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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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das Grab zu öffnen.«
     
    Er erzählte ihnen von Rita Yancy in Hollister, von Dr. Nicholas Rudge in San Franzisko, und versuchte dann, jenes Gespräch zu rekonstruieren, das er vor kurzem mit Latham Hawthorne geführt hatte.
    Obwohl es in dem Zimmer warm war und der Whiskey sie von innen heraus wärmte, verspürte Hilary plötzlich eine Eiseskälte. »Dieser Hawthorne klingt ja, als gehöre er selbst in eine Anstalt.«
    Joshua seufzte. »Manchmal denke ich mir, wenn wir alle Verrückten in Anstalten steckten, liefe draußen kaum mehr ein Mensch herum.«
    Tony beugte sich auf der Couch nach vorn, »Glauben Sie, daß Hawthorne wirklich nichts von dem Doppelgänger gewußt hat?«
    »Ja«, antwortete Joshua. »Es mag Ihnen eigenartig vorkommen, aber ich glaube ihm. In bezug auf seinen Satanismus mag er ja verrückt sein, und in manchen Bereichen gebiert er vielleicht seine eigenen Moralvorstellungen. Möglicherweise ist er sogar etwas gefährlich. Aber er machte auf mich nicht den Eindruck, als würde er lügen. Es mag seltsam erscheinen, aber meiner Ansicht nach stellt er in den meisten Dingen wahrscheinlich einen durchaus glaubwürdigen Menschen dar, und ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, daß man von ihm noch sehr viel mehr erfahren wird. Vielleicht wissen Dr. Rudge oder Rita Yancy noch etwas, das uns weiterhilft. Aber genug. Ich würde jetzt gern von Ihnen einiges erfahren. Was ist geschehen? Was hat Sie veranlaßt, nach St. Helena zu kommen?« Hilary und Tony wechselten sich in ihrem Bericht über die Ereignisse der letzten Tage ab.
    Als sie schließlich fertig waren, starrte Joshua Hilary einen Augenblick lang an und schüttelte dann den Kopf. »Sie besitzen wirklich Mut, junge Frau«, sagte er anerkennend. »Ganz und gar nicht«, erwiderte sie. »Eigentlich bin ich feige und habe panische Angst, seit Tagen.« »Daß Sie sich ängstigen beweist noch lange nicht, daß Sie feige sind«, antwortete Joshua. »Jede Art von Tapferkeit basiert auf Angst. Der Feigling ebenso wie der Held handeln aus einem Schrecken, aus einer Notwendigkeit heraus. Der einzige Unterschied zwischen den beiden liegt darin, daß der Feigling seiner Furcht nachgibt, während die couragierte Person schließlich den Triumph davonträgt. Wenn Sie feige wären, hätten Sie einen Monat Urlaub in Europa, Hawaii oder dergleichen gebucht und unterdessen gehofft, die Zeit möge das Rätsel um Frye schon lösen. Aber Sie sind hierher gekommen, in Brunos Heimatstadt, wo Sie eigentlich damit rechnen müssen, in noch viel größere Gefahr zu geraten, als in Los Angeles. Es gibt nicht viel, was ich auf dieser Welt bewundere, aber Ihren Mumm bewundere ich.«
    Hilary errötete, schaute Tony an und senkte dann den Blick auf ihr Glas. »Wenn ich tapfer wäre«, sagte sie, »wäre ich in der Stadt geblieben, hätte ihm dort eine Falle gelegt und mich ihm selbst als Köder angeboten. Hier bin ich eigentlich nicht in Gefahr. Schließlich ist er momentan ja damit beschäftigt, in Los Angeles nach mir zu suchen. Und er kann unmöglich herausfinden, wo ich mich aufhalte.«
     
    Das Schlafzimmer.
     
    Sally beobachtete ihn vom Bett aus mit entsetztem Blick. Er ging im Zimmer herum, öffnete ein paar Schubladen, sah sich um. Dann kam er zu ihr zurück.
    Ihr Hals wirkte schlank und straff gespannt. Der Blutstropfen war bis zum Schlüsselbein heruntergelaufen. Sie sah, daß er auf das Blut starrte, hob die Hand, berührte es und schaute dann auf ihre blutbedeckten Fingerspitzen. »Keine Sorge«, meinte er. »Das ist nur ein Kratzer.« Sallys Schlafzimmer im hinteren Bereich ihres gepflegten kleinen Bungalows war ganz in Erdtönen gehalten. Drei der Wände waren beige gestrichen; die vierte überspannte eine Rupfentapete. Der Teppich war schokoladenbraun. Die Bettdecke und die dazu passenden Vorhänge zeigten abstrakte Muster von Kaffeebraun bis Beige, angenehme, wohltuende Muster fürs Auge. Das auf Hochglanz polierte Mahagonimobiliar spiegelte das weiche, bernsteinfarbene Licht einer der beiden Nachttischlampen wider.
    Sie lag auf dem Bett, auf dem Rücken, die Beine ausgestreckt, die Arme an den Seiten, die Hände zu Fäusten geballt. Sie trug immer noch ihren weißen Arbeitskittel, den sie sich züchtig bis zu den Knien heruntergezogen hatte. Ihr langes kastanienbraunes Haar lag wie ein Fächer um ihren Kopf. Sie war hübsch. Bruno setzte sich neben sie auf die Bettkante. »Wo ist Katherine?«
    Ihre Lider zuckten. Tränen rannen ihr aus den Augenwinkeln. Sie

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