Fluegel der Dunkelheit
dich da sein. Immer!«
Vampirehrenwort
S ergiu lief
ungeduldig im Warteraum auf und ab, als Liana die Tür der
Intensivstation öffnete. Nach den strengen Vorschriften musste sich
Sergiu sterile Kleidung überziehen sowie seine Schuhe im
Umkleideraum zurücklassen.
»Sergiu. Wenn
Traian aufwacht ...« Liana führte ihn den langen Flur entlang,
dabei suchte sie nach dem richtigen Anfang. »Die Schäden, die die
Implantate verursacht haben, sind nicht reparabel. Der Shunt war mit
Sicherheit nicht zur Entwässerung gedacht.«
Sergiu blieb stehen.
»Was zum Henker willst du mir sagen?«
Liana schaute ihm
ins Gesicht. »Traians Gehirn weist verschiedene Schäden auf. Unter
anderem wurden sein Sehzentrum sowie sein Sprachzentrum verletzt.
Traian wird kein normales Leben mehr führen können.« Liana spürte
erneut Tränen in ihren Augen. Nur dieses eine Mal wünschte sie
sich, mit der Forschung schon weiter zu sein und Traian wieder zurück
zu bekommen.
»Kein normales
Leben?« Sergiu schluckte. »Auf was muss ich mich gefasst machen?«
Liana ging auf die
Tür zu. »Genaueres kann ich erst sagen, wenn er bei Bewusstsein
ist. Er wird blind sein.« Sie wollte ihre Prognosen nicht ausmalen,
das schmerzte sie zu sehr. »Inwieweit seine Motorik noch
funktioniert, ist fraglich.« Sie öffnete die Tür.
Sergiu ging zwei
Schritte in den Raum. »Doamne dumnezeule! Wo ist da noch die Würde
des Menschen ... ich meine des Vampirs? Verdammt, was haben wir
getan?«
Liana empfand es als
tröstlich, zu wissen, dass auch Sergiu ähnliche Gedanken verfolgte.
»Nicht wir. Sie haben ihm das angetan. Die Blutung, die er sich
gestern zugezogen hat, war nicht das Problem. Die konnte ich
stoppen.« Sie musste schlucken. »Ich vermute, dass er schon seit
längerem massive Sehstörung gehabt haben muss. Eigentlich ist es
unbegreiflich, dass er mit diesem Hirnschaden überhaupt allein
zurecht kam.«
Sergius Hand
zitterte, als er Traians Arm berührte. »Wie soll ich das seinem
Onkel erklären? Seit sieben verdammten Jahren wartet er auf eine
Nachricht. Gestern schien er doch ganz fit.« Er sah zu Liana.
»Vielleicht irrst du dich ja?«
Liana spürte, wie
sie gegen die Tränen kämpfen musste. »Oh Sergiu! Was würde ich
alles dafür geben?« Lianas Piepser ging los. »Entschuldige bitte,
ich muss in den OP.«
Am Abend kam Victor
in die Klinik. Sergiu hatte ihn zu Hause auf die Situation
vorzubereiten versucht. Aber der Anblick, wie Traian zwischen den
Schläuchen und Kabeln vor ihm lag, warf ihn aus dem Gleichgewicht.
Dies passte nicht in seine Weltanschauung von Gleichgesinnten. Ein
Vampir hat sich nicht in ein Krankenhaus zu legen, um seine
Lebensfunktionen schnaufenden Maschinen zu überlassen. Er spürte,
wie sich sein Hals verengte. Nur mit großer Mühe gelang es ihm,
Traian nicht augenblicklich von all der Technik zu befreien.
Lediglich das Vertrauen zu Liana hielt ihn davor zurück.
Er stellte sich
neben das Bett, dabei atmete er schwer. »Du hättest uns in Popescu
eine Chance geben sollen Freunde zu werden. Sieh dich an, Luca Traian
Constantinescu. Ein Häufchen Elend ist aus dir geworden. Nicht tot
und noch weniger lebendig. Hatte ich dir doch erklärt, wie die
Selbstheilung ausgeführt wird. Ein Vampir sollte so etwas nicht
vergessen! Ionut, deinem Onkel ... was soll ich ihm sagen, Luca?«
Victor schluckte heftig. »Entweder beginnst du zu kämpfen, wie sich
das für einen Vampir gehört oder ich werde in drei Tagen dieses
Desaster hier beenden. Ich werde sämtliche Technik entfernen, vor
allem diese Maschinen abstellen. Habe ich mich deutlich genug
ausgedrückt, Luca Traian Constantinescu?« Der Kloß in seinem Hals
wurde zu mächtig. Victor meinte, in diesem Raum keine Luft atmen zu
können.
In der Cafeteria
ließ er sich ein Glas Rotwein bringen. Er zweifelte, ob er wirklich
drei Tage warten oder besser gleich seine Drohung wahr machen sollte.
»Victor.« Liana
setzte sich an seinen Tisch. »Ich habe dich nur zufällig hier
gesehen, warum hast du nicht angerufen?«
Victor rieb sich
über die Stirn. »Das habe ich. Eine Schwester meinte, du würdest
schlafen. Da bat ich sie, dich nicht zu stören.«
Liana lächelte.
»Ach, Unsinn.« Jetzt machte sie ein ernstes Gesicht. »Warst du
schon oben?« Victor nickte nur und nahm einen Schluck Wein. »Ich
weiß nicht, inwieweit dich Sergiu aufgeklärt hat.«
Seine Wut ließ sich
nicht mehr zügeln. »Aufgeklärt? Über Luca, der nicht mehr sehen
und nicht sprechen kann?
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