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Fluegellos

Fluegellos

Titel: Fluegellos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Cardinal
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ob er log, oder nicht. Im Hintergrund sah ich, wie sich der Kellner uns näherte, auf dem Tablett zwei orangefarbene Cocktails. Er fing meinen Blick auf und erwiderte mein Lächeln.
    Sofort sah ich weg und fixierte eine rosafarbene Limousine, die schwerfällig über die Straße kroch. In ihr tummelten sich grölende Jugendliche, die sich aus der Dachluke reckten und mit Champagner um sich schossen.
    Albern , dachte ich.
    »Wieso verheimlicht Emilia mir, was du ihr erzählst?«, fragte Valentin dann und lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn.
    Ich hob die Schultern. »Ich weiß es nicht, vor allem, weil du ihr Freund bist.« Ich wusste, dass es eine Aufforderung gewesen war, es ihm zu verraten, aber ich ignorierte es. Solange er es nicht aussprach, war ich zu nichts verpflichtet. Und danach auch nicht.
    Er lehnte sich mit den Unterarmen auf den Tisch und sah mich forschend an. »Und ich nehme mal an, dass du es mir auch nicht verraten wirst, richtig?«, fragte er.
    »Wenn Emilia …« Ich kam nicht weit, den sofort unterbrach er mich.
    »Ja, Emilia, ich weiß Bescheid. Die ist jetzt egal, denk nicht an sie. Würdest du es mir denn von dir aus erzählen, wenn es sie nicht gäbe?«
    Ich überlegte kurz. Eigentlich wirkte er ganz vertrauenserweckend, so, wie er da saß, lächelnd, mit ehrlichem Blick. Aber ich hatte es noch nie jemandem erzählt, bis auf Emilia. Und diese ganze Aufmachung konnte auch nur Fassade sein. Immerhin kannte ich ihn erst seit einem Tag, und er konnte auch ein Verschwörungstheoretiker sein, der mich sofort einbuchtete und für kranke Experimente missbrauchte, sobald er davon erfuhr. »Nein, ich würde es dir nicht erzählen«, sagte ich.
    Obwohl. Kurz durchzuckte mich ein Gedanke. Ich war allerdings nicht schnell genug, um ihn einzufangen, und so flatterte er unangehört fort.
    Mit dieser Antwort hatte Valentin nicht gerechnet. Er richtete sich wieder auf und wirkte irgendwie angespannt. »Das muss ja etwas ernstes sein«, erwiderte er.
    »Ist es.« Ich nickte und nahm meine Arme vom Tisch, als der Kellner uns die Cocktails servierte. »Danke!«
    Er lächelte schüchtern und verschwand wieder ins Innere.
    Valentin hob sein Glas und betrachtete die Eiswürfel, die an der Oberfläche trieben. »Würdest du es mir erzählen, wenn ich dich genug abfülle und du nachher dicht bist bis oben hin?«
    Ich wollte gerade nach meinem Glas greifen, aber ich zog die Hand zurück. Erst, als Valentin mich ansah und grinste, begriff ich, dass es als ein Scherz gemeint gewesen war.
    »Du kannst ruhig trinken. Ich habe dem Kellner nicht gesagt, dass er dir da etwas reinmischen soll.« Er zwinkerte mir zu und nahm einen Schluck von seinem Drink. Das Grinsen wurde schnell zu einer Grimasse.
    »Ich denke nicht, dass du dann etwas aus mir rausbekommen hättest.« Ich tat es ihm nach und spürte plötzlich dutzende Sorten Alkohol auf meiner Zunge, nur ein einsames Körnchen Zucker hatte sich hineinverirrt. Augenblicklich verzog ich das Gesicht. Es schmeckte unheimlich bitter, aber auf keinen Fall schlecht.
    »Ist ja ein wohlgehütetes Geheimnis«, folgerte Valentin und nahm noch einen Schluck. Wieder jagte Ekel über seine Züge und wieder schien er es zu genießen. Alkohol war schon eine faszinierende Sache.
    »Ist es.«
    »Und trotzdem bringst du es an die Öffentlichkeit?« Er hob eine Braue und lies das Glas auf dessen Boden kreisen. Der Alkohol schwappte darin umher, aber nie über den Rand hinaus. »Wo ist denn da die Logik?«
    Ich schwieg und beobachtete das Karussell aus Flüssigkeit. »Das ist eine lange Geschichte«, murmelte ich dann.
    Fast demonstrativ sah Valentin zum Himmel hinauf, der einen dunkelblauen Farbton angenommen hatte. »Wir haben Zeit.«
    »Wirklich, Valentin. Das richtet nur Schaden an, wenn Menschen davon wissen, die es nicht sollten.«
    Er seufzte. »Nenn mich bitte Valle. Und du weißt schon, dass du mich nur neugieriger machst, oder?«
    Ich nickte. »Das weiß ich, Valle.«
    Kurz huschte ein Lächeln über seine Lippen. »Das ist dein letztes Wort?«, fragte er und verzog fast beleidigt den Mund. »Gibt es irgendjemanden, den du damit in die Pfanne hauen könntest, wenn du es den falschen Leuten erzählst?«
    Dieser Satz hatte etwas in mir ausgelöst. Plötzlich kehrte der Gedanke zu mir zurück, der eben unbemerkt an mir vorbeigeflattert war.
    Aber jetzt fing ich ihn ein.
    Natürlich gab es jemanden, den ich damit in die Pfanne hauen konnte. Und auch wollte. Wieso also nicht? Was

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