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Fluegellos

Fluegellos

Titel: Fluegellos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Cardinal
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stand er, an den Pfahl einer Straßenlaterne gelehnt, und lächelte zu mir hinauf.
    »Hast du noch etwas vor?«, fragte er.
    Ich legte meine Hand um den Türknauf, nur, um sicher zu gehen. »Ich habe einen Termin«, sagte ich sofort. Mit meinem Sofa, meinem Fernseher und Schokoladeneis.
    »Wirklich?« Valentin zwinkerte. Er lehnte dort seelenruhig, sein Lächeln wirkte nicht auch nur für einen Augenblick unsicher. Als wusste er, dass ich ihn anlog und es nur eine Frage der Zeit war, bis er mich überführte.
    »Ja«, beharrte ich dennoch.
    »Das ist schade.« Jetzt ließ er den Pfahl los und kam mir einige Schritte entgegen.
    »Wieso?« Ich umschloss den Knauf fester. Ich brauchte ihn nur noch zu drehen, und war drinnen.
    »Weißt du, ich dachte eigentlich, dass wir zusammen etwas trinken könnten.«
    Ich hielt inne und musterte ihn. Was plante er? »Du suchst nicht meine Adresse raus, um ganz spontan zu entscheiden, dass du mit mir etwas trinken willst. Was hast du vor?«
    Er wirkte kurz ertappt. »Ich möchte mich für das entschuldigen, was Emilia gerade abgezogen hat. Und du bist die einzige Person, die ich kenne, die vermutlich mit mir etwas trinken gehen würde.«
    »Du kennst mich nicht.«
    »Und genau das möchte ich ändern.« Er lächelte wieder. »Also?«
    »Ich habe einen Termin«, erwiderte ich. Das alles klang – obwohl er eine Freundin hatte – sehr nach einem Date. Immerhin war seine Beziehung alles andere als goldig. Und das missfiel mir.
    »Hast du nicht.«
    Ich schwieg und beobachtete, wie er mich regungslos, fast schon triumphierend, ansah. »Woher willst du das wissen?«, fragte ich dann.
    »Du fragst mich, wieso ich mich mit dir treffen will. Das bedeutet, dass du nicht ganz ausgeschlossen hast, mit mir mitzugehen, abhängig davon, ob es dich anspricht oder nicht. Komm schon.«
    »Bist du ein Psychospinner oder so?« Ich verdrehte die Augen. Er hatte mich durchschaut. Und wie.
    »Nur hobbymäßig.« Er grinste schief. »Komm schon. Ich möchte die Aktion gerade einfach nur wieder gut machen. Immerhin war es meine Schuld, dass Emilia dich so angeblafft hat. Darf ich das?«
    Ich seufzte und ging in Gedanken durch, was meine Möglichkeiten waren. Es gab zwei. Entweder ich sagte nein , oder ich gab nach und sagte ja – offensichtlich. Wenn ich mich für Ersteres entschied, verbrachte ich den Abend einsam auf dem Sofa. Wenn nicht, hatte ich die Möglichkeit, mich mit jemandem zu unterhalten, der anscheinend etwas von Psychologie verstand. Es war nicht unmöglich, dass er mir vielleicht helfen konnte. Ich seufzte. »Gut, fein.« Ich drehte den Knauf und öffnete die Tür. »Warte hier. Ich ziehe mich kurz anders an.«
    Valentins Miene veränderte sich nicht ansatzweise, als ich im Haus verschwand. Er lächelte immer noch sein zufriedenes, breites Lächeln. Als hatte er die ganze Zeit über gewusst, dass ich letzten Endes doch mit ihm gehen würde.
     
    Es war eine schlechte Idee gewesen, mich für das kurze Schwarze zu entscheiden. Der Hochsommer war um, und der Herbst hielt auch nicht mehr lange aus. In Verbindung mit dem sehr frischen Wind war es noch schlimmer. Kurz: Mir war kalt.
    »Können wir uns an die Heizstrahler setzen?«, fragte ich und hob flehend die Augenbrauen.
    Valentin lächelte, räumte zwei leere Gläser von einem Tisch direkt unter den Schirmen und zog mir einen Stuhl zurück.
    »Ist das dein Ernst?«, wollte ich wissen.
    Er lächelte weiter. »So behandle ich jede Frau. Keine Sorge.«
    Ich seufzte und setzte mich. Immerhin. Wenn er nicht log, dann war alles gut. Und aktuell schwiegen seine Gedanken, was mich noch ein bisschen mehr beruhigte. Denn meine größte Sorge war, dass das hier in seinen Augen wirklich ein Date war, und nicht nur eine bloße Wiedergutmachung. »Danke«, sagte ich.
    »Gut, also wieso hast du mir einen Termin vorgegaukelt, den du nicht hast?«, legte er sofort los, als wir beide uns gegenübersaßen und ich schon dabei war, die Getränkekarte zu studieren.
    Ich sah ihn über den Rand hinweg an. »Ich hatte einen Termin.«
    Er legte den Kopf schief. Wieder dieses wissende Grinsen.
    »Wirklich. Mit meinem Sofa, Fernseher und einem Becher Ben & Jerry’s.«
    Valentin lachte. »Gut, das ist natürlich wichtig.« Erkannte ich da Ironie in seiner Stimme?
    »Ja, ist es«, murmelte ich mit zusammengekniffenen Augen. »Das wäre der beste Termin des ganzen Tages gewesen.«
    »Ist das hier nicht gut?«, fragte er, fast beleidigt.
    »Noch kann ich kein Statement

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