Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluegel der Dunkelheit

Fluegel der Dunkelheit

Titel: Fluegel der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Planert
Vom Netzwerk:
hatten zwei Pfleger mit
Victors Hilfe Traian schon auf der Unterlage abgelegt.
    Der dritte
Krankenpfleger legte Traians Kopf in den Nacken, öffnete seinen Mund
und schob das Laryngoskop hinein. »Haben Sie den Patienten in
Transsilvanien aufgegabelt? Mein lieber Herr Gesangsverein, der hat
Zähne wie Dosenöffner.« Mit diesem Kommentar führte er den
Endotrachealtubus in die Luftröhre. Anschließend fixierte er mit
Klebeband den Tubus und verband ihn mit dem Beatmungsbeutel, den er
sofort betätigte. Liana ging auf seine Bemerkung nicht ein. Victor
würde sich um ihn kümmern. Einer der Krankenpfleger horchte mit dem
Stethoskop Traians Lungen ab. »Okey! Beidseitig belüftet!«
    Liana spürte eine
kleine Erleichterung, zumindest war Traians Beatmung gesichert.
Schnell schoben die Pfleger Traian ins Klinikgebäude. Victor hastete
mit Liana hinterher.
    »Stabilisiert ihn.
Ich brauche dringend ein CT. Verdacht auf Intrazerebrale Blutung.«
    Im
Notaufnahme-Zimmer packte die diensthabende Krankenschwester sofort
zu. Sie wechselte den Beatmungsbeutel gegen die Verbindung zur
Beatmungsmaschine aus. Liana sah Traian kurz an. Unzählige winzig
kleine Tröpfchen glitzerten auf seinem Gesicht im Lichtschein der
Untersuchungslampe. Als Liana darüber nachdachte, was Traian
diesbezüglich hinter sich hatte, bemerkte sie einen kalten Schauer
den Rücken herunterrinnen. Würde er hier zu sich kommen, was in
seinem jetzigen Zustand undenkbar war, musste sie mit einer
Überreaktion, mit Panikanfällen rechnen. Sie strich ihm einige
wirre Strähnen aus dem Gesicht. Halte durch, dachte sie.
    »Ist Ihnen
aufgefallen, dass der Patient mit einem Shunt versorgt ist?« Ein
Assistenzarzt war hinzugekommen und bohrte während seiner Frage
Traian eine Infusionskanüle in die rechte Armvene, fixierte die
Kanüle mit zwei Pflastern.
    Liana spürte die
Ungeduld in sich wachsen. »Genau deshalb brauchte ich das CT. Ist er
so weit?« Alles schien hier heute viel länger zu dauern, als sonst.
    »Ich muss das EKG
noch anlegen. Sein Blutdruck ist so stabil wie das Gemüt einer Frau,
wenn sie ihre Regel hat.« Der Pfleger hatte einen eigenartigen
Humor. Liana hätte ihn am liebsten rausgeschmissen.
    »Hat der Patient
auch einen Namen?« Der Assistenzarzt überprüfte Traians Reflexe
der Pupillen. »Das sieht aber gar nicht gut aus.«
    Genau das war der
Satz, den Liana jetzt nicht hören wollte. »Da müssen Sie Victor
fragen. Er wartet draußen.« Liana bekam immer mehr Bedenken. Ein
Vampir in der Notaufnahme, hoffentlich ging das gut. Andererseits gab
es keine Alternative, wenn sie Traians Leben retten wollte und das
musste ihr unter allen Umständen gelingen.
    »Warten sie noch
zehn Minuten, bis die Medikamente wirken. Dann könnten wir das CT
machen.«

    Der Assistenzarzt
trat auf Victor zu. »Ich bin Dr. Köhler. Sind Sie der Vater?«
    Victor schüttelte
den Kopf. »Ein Freund der Familie, gewissermaßen.«
    Der Arzt nickte.
»Gibt es Familienangehörige, die Sie benachrichtigen können? Der
Zustand des Patienten ist sehr ernst.« Er sah Victor direkt in die
Augen.
    »Sie werden alles
tun, um Luca zu helfen. Sie haben keine abnormen Körpermerkmale
entdeckt«, fing Victor an und stellte sicher, dass Liana von diesem
Mann nicht behindert werden würde. Anschließend widmete er sich dem
restlichen Personal. Als sein Blick auf Luca fiel, dem ein Schlauch
aus dem Mund ragte, und einer in seinem Arm verschwand, spürte er,
wie sein Inneres zusammenkrampfte. Diese Aufzeichnungen über die
Versuche kamen ihm in den Sinn, viel mehr was Luca von den Menschen
hatte alles ertragen müssen. Dieses Schicksal hatte der Junge ganz
bestimmt nicht verdient. Jetzt konnte er nur hoffen, dass Liana ihn
schnell von all diesem Krempel befreite, damit er nach all den Qualen
ein normales Leben führen konnte.

    Endlich hielt Liana
die CT-Aufnahmen in der Hand und steckte sie auf die Lichtleiste.
Dank Victors Fähigkeiten waren sie unter sich. Der erste Eindruck
fühlte sich an, als habe sie einen Fausthieb in die Magengrube
bekommen. Sie warf sich die Hand über den Mund, denn in diesem
Moment wusste sie, dass Traians Leben nie wieder so sein würde, wie
noch vor ein paar Tagen. Sie spürte ihre Augen feucht werden und
bemühte sich ihre Empfindungen halbwegs unter Kontrolle zu bringen.
Der Shunt war verrutscht, was aber das geringste Problem war.
Inzwischen hatte sie sich so gut, wie es in der kurzen Zeit möglich
war, jegliches Wissen über Implantate angeeignet. Die

Weitere Kostenlose Bücher