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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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schob sie die Brille mit den getönten Gläsern bis zur Nasenspitze und sah ihm über den Rand hinweg tief in die Augen. Dabei ließ sie gerade so viel von ihrem Feuer erkennen, dass er es nicht übersehen konnte.
    Seine Reaktion zeugte von dieser ungeheueren Selbstbeherrschung, die sogar in seinem Berufsstand selten anzutreffen war. Ohne eine Miene zu verziehen, sagte er: »Sehr wohl!«, und öffnete die Tür weit genug, dass es als Einladung verstanden werden konnte. »Darf ich vorangehen?«

    »Wie hast du das gemacht?« Bewunderung lag in Sironas Stimme. »Ab jetzt überlass das Reden aber lieber mir. Ich weiß genau, was sie hören wollen.«
    Und dann wurden sie auch schon angekündigt. Sieben Augenpaare musterten sie. Nur eines davon gehörte einem Mann.
    Sirona stellte sie als ihre Freundin vor und erzählte eine ziemlich verkürzte Version ihrer Begegnung mit Arian, dessen Name allerdings nicht ein einziges Mal fiel.
    »Sie möchten also Mitglied bei uns werden? Sind Sie sich der Konsequenzen bewusst?«
    Juna sah die Fragerin an, gegen die sie bereits beim Betreten des Raums eine unerklärliche Abneigung gefasst hatte. Die Frau mochte etwa dreißig sein und trug einen exakt geschnittenen Bob, der garantiert gefärbt war. Solch gleichmäßig schwarzes Haar besaß nicht einmal Arian. Alles an ihr wirkte wie gemeißelt, ihre Gesichtszüge waren zu kantig, um schön zu sein. »Nun ja, eigentlich …«
    »Wo ist der Engel jetzt?«
    Arian hatte ihr beim Abschied eingeschärft, dass außer Cathure niemand wissen durfte, wohin er ging. Juna sah der Frau in die Augen und log. »Ich weiß es nicht.« Sie griff an ihre Brille, um zu prüfen, ob sie ihre Augen zuverlässig verbarg. Es war keine gute Idee gewesen, ihr Feuer zu bemühen, um den Doorman zu beeinflussen. Jetzt war es hungrig und wollte mehr.
    »Sie kennen sich noch nicht lange.« Sirona warf ihr einen Blick zu, der ihr vermutlich sagen sollte: Ich erledige hier das Reden! Laut sagte sie: »Aber brauchen nicht gerade die Jungen unsere Unterstützung?«
    »Du hättest sie gar nicht zu uns bringen dürfen. Was
geschieht, wenn der Gefallene nach Gehenna geht und uns alle verrät?«, fragte die strenge Frau.
    Sirona wirkte nicht mehr ganz so selbstsicher, als sie sich Juna zuwandte. »Das würde er doch nicht tun, nicht wahr, Schätzchen?«
    Die schwarzhaarige Frau schien Juna mit Blicken durchbohren zu wollen, als könnte sie das Feuer spüren, das unter der dünnen Fassade gezwungener Selbstbeherrschung loderte. »Natürlich überprüfen wir jeden Aspiranten und seinen Engel sorgfältig, bevor wir uns ihnen offenbaren.« Damit schaute sie zu Sirona. »Das hättest du wissen können, wenn du ein bisschen mehr Interesse an deiner Einweisung gezeigt hättest.«
    Juna reichte es allmählich. Sie hatte ihre Freundin zwar nur hierherbegleitet, um ihr einen Gefallen zu tun, und war geneigt, ihrer Bauchstimme zu folgen, die sie warnte, sich mit diesen Leuten einzulassen. Doch dies konnte niemand außer ihr wissen, und die Art, wie man sie behandelte, als sei sie eine unwürdige Bittstellerin, ärgerte sie fast ebenso sehr wie der schulmeisterliche Ton, den diese schwarzhaarige Person Sirona gegenüber anschlug.
    Bevor sie jedoch etwas sagen konnte, stand der Mann auf, der sie die ganze Zeit gemustert hatte. Er wandte sich seinen Vorstandskolleginnen zu. »Ladys, ich schlage vor, wir besprechen die Angelegenheit ohne weitere Zeugen.«
    Außer Miss Sauertopf , wie sie die Schwarzhaarige insgeheim getauft hatte, nickten alle Anwesenden, und zustimmendes Gemurmel war zu hören. Mit Genugtuung registrierte Juna, dass der Zug um den Mund der Frau noch ein bisschen säuerlicher wurde.
    »Also gut.« Sie hob das Kinn noch ein bisschen höher,
wobei sich ihre exakte Frisur kaum bewegte, und warf ihnen einen giftigen Blick zu.
    Du kannst mich mal, du Biest! , dachte Juna und zeigte ihre Zähne bei etwas, das nur schwerlich als freundliches Lächeln durchgehen dürfte.
    »Und was ist mit dem Ball?« Sirona gab nicht so schnell auf, wenn es um so wichtige Dinge wie Vergnügungen ging.
    »Gedulden Sie sich, liebe Freundin. Wir werden Ihnen unsere Entscheidung rechtzeitig mitteilen.« Der Mann entließ sie mit einer Handbewegung, und nachdem weiteres zustimmendes Gemurmel zu hören war, sagte er zu Juna: »Sie werden jetzt so freundlich sein, draußen auf Ihre Freundin zu warten.«
    Das tat sie, und nach einer guten Viertelstunde kam Sirona aus dem Raum, lächelte müde und sagte:

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