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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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dass sie selbst nicht eingeladen worden war. Sie drohte spaßhaft mit dem Finger. »So ist das also. Und du hast natürlich Recht, für ein solches Kleid darf man kein Gramm zu viel auf den Hüften haben. Dieses Geglitzer trägt auf.« Dann sah sie Juna prüfend an. »Rot«, sagte sie und begutachtete Junas Frisur. »Dazu passen nur Haare in der gleichen Farbe … oder in Schwarz.«

    »Auf keinen Fall färbe ich meine Haare schwarz.«
    Sirona ignorierte ihren Einwurf. »Ich möchte wetten, dass sie dir inzwischen bis zur Taille reichen. Zeig mal her!« Kurzerhand öffnete sie Junas Zopf. »Dachte ich es mir doch! Aber wofür hast du eine Freundin?«
    Sie lief hinaus und kehrte kurz darauf mit Haarfärbemittel und einer Schere zurück.
    »Woher hast du denn das?« Juna betrachtete sie misstrauisch. Hatte Cathure etwa Sirona zu ihr geschickt, weil er befürchtete, sie würde nicht angemessen gekleidet zu seiner Hochzeit erscheinen?
    »Nenn es Eingebung!«
    O je. Das klingt sehr nach Cathure. Juna war froh, dass ihre Freundin nicht zu ahnen schien, wie häufig ihre Erinnerungen und Wünsche in letzter Zeit manipuliert worden waren. Wieso beschützte ihr Engel sie nicht besser? Sie nahm sich vor, mit Lucian darüber zu sprechen.
    »Ich möchte sie eigentlich nicht färben. Was ist, wenn es mir nicht gefällt?«, wagte sie einen halbherzigen Protest.
    »Kein Schwarz, du hast Recht.« Sirona sah auf. »Was hast du gesagt? Das Rot wird dir gefallen, und außerdem wäscht es sich schnell wieder aus. Es ist also gar kein Risiko dabei.«
    »Das sagst du so.« Mit diesen Mittelchen hatte sie schon ganz andere Erfahrungen gemacht. Doch sie war zu müde, um Sironas Überredungskünsten lange zu widerstehen. Nachdem sie sich mit einer Tasse Tee gestärkt und schnell etwas gegessen hatte, wusch sie ihre Haare und überließ sich anschließend in einem bequemen Stuhl, den sie ins Schlafzimmer geschleppt hatten, Sironas Fürsorge.
    Nahezu willenlos ließ sich Juna gut zwei Stunden später das Kleid überstreifen und wartete geduldig darauf, dass
Sirona - die sie zum Spiegel führte - ihr gestatten würde, die Augen zu öffnen.
    »So, es ist vollbracht! Und ich muss sagen, es sieht noch spektakulärer aus, als ich dachte. Sieh selbst.«
    Juna war nicht ganz sicher, ob es wirklich ihr Spiegelbild war oder eine verwunschene Erscheinung, die ihr zublinzelte, als habe sie dieselben Zweifel. Das Kleid schmiegte sich an wie eine zweite Haut, und bei jeder noch so kleinen Bewegung glitzerte es wie ein Feuerwerk aus roten Sternen. Das Oberteil war schräg geschnitten, so dass eine Schulter frei blieb, während über die andere ein elegant geschwungener Träger führte. Dadurch war ihr Dekolleté bedeckt, was Juna angesichts des geplanten Begleiters nur recht war. Ab dem Knie bekam das Kleid etwas mehr Volumen, zudem war es vorn ein wenig kürzer als hinten. Erst als sie einen Schritt machte, bemerkte sie, dass es sehr hoch geschlitzt, aber so geschnitten war, dass man dennoch nicht mehr von ihrem Bein sehen konnte, als sie freiwillig preisgeben wollte. Zumindest würde sie damit ausreichend Bewegungsfreiheit haben. Instinktiv suchte sie nach ihrem Schwert und spürte erleichtert den Griff in ihrer Hand. Blieb nur zu hoffen, dass die Feen diesen besonderen Zauber nicht durchschauten.
    Fasziniert fuhr sie mit ihrer Inspektion fort. Sirona hatte ein wahres Kunstwerk aus ihren Haaren geschaffen. Ein Teil davon war locker hochgesteckt und umschmeichelte ihr dezent geschminktes Gesicht, der Rest fiel, dank einer Behandlung mit Schere und Glätteisen, lang und glänzend bis zu ihrer Taille hinunter.
    »Du siehst wie eine Feuer-Nixe aus. Falls es so etwas überhaupt gibt.« Sironas Stimme war voller Bewunderung
und frei von Neid. Nicht jede Freundin hätte die Größe besessen, ihr einen solchen Auftritt zu gönnen.
    Juna umarmte sie spontan. »Das habe ich nur dir zu verdanken. Ich hätte mir wahrscheinlich einen Pferdeschwanz gebunden.«
    Sirona lachte. »Ich fürchte, da hast du wohl Recht. Und sieh mal: Zum Kleid gehören eine Abendtasche und ein Tuch.«
    Das Tuch stellte sich als eine transparente Seidenstola heraus, die an beiden Enden mit einer ähnlichen Stickerei verziert war wie das Kleid. Juna legte es um ihre Schultern und folgte ihrer Freundin, die das Schlafzimmer verließ, um sich, wie sie sagte, zu stärken . Auf dem Tresen, der die Küche vom Rest des gut einhundert Quadratmeter großen Wohnraums trennte, standen zwei Gläser

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