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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Wort über den Zwischenfall zu verlieren.

16
    M orgens hing ein Schild Bitte nicht stören an Sironas Zimmertür.
    Juna ging mit Finn aus und entschied spontan, ihrem Elternhaus einen Besuch abzustatten. Sofern sich deren Leben nicht überraschend geändert hatte, würde sie ihren Vater mit verschiedenen Zeitungen, aber ansonsten allein beim Frühstück antreffen.
    »Miss Juna.« Unzählige Fältchen erschienen im Gesicht des Butlers. Es war nicht zu übersehen, dass er sich freute.
    Soweit sich Juna erinnern konnte, war er schon im Haus ihrer Familie angestellt gewesen, als sie dort einzog. Am liebsten hätte sie ihn umarmt, wie sie es als Kind manchmal getan hatte. Stattdessen hielt sie sich an die Konventionen, die ihr zumindest ein warmes Lächeln erlaubten. »Hallo Lane. Geht es Ihnen gut?«
    »Danke, Miss.« Er trat beiseite, damit sie mit Finn ins Haus gehen konnte. »Es ist schön, Sie nach so langer Zeit wiederzusehen, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf. Werden Sie länger bleiben?«
    »Nein, ich wohne im Hotel.« Fast tat es ihr leid, ihn enttäuschen zu müssen. Er hatte immer alles in seiner Macht Stehende getan, um sie vor ihrer Stiefmutter zu schützen. Eigentlich war er damals fast schon so etwas wie ihr menschlicher Schutzengel gewesen. Vielleicht wird er eines Tages
wirklich einer werden. Diesen Gedanken fand Juna seltsam tröstlich. »Ist mein Vater zu Hause?«
    »Wenn Sie mir bitte folgen möchten, Miss Juna.«
    Er hatte also keinen Zweifel, dass der Vater sie empfangen würde. Da er ihre Stiefmutter nicht erwähnte, hieß dies sehr wahrscheinlich, dass sie nicht zu Hause war.
    Finn hielt sich unerwartet folgsam an ihrer Seite, während Juna Mantel und Schal ablegte.
    Lane öffnete die Tür zum Frühstückssalon, und Juna überschritt mit großen Bauchschmerzen eine Schwelle, die niemals wieder zu übertreten sie sich vor nicht allzu langer Zeit geschworen hatte. »Miss Juna MacDonnell, Sir.«
    »Vater!«
    Er ließ die Zeitung sinken und sah sie erstaunt an. »Kind, welch eine Überraschung.« Duncan MacDonnell faltete seine Times ordentlich zusammen, wie er es immer tat, und legte sie beiseite. Danach erhob er sich und breitete die Arme aus. »Ich wusste gar nicht, dass du in der Stadt bist. Deine Mutter …«
    »Keine Sorge, ich wohne im Hotel.«
    Erleichterung zeichnete sich auf seinen Zügen ab. Er sah ihr nicht ins Gesicht, sondern musterte stattdessen den Hund an ihrer Seite.
    »So habe ich das nicht gemeint. Du kannst immer bei uns wohnen, aber Bridget … nun ja, sie liebt keine Unruhe in ihrem Haus.«
    Juna umarmte ihn. »Das weiß ich doch.«
    Ein Lächeln schlich sich in seine Augenwinkel und erinnerte Juna daran, dass ihr Vater allgemein als ein attraktiver, selbstbewusster Mann galt.
    Er beugte sich hinab und kraulte Finn hinter den Ohren.
»Na, mein Schöner, wie gefällt es dir in der großen Stadt? Ich wette, du sehnst dich nach der Heide und ein paar ordentlichen Birkhühnern.«
    Finn wedelte mit dem Schwanz, und während die Menschen sich setzten, schnupperte er am Hosenbein des freundlichen Mannes. Offenbar zufrieden mit seiner Inspektion, ließ er sich gleich darauf mit einem Grunzen neben Juna fallen.
    »Guter Vogelhund.« Richard MacDonnell, der im letzten Jahr zu Sir Richard geadelt worden war, schnalzte anerkennend mit der Zunge. »Aber was ist mit seinem Ohr passiert? Ein Jagdunfall?«
    Juna zuckte mit den Schultern. »So etwas in der Art.« Sie machte sich nicht die Mühe zu erklären, dass Finn ein Straßenhund war, die Highlands nur von wenigen Besuchen kannte und noch niemals an einer Jagd teilgenommen hatte. Ihr Vater hätte es nicht verstanden.
    Der Butler servierte frischen Tee. Als er ein Gedeck auflegen wollte, winkte Juna ab. »Danke, Lane. Ich habe bereits gefrühstückt.«
    Sie schenkte sich ihren Tee selbst ein und wartete, bis der Butler die Tür lautlos hinter sich zugezogen hatte, bevor sie sich räusperte und ihren Vater ansah. »Ich möchte mehr über meine Mutter erfahren.«
    »Über Bridget? Da gibt es nichts Neues zu erzählen.« Dann sah er sie an und begriff. »Ich weiß nicht, warum du die alten Geschichten wieder aufwühlen willst.« Er presste die Kiefer aufeinander.
    »Verstehst du denn nicht?« Juna rang die Hände. Wie häufig hatten sie diese Diskussion schon geführt - dieses Mal jedoch wollte sie sich nicht abweisen lassen. »In mir
brennt ein unheimliches Feuer. Ich muss wissen, woher es stammt.«
    »Das ist doch Unfug. Du hast als

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