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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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verließ das Haus so schnell, dass kein menschliches Auge die Bewegung bemerkt hätte. Im Garten sah er sich suchend um und entdeckte einen kleinen Verschlag, der früher vielleicht einmal Hühner beherbergt hatte. Arian öffnete die schmale Holztür und fand einen Platz zwischen den Gartengeräten. Ebenso schnell, wie er hinausgelangt war, kehrte er in Junas Küche zurück. In der Praxis hörte er ihre Stimme, sie telefonierte noch. Auf gar keinen Fall würde er eine Botschaft aus Gehenna, dem Wohnsitz dämonischer Engel - denn das war es, was er hinter dieser äußerst dramatischen Verpackung vermutete - in diesem Haus öffnen.
    Auf seinem Weg hierher hatte er beschlossen, sich von Juna zu verabschieden und anderswo Quartier zu nehmen. Morgen würde er Cathure treffen, und gewiss wäre es möglich, mit ihm ein Arrangement zu treffen. Glasgow gehörte zum Verantwortungsbereich des Feenprinzen, und Aufruhr unter den Menschen brachte auch immer Störungen in der magischen Welt mit sich. Es lag also auch in seinem Interesse, dass jemand das Geheimnis der verschwundenen Schutzengel möglichst dezent und rasch aufklärte.
    Die Schatulle war für Arian bestimmt, und das hieß,
irgendjemand wusste, wo er sich aufhielt. Womöglich hatte Gabriel doch Recht. Statt eines Boten der Vigilie war ihm nun eine Nachricht aus der Schattenwelt gesandt worden. Es war keineswegs die erste, die er erhielt - die dunkelsten aller gefallenen Engel versuchten immer wieder, ihre ehemaligen himmlischen Gefährten in Versuchung zu führen. Niemals zuvor hatte er ein solches Angebot jedoch in Gegenwart eines Menschen erhalten, und er mochte gar nicht darüber nachdenken, was geschehen würde, sollte Juna das Interesse des Absenders geweckt haben. Sein erster Impuls war, sofort zu verschwinden und eine breite Spur zu legen, um von Juna und ihrer Familie abzulenken. Doch dann entschied er sich zu bleiben, um sie schützen oder notfalls in Sicherheit bringen zu können. Sollte sie durch ihn in den Fokus einer dunklen Macht geraten sein, dann war er es ihr schuldig, rechtfertigte er sich vor einer inneren Stimme, die nach den Gründen für sein Bleiben fragte. Doch insgeheim ahnte Arian, dass er einfach nicht gehen wollte. Er fühlte sich in Junas Gegenwart wohl, fast ein wenig leichtsinnig und … ja, auch irgendwie glücklich. Arian schüttelte den Kopf. Endlich die eigenen Gefühle nicht mehr sogar vor sich selbst leugnen zu müssen, um sich nicht versehentlich zu verraten, war verwirrend und wunderbar zugleich.
    Als Juna das Telefonat beendet hatte, erkundigte sie sich, ob er etwas Neues über die Gründe seiner Amnesie herausgefunden habe. Er verneinte - und hatte dabei nicht einmal gelogen. Aber natürlich täuschte er sie doch, und das gefiel ihm ganz und gar nicht. Erstaunlicherweise sagte sie nichts mehr über seinen Fund. Fast, als habe sein Wunsch ausgereicht, sie dessen Anblick tatsächlich vergessen zu lassen. Obwohl ihr Verhalten durchaus seine Neugier weckte,
hütete er sich, die Schatulle noch einmal zu erwähnen. Stattdessen fragte er nach dem Raubvogel, und Juna berichtete begeistert von der Rettungsaktion, die glimpflich verlaufen war. Iris war hinzugekommen und hatte das verletzte Tier in die Auffangstation gebracht.
    »War gar nicht so einfach, weil Finn unbedingt mitfahren wollte.« Nun wusste Arian, warum sich der Hund noch nicht gezeigt hatte. »Das am Telefon war übrigens Iris.« Juna erzählte, dass sich die Freundin spontan zu einem Ausflug in die Highlands entschlossen hatte, wo sie ein paar Freunde besuchen wollte. »Dort kann der arme Finn endlich wieder rennen. Er ist wirklich nicht für ein Leben in der Stadt geschaffen.«
    »Tut Iris so etwas häufiger?« Arian ließ es beiläufig klingen, doch der Wächter in ihm wartete ungeduldig auf eine Antwort. Alles Ungewöhnliche in Junas Tagesablauf interessierte ihn.
    »Ständig. Ihren Namen hätte niemand passender aussuchen können. Sie hat so viele verrückte Ideen wie ein Regenbogen Farben.« Kurz fasste sie zusammen, wie Iris in ihre Familie gekommen war. »Manchmal kommt es mir vor, als wäre sie die Ältere von uns beiden. Dabei ist sie gerade erst achtzehn geworden.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Sie muss damals auf der Straße viel erlebt haben. Ihre Augen wirken oft so … alt. Ich meine nicht, dass sie verlebt aussieht, sondern … irgendwie wissend.« Juna lächelte verlegen. »Klingt verrückt, oder?«
    Arian fand das gar nicht verrückt, vielmehr fragte er

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