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Fluegellos

Fluegellos

Titel: Fluegellos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Cardinal
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Bogen hast?«
    Ich wollte gerade den Mund öffnen, als aus dem Eingangsflur das Geräusch eines sich im Schloss drehenden Schlüssels ertönte. Jemand betrat die Wohnung und kurz darauf ertönte die raue Stimme eines Mannes. »Emilia?«, rief er. Ich ahnte, wer es war.
    »Das ist Valentin«, bestätigte sie, nicht ohne fast unmerklich die Augen zu verdrehen. »Hey!«, sagte sie dann lauter, mit einem doch sehr gekünstelten Lächeln auf den Lippen.
    Ich spürte in meinem Rücken, wie jemand ins Wohnzimmer trat. Ein intensiver Geruch nach Rasierwasser breitete sich aus, der sogar den Tee überdeckte. Ich kannte diesen Duft, ich war ihm gestern schon begegnet. »Wieder am Arbeiten?«, fragte Valentin und ging an mir vorbei zu Emilia. Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern setzte sich sofort neben sie aufs Sofa.
    »Ja«, erwiderte sie eindringlich. Ich erkannte die Aufforderung in ihrem Tonfall. Er sollte aufstehen und gehen, sie ihre Arbeit machen lassen.
    Aber Valentin ignorierte sie. Er stützte sich mit den Unterarmen auf seinen Oberschenkeln ab und schenkte seine Aufmerksamkeit mir. »Sind wir uns schon einmal begegnet?«, fragte er und fixierte mich mit seinen blauen Augen. Er schien sich wirklich nicht sicher zu sein, ob er nur Wahnvorstellungen hatte oder mir wirklich schon einmal begegnet war.
    Ich lächelte. »Ja. Gestern erst.«
    »Stimmt. Du bist das Mädchen, das mich fast über den Haufen gerannt hätte. Ich erinnere mich.« Er grinste, wobei sich der blonde Bart, der seine dünnen Lippen umrahmte, mit hob. Valentin schien den Blick nicht von mir abwenden zu wollen. »Und du bist also die, die meiner Freundin durch ihre super Story den Schlaf raubt.«
    Ich zögerte. Ich wusste, dass ich in genervte Augen blicken würde, wenn ich Emilia ansah, und so konzentrierte ich mich nur auf ihn. »Das bin dann wohl wirklich ich, ja.«
    Er verengte die Augen zu dünnen Schlitzen. »Eigentlich sollte ich dich dafür hassen. Aber irgendwie bist du mir sympathisch.«
    Ich hob die Brauen. »Okay. Danke, sollte ich dann wohl sagen.«
    »Du könntest mir auf eine andere Weise danken«, erwiderte er.
    Ich spürte, wie meine Hände feucht wurden. Irgendwie hatte ich ein ganz ungutes Gefühl bei der Sache. Ich schluckte und sah ihn fragend an. »Und wie?«
    »Verrate mir, was es mit diesem Artikel auf sich hat.«
    Jetzt mischte sich Emilia wieder ein. Sie warf mir einen genervten Blick zu. »Valentin, wie du schon festgestellt hast, arbeite ich gerade. Würde es dir etwas ausmachen, dich hier weg zu bewegen?«
    Er verzog das Gesicht und musterte seine Freundin. »Sie sieht für mich nicht wie jemand aus, der Bulimie hat«, entgegnete er.
    »Valentin.« Ihr Blick blieb eindringlich. »Geh jetzt.«
    »Bulimie?«, unterbrach ich sie. »Was …« Ich brach ab, als ich plötzlich ihren Blick auf mir spürte. Die Wut, die in ihren Augen aufleuchtete, war wie Flammen, die meine Haut zum Kochen brachten.
    »Nina?«, fragte sie mit zusammengebissenen Zähnen. »Sei still.«
    Ein Lächeln huschte über Valentins Gesicht, das jedoch sofort einer ernsten, kalten Miene wich. »Ich wusste, dass du mich angelogen hast.« Er wandte sich mir zu. »Du hast keine Bulimie, richtig?«
    Emilia presste ihre Kiefer aufeinander und verkrampfte die Hände zu Fäusten. Sie musste nichts sagen. Ich erkannte auch so, dass ich um jeden Preis den Mund halten sollte, wenn ich nicht wollte, dass die Bombe in ihr platzte.
    Also schwieg ich.
    »Das ist nicht deine Angelegenheit«, zischte sie. »Es geht um mich und Nina. Verstehst du? Du spielst in dieser Rechnung keine Rolle.«
    »Du hast mich also wirklich angelogen.« Er seufzte, verschränkte die Arme vor dem Körper und lehnte sich zurück. »Typisch für dich. Aber immerhin hast du sie mit jedem Detail der Tageszeitung angedreht, dein Freund ist es ja nicht wert, die Wahrheit zu wissen.«
    »Valentin!« Emilia vergrub das Gesicht in den Händen. Ich sah, wie sie zitterten.
    Tageszeitung? Ich spürte, wie ich unruhig wurde. Das ging schneller, als gedacht. Mist. Ich hatte gehofft, dass das noch etwas länger dauerte, aber anscheinend wollte Emilia sich so schnell wie möglich absichern. Das bedeutete, dass es schnell gehen musste. Ich brauchte jetzt eine Antwort von Gott, wenn ich nicht wollte, dass sie mir morgen mit einem Vertrag ankam.
    »Emilia?«, fragte ich. »Können wir dann jetzt …«
    »Schnauze«, gab sie zurück und richtete sich abrupt auf. So abrupt, dass ihre Teetasse wackelte und sich

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