglich ein
Tuch bedeckte seine Genitalien. Die vielen Schläuche und Kabel
wirkten zum ersten Mal bedrohlich, obwohl sie sonst die Technik als
hilfreich und lebensrettend empfand.
    Seine Narben der
Nieren- sowie Milzoperation, die Traian im Krankenhauskeller
überstanden hatte, waren nicht sehr ästhetisch, zeugten von
Unfähigkeit oder Oberflächlichkeit. Zahlreiche kleine Wundmale
erzählten von verschiedenen Eingriffen des Versuchsteams. Eine
schreckliche Vorstellung, die Liana zügig aus ihren Gedanken
vertreiben musste. Sein durchtrainierter Körper ließ sich dadurch
jedenfalls nicht entstellen, auch wenn er in letzter Zeit abgenommen
hatte. Zärtlich strich sie mit den Fingern über seine Narbe, wo
jahrelang die Drainage in seiner Milz gesteckt haben musste. Das
unregelmäßige Piepen der EKG-Elektroden veränderte sich. Traians
Herzschlag wurde schneller, damit auch wieder regelmäßiger.
    Das Lidocain wirkte
also. Sie fragte sich, ob sie ihm diesen Zustand nicht hätte
ersparen können. An dem Abend, wo er freiwillig zu ihr gekommen war,
hätte sie energischer sein müssen. Sie hätte ihn gar nicht
gehenlassen dürfen.
    Plötzlich stürmte
die Schwester ins Zimmer. Sie drückte Liana die Blutkonserve in die
Hand. »Verantwortung tragen, heißt es selbst zu tun.« Sie nahm
ihre Schultern zurück und ging mit erhobenem Kopf hinaus. Liana
hängte den mit Blut gefüllten Plastikbeutel zu den anderen
Infusionsbeuteln an den Haken. Die Infusionskanüle am rechten Arm
bot keinen Platz für eine zusätzliche Infusion.
    Liana desinfizierte
den Rücken des linken Handgelenkes und schob die Kanüle in Traians
Vene. »Das wird dir helfen. Damit geht es dir bestimmt bald besser.«
Während das Blut bereits über den Schlauch in Traians Vene floss,
klebte Liana die Kanüle mit einem Pflaster fest. Danach nahm sie
seine Hand. »Bitte hab keine Angst, Traian. Du bist hier wirklich
gut aufgehoben. Niemand wird dir hier unnötige Schmerzen zufügen.«
Liana fiel es sehr schwer, die Erkenntnisse aus der Operation zu
akzeptieren. Sie spürte, wie ihr die Tränen über die Wange liefen.
»Ich werde immer für

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