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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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hörte und zwei oder drei Glas Bourbon trank – Hilary füllte ihre Gläser gerade wieder nach –, ertappte Tony sich plötzlich dabei, wie er über Frank Howard sprach. Es war ihm nicht bewußt, daß er im Begriff stand, sich ihr gegenüber zu öffnen, doch da befand er sich schon mittendrin; ihm schien, als hörte er sich selbst zu, und dann strömten die Worte nur so aus ihm heraus. Eine halbe Stunde lang sprach er unaufhörlich, hielt nur gelegentlich inne, um an seinem Bourbon zu nippen, rief sich seine ersten Eindrücke Frank gegenüber ins Gedächtnis zurück, die anfänglichen Reibungen zwischen ihnen, die kleinen Ereignisse bei der Arbeit, solche, die Spannung erzeugten, und solche, die sie zum Lachen brachten, den weinseligen Abend im Bolt Hole, die von ihm arrangierte Verabredung mit Janet Yamada, und dann jenes Verständnis und jene Zuneigung, die er und Frank in allerjüngster Zeit füreinander empfunden hatten. Und am Ende, als er die Ereignisse in Bobby Valdez' Wohnung zu schildern begann, zögerte seine Sprache, redete er weich und zitternd. Sobald er die Augen schloß, sah er jene mit Unrat übersäte und mit Blut bespritzte Küche ebenso deutlich, wie er sein eigenes Wohnzimmer mit geöffneten Augen wahrnahm. Und als er schließlich Hilary zu erklären versuchte, wie er seinen sterbenden Freund in den Armen gehalten hatte, fing er am ganzen Körper zu zittern an. Eisige Schauer durchliefen ihn, ließen sein Fleisch und seine Knochen erstarren und sein Herz fast erfrieren. Seine Zähne klapperten. Tief in das Sofa versunken, in purpurfarbene Schatten gehüllt, vergoß er seine ersten Tränen für Frank Howard, und sie brannten glühendheiß auf seiner eisigen Haut. Hilary sah Tonys Tränen und griff nach seiner Hand; dann hielt sie ihn genau so, wie er Frank gehalten hatte. Sie tupfte ihm mit der kleinen Cocktailserviette das Gesicht ab, küßte ihn auf die Wange, auf die Augen.
     
    Zuerst bot sie ihm nur Trost, denn das war alles, was er suchte; aber dann veränderte sich ihre Umarmung, ohne daß dies einem der beiden bewußt wurde. Er legte seine Arme um sie; und jetzt schien nicht mehr klar, wer wen festhielt und beruhigte.
    Seine Hände glitten über ihren Rücken; und er bewunderte ihre Konturen; die Festigkeit und die Grazie ihres Körpers unter ihrer Bluse erregte ihn. Ihre Hände erforschten unterdessen seinen Körper, strichen über seine harten Muskeln, drückten sie, bewunderten sie. Sie küßte seine Mundwinkel, und er erwiderte ihre Küsse mit seinen Lippen. Ihre Zungen trafen sich; der Kuß wurde heiß, wild, leidenschaftlich; ihr Atem beschleunigte sich, wurde erregter.
    Und dann merkten beide plötzlich, was da ablief, und sie erstarrten, erinnerten sich des toten Freundes, für den sie doch gerade angefangen hatten, zu trauern. Wenn sie sich einander hingaben, ihre verzweifelte Sehnsucht stillten, wäre das dann nicht wie Kichern während eines Begräbnisses. Einen Augenblick lang glaubten sie, sie stünden im Begriff, etwas durch und durch Ungehöriges, ja Lästerliches zu tun. Aber ihr Verlangen war so groß, daß es schließlich ihre Zweifel besiegte; und ihre Küsse, gerade noch tastend, suchend, wurden jetzt hungrig, ihre Hände fordernd; er reagierte auf ihre Berührung und sie auf die seine. Jetzt wußte er, daß es gut und richtig sein konnte, sich gemeinsam der Freude hinzugeben. Sich jetzt zu lieben war kein Akt der Respektlosigkeit gegenüber dem Toten, eher eine Reaktion auf diesen so unfairen Tod. Ihr unstillbares Verlangen erwuchs aus vielen Dingen, auch aus einem tiefen, animalischen Bedürfnis heraus, sich zu zeigen, daß sie lebten, unzweifelhaft und überschäumend lebten. Wortlos erhoben sie sich von der Couch und gingen ins Schlafzimmer.
    Tony knipste die Lampe im Wohnzimmer im Hinausgehen an. Das Licht fiel durch die offene Tür und bot die einzige Beleuchtung fürs Schlafzimmer, ein weiches, halbschattiges Licht, warm und golden, ein Licht, das Hilary zu liebkosen schien. Es fiel nicht leidenschaftslos auf sie, sondern schmeichelte ihr, hob den milchigen Bronzeton ihrer makellosen Haut hervor, verlieh ihrem rabenschwarzen Haar Glanz und spiegelte sich in ihren großen Augen wider.
    Sie standen neben dem Bett, umarmten und küßten sich, und dann fing er an, sie zu entkleiden. Er knöpfte ihre Bluse auf, zog sie herunter, hakte ihren Büstenhalter auf; sie befreite sich mit einem Achselzucken davon und ließ ihn auf den Boden fallen. Ihre Brüste waren

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