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Fluegellos

Fluegellos

Titel: Fluegellos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Cardinal
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Punkt drei. Vielleicht hob ein Umzug dieses Problem auf.
    4.
    Gut, ich muss mich korrigieren. Punkt drei war nicht der Punkt, vor dem mir am meisten graute. Es war Punkt vier, über den ich nicht einmal gewagt hatte, nachzudenken. Im Grunde schon, aber ich hatte die Gedanken an ihn immer schnell wieder hinuntergeschluckt, sobald sie in mein Bewusstsein geschlichen waren.
    Der Notausgang, quasi.
    Ich tat ein paar tiefe Atemzüge und richtete mich wieder auf. Noch war es nicht so weit, dass ich darüber intensiver nachdenken musste. Noch gab es Hoffnung. Ich war nicht einmal mehr bei Punkt drei angelangt. Und war mitten in Punkt eins. Im Laufe der Woche würde sich etwas ergeben, die Post von Gott zu mir konnte ja vielleicht etwas Zeit brauchen.
    Ich zwang ein Lächeln auf meine Lippen, legte mich auf die Couch und starrte weiter die Pinnwand an. Irgendwann wurden meine Augen durch das immer gleich bleibende Bild müde und ich gab dem Druck nach.
    Der Schlaf, von dem ich eingeholt wurde, war dominiert von drei Begriffen.
     
    1. Go tt
    2. Gehirn
    3. Umfeld
    4.

5
     
    Ich wusste nicht, ob ich erwartet hatte, dass das Wohnzimmer sich über Nacht in ein farbenfrohes Paradies verwandelt hatte, aber als ich wieder in diesem eiskalten, schneeweißen Raum saß, rollte mir augenblicklich ein Schauer über den Rücken. Der Tee war das einzige wirklich Gute an diesem Ort. Als Emilia endlich aus ihrem Büro zurückkam, war ich schon bei meiner dritten Tasse angelangt.
    »Tut mir leid wegen des Anrufs gestern«, entschuldigte sie sich sofort. »Ich wusste nicht, dass du so darüber denkst.«
    Es ist doch offensichtlich , dachte ich und war augenblicklich froh darüber, dass ich in diesem Zimmer die einzige war, die Gedanken hören konnte. »Ist schon gut«, log ich und stellte meine Tasse ab.
    »Gut.« Sie lächelte und setzte sich mir gegenüber. »Dir scheint der Tee ja wirklich zu schmecken«, Sie nickte anerkennend, als sie sah, dass ich mir wieder nachfüllte.
    »Ja.« Es ist das einzige in diesem Raum, das mich einigermaßen aufwärmt. »Er ist wirklich gut.«
    Emilia zückte Kugelschreiber und Notizblock und sah mich auffordernd an. »Den Unfall habe ich jetzt komplett durchgearbeitet. Ich habe auch einen alten Artikel eingescannt, um das anschaulicher zu gestalten. Möchtest du ihn sehen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Du bist die Journalistin und du hast die Ahnung. Ich bin nur ein Laie.«
    Sie lächelte, offenbar fühlte sie sich geschmeichelt. Sie hatte vermutlich nicht mitbekommen, dass ein Hauch Ironie meine Worte begleitet hatte.
    »Was willst du heute von mir wissen?«, fragte ich.
    »Am besten fahren wir da fort, wo wir gestern aufgehört haben. Erzähle mir von deiner Zeit bei der Pflegefamilie und wie du gemerkt hast, dass du … ein Engel bist.«
    »Ich habe angefangen, Stimmen zu hören«, kam ich direkt auf den Punkt. »Erst war es nur Jaspers Stimme. Er hat von Janina geschwärmt, und ich war der Meinung, dass es eine Sache zwischen den beiden war und besser, mich nicht einzumischen. Im Nachhinein war das eine gute Entscheidung aus einem falschen Grund. Ich meine, wie hätten die beiden mich angesehen, wenn ich seine Gedanken kommentiert hätte?«
    »Vermutlich sehr irritiert«, beantwortete Emilia meine rhetorische Frage.
    »Nein«, lächelte ich. »Irritiert ist zu wenig gesagt. Vermutlich hätten sie mich sofort in die Geschlossene eingewiesen, weil ich Stimmen antworte, die es nicht gibt.«
    »Stimmt«, überlegte Emilia laut. Sie notierte sich etwas. »Wann hast du realisiert, dass du Gedanken hörst und keine willkürlichen Stimmen?«
    »Irgendwann hat mein Pflegevater etwas ausgesprochen, kurz, nachdem er es gedacht hat. Das war das erste Mal, dass ich in irgendeiner Form misstrauisch wurde. Als dann die Stimme meines damals besten Freundes gesagt hat, wie schön mein Kleid ist, während er selbst mein Outfit gemustert hat, war ich mir sicher.«
    »Das muss ein Schock für dich gewesen sein«, sagte Emilia. Ich schüttelte den Kopf. »Nein, im Gegenteil. Ich fand das richtig abgefahren. Nach ein paar Jahren haben mich alle in meiner Schule das Medium genannt, weil ich immer genau vorhersagen konnte, wer in wen verknallt war. Ich habe es aber auf gute Menschenkenntnis abgewälzt.«
    Emilia lachte leise. »Das kann ich mir vorstellen. Ich hätte dich auch für verrückt erklärt.« Wieder machte sie sich Notizen. »Und in wieweit gelingt es dir, die Personen zusammenzubringen, wenn du weder Pfeil noch

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