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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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ebenso wahrheitsgemäß aussagte wie Mrs. Willis, zumindest im vorliegenden Fall.
    Nach Jane Symmons' Verhör fragte Preston: »Nun, was meinen Sie?«
    »Es ist höchst unwahrscheinlich, daß eine der beiden an irgendeinem Schwindelmanöver beteiligt war«, meinte Joshua.
    Preston fühlte sich erleichtert, gab sich Mühe, sich davon nichts anmerken zu lassen. »Zu dem Schluß sind wir auch gelangt.«
    »Aber dieser Mann, der als Frye auftrat, muß ihm unwahrscheinlich ähnlich sehen.«
    »Miss Symmons ist eine höchst aufmerksame junge Frau«, meinte Preston. »Wenn sie gesagt hat, er sähe genau wie Frye aus, muß die Ähnlichkeit in der Tat frappierend sein.« »Miss Symmons ist ein hoffnungsloser Trottel«, entgegnete Joshua mürrisch. »Wenn es außer ihr keine Zeugen gäbe, wäre ich verloren.«
    Preston blinzelte überrascht.
    »Ihre Mrs. Willis andererseits besitzt eine ausgezeichnete Beobachtungsgabe«, fuhr Joshua fort. »Und verdammt intelligent ist sie auch. Und selbstbewußt, ohne anmaßend zu wirken. An Ihrer Stelle würde ich dafür sorgen, daß sie nicht immer nur Kassenangestellte bleibt.« Preston räusperte sich. »Nun ... äh, und was jetzt?« »Ich möchte sehen, was sich in dem Schließfach befindet.« »Mr. Fryes Schlüssel haben Sie wohl nicht zufällig?« »Nein. Er ist bis jetzt noch nicht von den Toten auferstanden, um ihn mir zu geben.«
    »Ich dachte, er befände sich vielleicht unter seinen Sachen, und sie hätten ihn nach unserem gestrigen Gespräch gesucht.«
    »Nein. Wenn der falsche Frye ihn benutzt hat, dann befindet er sich vermutlich noch immer in seinem Besitz.« »Ich möchte nur wissen, wie er an ihn gekommen ist«, wunderte sich Preston. »Wenn Mr. Frye ihn ihm gegeben hat, dann würde das die Dinge in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen, dann würde es auch für die Bank anders aussehen. Wenn Mr. Frye mit einem Doppelgänger gemeinsame Sache macht, um Geld von seinen Konten –« »Mr. Frye kann sich unmöglich mit irgend jemandem zusammengetan haben. Er ist tot. Wollen wir jetzt nachsehen, was sich im Schließfach befindet?«
    »Wenn keiner der beiden Schlüssel vorhanden ist, wird man es aufbrechen müssen.«
    »Dann veranlassen Sie das bitte«, entgegnete Joshua. Fünfunddreißig Minuten später standen Joshua und Preston im Kellergewölbe der Bank und sahen zu, wie ein Techniker das zerstörte Schloß aus dem Schließfach entfernte und gleich darauf die ganze Schublade aus der Wand zog. Er reichte sie Ronald Preston, und Preston gab sie an Joshua weiter. »Unter normalen Umständen«, sagte Preston etwas steif, »würde man Sie jetzt in eine unserer Nischen führen, damit Sie sich den Inhalt unbeobachtet ansehen können. Nachdem aber eine ziemlich große Wahrscheinlichkeit besteht, daß Sie gleich behaupten werden, Wertgegenstände wären unrechtmäßig aus dem Fach entfernt worden, und weil die Bank sich möglicherweise einer Anzeige dieses Inhalts ausgesetzt sehen könnte, muß ich darauf bestehen, daß Sie das Schließfach in meiner Gegenwart öffnen.«
    »Sie haben keinerlei Recht, das zu verlangen«, erwiderte Joshua nicht besonders freundlich. »Aber ich habe keineswegs die Absicht, Ihrer Bank ohne zwingende Gründe einen Prozeß anzuhängen, also werde ich Ihre Neugierde befriedigen.«
    Joshua nahm den Deckel des Schließfachs ab. In dem Behälter lag ein weißer Umschlag, sonst nichts, und er nahm ihn heraus. Er reichte Preston den leeren Metallbehälter und riß den Umschlag auf. Er enthielt ein weißes, mit Schreibmaschine beschriebenes unterzeichnetes Blatt Papier. Joshua hatte noch nie etwas so Eigenartiges gesehen. Das Blatt schien von einem Mann im Fieberdelirium verfaßt worden zu sein.
    Donnerstag, den 25. September
    An alle, die es angeht:
    Meine Mutter, Katherine Anne Frye, ist vor fünf Jahren gestorben, kehrt aber immer wieder in einem neuen Körper ins Leben zurück. Sie hat einen Weg gefunden, um aus dem Grab zurückzukehren, und versucht, mich zu holen. Im Augenblick lebt sie in Los Angeles und benutzt den Namen Hilary Thomas. Heute morgen hat sie mich erstochen, und ich bin in Los Angeles gestorben. Ich beabsichtige, dorthin zurückzugehen und sie zu töten, ehe sie mich aufs neue umbringt. Wenn sie mich nämlich zweimal tötet, dann muß ich tot bleiben. Ich besitze ihren Zauber nicht und kann nicht aus dem Grab zurückkehren, nicht wenn sie mich zweimal tötet.
    Ich fühle mich so leer, so unvollkommen. Sie hat mich umgebracht, und ich bin

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