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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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nicht mehr ganz. Ich hinterlasse dieses Blatt für den Fall, daß sie wieder gewinnt. Bis ich zweimal tot bin, ist das mein ganz persönlicher Krieg, der meine, der sonst niemanden etwas angeht. Ich kann nicht an die Öffentlichkeit treten und polizeilichen Schutz erbitten. Wenn ich das tue, dann weiß jeder, was und wer ich bin. Jeder wird dann wissen, was ich mein ganzes Leben lang versteckt habe, und dann wird man mich zu Tode steinigen. Aber wenn sie mich wieder erwischt, dann macht das auch nichts, wenn jemand herausfindet, was ich bin, denn dann bin ich schon zweimal gestorben. Wenn sie mich wieder erwischt, dann muß derjenige, der diesen Brief auffindet, die Verantwortung dafür übernehmen, daß man sie unschädlich macht.
    Man muß ihr den Kopf abschneiden und ihr Knoblauch in den Mund stopfen. Man muß ihr Herz herausschneiden und einen Pflock durchstoßen. Den Kopf und das Herz muß man auf zwei verschiedenen Friedhöfen beisetzen. Sie ist kein Vampir. Aber ich glaube trotzdem, daß das vielleicht wirken könnte. Wenn sie auf diese Weise getötet wird, könnte es sein, daß sie tot bleibt. Sie kommt aus dem Grab zurück.
    Unter dem Brieftext fand sich eine ausgezeichnete Fälschung von Bruno Fryes Unterschrift. Es mußte sich natürlich um eine Fälschung handeln, denn Frye war bereits tot gewesen als diese Zeilen verfaßt wurden.
    Joshua verspürte ein Prickeln im Nacken, und aus irgendeinem Grund mußte er plötzlich an Freitagnacht denken: Wie er Avril Tannertons Bestattungsinstitut verlassen hatte, in die pechschwarze Nacht hinausgetreten war, überzeugt, irgend etwas Gefährliches lauere ganz in der Nähe, irgend etwas Böses.
    »Was ist das?« fragte Preston. Joshua gab ihm das Blatt.
    Preston las und ließ das Blatt dann verblüfft sinken. »Was, in aller Welt, hat das zu bedeuten?« »Der falsche Frye, der die Konten abgeleert hat, muß es in das Schließfach gelegt haben«, antwortete Joshua. »Aber warum sollte er das tun?«
    »Vielleicht ist das Ganze ein schlechter Scherz«, entgegnete Joshua. »Wer das auch sein mag, er hat offenbar Spaß an Gespenstergeschichten. Er wußte natürlich, daß wir herausfinden würden, daß er die Scheck- und Sparkonten abgeleert hatte, und dachte sich, es könnte nicht schaden, sich auch noch über uns lustig zu machen.«
    »Aber das ist doch sehr ... eigenartig«, erwiderte Preston. »Ich meine, man würde doch eher erwarten, daß er sich selbst beglückwünscht und uns sozusagen eine lange Nase dreht. Aber das hier? Das scheint doch nicht das Werk eines Witzboldes. Es klingt zwar unheimlich und ergibt nicht unbedingt einen Sinn, aber es kommt mir doch sehr ... sehr ernsthaft vor.«
    »Wenn Sie es für keinen dummen Witz halten, was meinen Sie dann?« fragte Joshua. »Wollen Sie etwa sagen, Bruno Frye hätte diesen Brief geschrieben und ihn nach seinem Tod in das Schließfach getan?«
    »Nun ... nein. Selbstverständlich nicht.« »Was dann?«
    Preston sah das Blatt an. »Dann würde ich sagen, daß dieser Mann, der Mr. Frye so erstaunlich ähnelt und auch wie Mr. Frye redet, dieser Mann, der einen Führerschein auf den Namen Frye besitzt, dieser Mann, dem bekannt war, daß Mr. Frye Konten bei der First Pacific United hatte – daß dieser Mann nicht einfach nur vorgibt, Mr. Frye zu sein. Er meint tatsächlich, daß er Mr. Frye ist.« Er schaute Joshua an. »Ich glaube nicht, daß ein gewöhnlicher Dieb, der zu dummen Scherzen neigt, einen solchen Brief verfassen würde. Dieser Brief deutet auf eine echte Geistesgestörtheit.« Joshua nickte. »Ich fürchte, da muß ich Ihnen zustimmen. Aber woher kam dieser Doppelgänger? Wer ist dieser Mann? Wußte Bruno, daß dieser Mann existierte? Und wie kommt es, daß dieser Mann, der Bruno zum Verwechseln ähnlich sieht, auch die manische Angst und den Haß teilt, den Bruno für Katherine Frye empfand? Wie konnte es sein, daß beide Männer unter der gleichen Wahnvorstellung leiden – der Annahme nämlich, sie wäre von den Toten auferstanden? Es gibt da tausend Fragen. Man könnte den Verstand verlieren dabei.« »Das könnte man wohl«, entgegnete Preston. »Ich kann Ihre Fragen auch nicht beantworten. Aber einen Vorschlag habe ich: Man sollte dieser Hilary Thomas sagen, daß sie sich wahrscheinlich in großer Gefahr befindet.«
     
    Nach der Beerdigung Frank Howards, die mit allen polizeilichen Ehren stattfand, bestiegen Tony und Hilary die 11.55-Uhr-Maschine in Los Angeles. Während des Fluges gab Hilary sich

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