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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Zusammensetzung des Vorstands die Vereinsmitglieder repräsentierte, dann würden morgen kaum Männer als Tanzpartner zur Verfügung stehen. Von Arian wusste sie, dass es nur wenige weibliche gefallene Engel gab. Offenbar benahmen sich die Frauen im Himmel anständiger als ihre männlichen Kollegen.
    Doch sie wollte Sirona die Freude nicht vermiesen und behielt ihre Gedanken für sich. Darin war sie wahrlich geübt, und wäre sie nicht gelegentlich impulsiver, als es gut für sie war, hätte Juna es in dieser Disziplin gewiss weit gebracht, wenn vielleicht auch nicht zu derselben Meisterschaft wie Cathure oder Arian. Daran war ganz allein ihr Feuer schuld, und das Schlimmste war: Es ließ sich immer schwerer bändigen.
     
    Am nächsten Morgen machte sie mit Finn einen ausgiebigen Spaziergang im Hyde Park. Ehrfürchtig sahen sie den Reitern hinterher, die auf ihren dampfenden Pferden die Rotten Row hinabtrabten, bevor sie gemeinsam zum Ententeich liefen. Natürlich war Finn viel zu gut erzogen, um dem Federvieh hinterherzuspringen, als es aufgeregt schnatternd vor ihm ins Wasser floh.

    Mit rosigen Wangen kehrte Juna ins Hotel zurück, wo man ihr ein geschlossenes Kuvert für Sirona überreichte und mitteilte: »Ms Apollini erwartet sie um 10.00 Uhr in ihrer Suite zum Frühstück.«
    Juna sah auf die Uhr und stellte fest, dass ihr noch ausreichend Zeit zum Duschen blieb. Zehn Uhr war ohnehin skandalös früh für ihre Freundin, die normalerweise niemanden empfing, ohne einen Besuch im Spa absolviert zu haben und anschließend von geübten Assistenten geschminkt und frisiert zu werden. Sie hatte von ihrem Paten ein Vermögen geerbt und schien fest entschlossen, das Geld so schnell wie möglich auszugeben.
    Pünktlich klopfte Juna an die Tür von Sironas Suite. An den Briefumschlag hatte sie sich in letzter Sekunde noch erinnert und hielt ihn nun in der Hand.
    Geld zu haben ist schon eine schöne Sache , dachte sie beim Anblick des Salons. Die Gardinen waren zur Seite gezogen, und das Sonnenlicht tauchte den Raum in weiches Licht. Vor einem Fenster war der gleiche Tisch wie gestern Abend gedeckt, aber nun duftete es verführerisch nach frischen Croissants und Kaffee. Finn lief schwanzwedelnd hinüber und legte die Schnauze auf die schneeweiße Tischdecke.
    »Hey, runter da!« Sirona lachte und umarmte Juna zur Begrüßung.
    Danach setzten sie sich an den Frühstückstisch, und Finn ließ sich mit einem Seufzer neben Junas Stuhl fallen, wo er bald darauf einschlief, ohne zu ahnen, dass über ihm sogar gebratene Würstchen serviert wurden.
    »Oh, dieser Brief wurde für dich abgegeben.«
    Sirona sah auf das geschwungene Wappen, das den Umschlag in der linken oberen Ecke zierte, und griff hastig zu.
Mit fliegenden Fingern befreite sie das Schreiben und begann zu lesen.
    »Zur Höl…! Sie lehnen deinen Antrag ab!« Sirona sprang auf. »Wo ist mein Handtasche?« Sie lief ins Schlafzimmer. Gleich darauf klirrte Porzellan, und ein saftiger Fluch war zu hören, den selbst Juna nicht genau verstand. Sirona fuhr wild mit ihrem Zeigefinger über die Oberfläche ihres Handys und schimpfte vor sich hin.
    »Hey, es ist doch nicht so wichtig!«
    »Nicht wichtig?« Sirona warf ihr Handy so schwungvoll auf das Sofa, dass es von dort zu Boden fiel und unter dem Sessel verschwand. »Natürlich ist das wichtig! Was denken die sich eigentlich?« Dann sah sie Juna vorwurfsvoll an. »Ich habe dir gleich gesagt, dass es keine gute Idee war, ihnen zu verschweigen, wo sich dein Engel aufhält. Jetzt glauben sie womöglich, dass er in Gehenna sitzt.« Sie sah Juna aufmerksam an. »Oh. Mein. Gott.« Sie schlug die manikürte Hand vor den Mund und flüsterte: »Sag nicht, dass er wirklich dort ist.«
    »Ich habe dir doch gesagt …« Juna verabscheute es zu lügen, aber ihre Loyalität zu Arian kannte keine Grenzen. »Nein, ist er nicht!«
    Sirona stürzte auf Juna zu und umarmte sie. »Schon gut. Ich würde auch lieber selbst durchs Fegefeuer gehen, als meinen Engel zu verraten. Du wirst schon wissen, was du tust.« Damit wandte sie sich ab und steckte sich unter Finns aufmerksamem Blick ein fettes Würstchen in den Mund. »Weißt du was?«, sagte sie kauend. »Wir gehen trotzdem hin.«
    »Zum Ball? Aber da kommen wir ohne Einladung doch gar nicht rein.« Juna war von der plötzlichen Wendung der
Ereignisse nicht begeistert. Die Veranstaltung besuchen zu müssen, wäre schon schlimm genug gewesen. Sich heimlich einzuschleichen … das wäre

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