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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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…?«, knurrte er.
    Stahl klirrte, und Juna wusste auch ohne ihn zu sehen, dass Arian zu ihrer Verteidigung angetreten war. Die
Flammen wechselten ihre Farbe, züngelten gelb und gleich darauf rot. Danach erstarben sie ebenso schnell, wie sie aufgelodert waren, und mit ihnen verschwand auch die Umgebung aus Junas Blickfeld. Vorboten eines aufziehenden Gewitters verdunkelten den Himmel, und aus dem Augenwinkel sah sie die Jungen davonrennen. Sie wirkten seltsam körperlos, fast wie Gespenster, die schnell mit einer unnatürlichen Dunkelheit verschmolzen.
    Der unglückliche Danny jedoch lag direkt vor ihren Füßen. Selbst ohne medizinische Kenntnisse wäre es offensichtlich gewesen, dass kein Mensch noch etwas für ihn tun konnte. Eine geisterhafte Gestalt erschien aus dem Nichts, kniete nieder und legte ihre Hand auf seine Stirn. Juna erhoffte sich insgeheim ein Wunder. Doch nichts geschah. Der Schutzengel schüttelte betrübt den Kopf, ließ seine Hand jedoch weiter liegen. Er murmelte etwas.
    Und tatsächlich - Lichter begannen wie winzige Sterne über dem Kinderkörper zu tanzen.
    Doch statt, wie sie es bei der Erlösung des Schutzengels in der Lagerhalle gesehen hatte, aufzusteigen und sich mit dem Himmel zu verbinden, schwebten die Lichter unentschlossen über dem Getöteten, änderten ganz plötzlich ihre Richtung und strömten direkt auf den Mörder zu. Wie in Trance hob Juna den Blick und beobachtete, wie Dannys Seele über den Köpfen der beiden Kombattanten schwebte, als wäre sie unsicher, was nun zu tun sei.
    Der fremde Engel blickte auf und lachte. Zu Junas Entsetzen fuhr die Seele in diesem Augenblick durch seinen geöffneten Mund in ihn ein. War dies etwa gar kein Engel, sondern der Dämon, den sie suchten? Doch ihr blieb keine Zeit, darüber nachzusinnen.

    Sie hatte Arian schon kämpfen sehen. Da war jede seiner Bewegungen beiläufig, fast spielerisch gewesen. Hier sah es anders aus. Er wirkte aufs Äußerste angespannt und hochkonzentriert, während er seinen Gegner taxierte und auf eine Chance zum Angriff wartete.
    Dieser, offenbar gestärkt durch seine Seelenmahlzeit, stand ihm in nichts nach. Zwei kampferprobte Krieger, die einander umrundeten, zum Sprung bereit und zweifelsohne zum Letzten entschlossen. Jeden Augenblick erwartete sie, dass sich die beiden in die Lüfte erhoben und, mythologischen Fabelwesen gleich, einen tödlichen Tanz um ihre Territorien begannen. Doch stattdessen geschah das Unerwartete. Gerade noch schimmerten seine Federn in reinstem Perlmutt vor dem verdunkelten Himmel, dann wurden Arians Flügel nahezu unsichtbar und schmiegten sich dicht an seinen Rücken.
    »Hast du Angst, sie zu verlieren?«, fragte der fremde Engel höhnisch.
    Statt einer Antwort bewegte Arian seine Schwerthand, als wollte er das Gelenk noch einmal lockern. Das Fauchen der Klinge jagte Juna einen eisigen Schauer über den Rücken, und sie ahnte, dass dieser Kampf auf Leben und Tod ausgefochten werden würde.
    Der andere Engel folgte Arians Beispiel wie sein leibliches Spiegelbild, dann schloss auch er seine Schwingen, die ihm bis zu diesem Augenblick das Aussehen eines wütenden Schwans gegeben hatten. Dass er nicht zum Scherzen aufgelegt war, lag dennoch auf der Hand.
    Was tust du hier?
    Juna fuhr herum. Iris! Sie wäre ihrer Freundin am liebsten erleichtert um den Hals gefallen, hätte diese nicht vor ihr
gestanden wie die moderne Inkarnation von Jeanne d’Arc. Eine geschlagene, erschöpfte Jeanne d’Arc allerdings. Ihre Flügel, die Juna zum ersten Mal sah, wirkten zerzaust und schmutzig, der linke hing ein wenig tiefer und war bedeckt mit blutigen Stellen, an denen Federn fehlten. So also sah ihre Beschützerin als Engel aus.
    Wieder fragte sich Juna, wie es ihr gelungen war, ihre wahre Identität so lange zu verheimlichen. Vielleicht waren ihre Talente doch nicht so großartig, wie Arian ihr weiszumachen versuchte? Doch es gab drängendere Probleme. Was ist passiert?
    Iris stützte sich schwer auf ein Schwert, lang genug, um als Gehstock missbraucht zu werden. Wie sie damit kämpfen konnte, war schwer vorstellbar.
    Juna nahm an, dass sie selbst es nicht einmal mit beiden Händen hätte führen können. Aber von himmlischen Waffen verstand sie nun wirklich nichts.
    Das erzähle ich dir ein andermal , beantwortete Iris ihre Frage. Mit der Linken griff sie nach Junas Hand und zog sie von den Männern fort, die das Lauern inzwischen zugunsten eines tödlichen Schwertkampfs aufgegeben hatten.
    Kaum

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