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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Menschen zu teilen.«
    »Da hatte ich unrecht«, meinte er. »Nein, da hattest du vollkommen recht.« Er schloß die Augen und schwieg. »Möchtest du, daß ich gehe?« fragte sie. »Nein.«
    »Wenn du das willst, gehe ich. Ich nehme es dir auch nicht übel.«
    »Bitte, bleib' hier«, sagte er. »Also gut. Worüber sollen wir reden?« »Über Beethoven und Bourbon.« »Schon verstanden«, antwortete sie.
    Sie saßen stumm nebeneinander auf dem Sofa, die Augen geschlossen, den Kopf zurückgelehnt und lauschten der Musik, tranken Bourbon. Das Sonnenlicht hinter den großen Fenstern wurde zuerst bernsteinfarben und dann schmutzigrot. Langsam füllte sich der Raum mit Schatten.
     
    Am frühen Montagabend entdeckte Avril Tannerton, daß jemand in Forever View eingebrochen hatte. Er sah es auf dem Weg in seinen Keller, in dem eine mit allen Schikanen ausgestattete Schreinerwerkstätte untergebracht war; jemand hatte eine der Scheiben in einem Kellerfenster sorgfältig mit Isolierband abgedeckt und sie dann zerbrochen, um so an den Hebel heranzukommen. Es handelte sich um ein ziemlich kleines, oben angeschlagenes Fenster; aber selbst ein recht kräftig gebauter Mann konnte sich mit der nötigen Entschlossenheit hindurchzwängen.
     
    Avril war überzeugt davon, daß sich im Augenblick kein Fremder im Haus befand. Außerdem wußte er, daß das Fenster Freitagnacht noch nicht zerbrochen gewesen war; das wäre ihm nämlich aufgefallen, weil er am Freitag eine Stunde in der Werkstätte damit zugebracht hatte, ein Schränkchen zu schleifen, an dem er gerade arbeitete – einem Schränkchen für seine drei Jagdflinten und die beiden Schrotbüchsen. Und daß jemand die Frechheit besäße, das Fenster am hellichten Tag einzuschlagen, während er, Tannerton, zu Hause war, wie in der vergangenen Nacht, glaubte er ebenfalls nicht. Daraus schloß er, daß der Einbruch sich Samstagnacht ereignet haben mußte, während er bei Helen Virtillion in Santa Rosa verweilte. Abgesehen von Bruno Fryes Leiche befand sich am Samstag niemand im Forever View. Offensichtlich hatte der Einbrecher gewußt, daß das Haus unbewacht war, und diese Gelegenheit ausgenutzt. Einbrecher. Gab das einen Sinn? Einbrecher?
    Er konnte sich nicht vorstellen, daß jemand aus den für die Öffentlichkeit zugänglichen Räumlichkeiten im Erdgeschoß oder aus seiner Privatwohnung im Obergeschoß etwas gestohlen haben mochte. Er war überzeugt davon, daß er irgendwelche Hinweise auf einen Diebstahl gleich nach seiner Rückkehr am Sonntagmorgen bemerkt hätte. Außerdem waren die Gewehre noch da und auch seine umfangreiche Münzsammlung; ein Dieb hätte sich so etwas ganz sicher nicht entgehen lassen. In seiner Schreinerwerkstätte rechts vom zerbrochenen Kellerfenster befanden sich hochwertige Werkzeuge im Wert von mehreren tausend Dollar. Einige hingen ordentlich an ihrem Haken, der Rest lag auf extra für jedes Werkzeug entworfenen Speziairegalen. Er konnte auf den ersten Blick erkennen, daß nichts fehlte. Nichts gestohlen. Nichts beschädigt.
    Aber welcher Einbrecher verübte seine Tat nur, um sich Dinge anzusehen?
    Avril starrte die Glasscherben und das Isolierband auf dem Boden an, blickte dann zu dem eingeschlagenen Fenster auf, sah sich im Keller um und überlegte, bis ihm plötzlich klar wurde, daß tatsächlich etwas fehlte: Drei Fünfzig-Pfund-Säcke mit trockener Mörtelmischung. Im letzten Frühjahr hatten er und Gary Olmstead die alte hölzerne Veranda vor dem Bestattungsinstitut abgerissen; sie hatten ein paar Wagenladungen Humus angefordert, das Ganze professionell festgestampft und eine neue Ziegelveranda gebaut. Außerdem hatten sie die zersprungenen Platten der Zugangswege herausgerissen und neue Platten gelegt. Nach fünf Wochen harter Arbeit hatten sie schließlich festgestellt, daß ihnen drei Säcke mit Zement übriggeblieben waren, sie aber nicht zurückgebracht, weil Avril im nächsten Sommer hinter dem Haus noch eine Terrasse anlegen wollte. Und jetzt waren die drei Säcke Zement verschwunden. Nicht daß diese Entdeckung seine Fragen beantwortete; sie steigerte eher seine Verblüffung. Verstört und perplex starrte er an den Platz, an dem die Säcke vorher lagen. Wie konnte ein Einbrecher teure Gewehre, wertvolle Münzen und sonstige Beute liegenlassen und statt dessen drei relativ wertlose Säcke Zement mitnehmen? Tannerton kratzte sich am Kopf. »Seltsam«, brummte er.
     
    Nachdem er eine Viertelstunde schweigend neben Hilary saß, Beethoven

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