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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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und die blitzartige Erkenntnis schienen dahin, so, als hätten sie nie existiert. Er hatte die Fragen, die Zweifel längst vergessen. Aufs neue fest überzeugt vertrat er felsenfest die Überzeugung, Katherine sei von den Toten zurückgekehrt und müsse erledigt werden. Später, nach dem Lunch in einem Schnellimbiß, fuhr er nach Westwood und parkte ein Stück von Hilary Thomas' Haus entfernt. Er stieg wieder in den Laderaum und beobachtete ihr Anwesen aus einem kleinen, eher dekorativ wirkenden Bullauge in der Seitenwand des Dodge.
    In der Zufahrt stand ein Lieferwagen, weiß lackiert, mit goldenen und blauen Lettern an den Seitenwänden:
    MÄDCHEN FÜR ALLES
    WIR MACHEN WÖCHENTLICH SAUBER
    FRÜHJAHRSPUTZ & PARTYPUTZ
    FENSTERPUTZEN
    Drei Frauen in weißen Arbeitskitteln machten sich im Haus zu schaffen. Sie gingen ein paarmal zwischen Haus und Lief erwagen hin und her, trugen Mops, Besen, Staubsauger und Kübel, und schafften Plastiksäcke voll Abfall aus dem Haus, schleppten dann eine Teppichreinigungsmaschine hinein und trugen jene Bruchstücke von Möbeln hinaus, die Frye gestern vor Tagesanbruch in dem Haus zertrümmert hatte. Obwohl er seine Beobachtungsstation den ganzen Nachmittag nicht verließ, bekam er Hilary Thomas kein einziges Mal zu Gesicht und war schließlich überzeugt, daß sie sich nicht im Haus aufhielt. Er vermutete, daß sie so lange nicht zurückkehren würde, bis sie ganz sicher gehen könnte, daß keine Gefahr mehr bestünde, er also tot war.
    »Aber ich bin nicht derjenige, der sterben wird«, sagte er sich laut, während er das Haus betrachtete. »Hast du das gehört, du Miststück? Dich erledige ich zuerst. Ich werde dich erwischen, ehe du Gelegenheit erhältst, an mich ranzukommen. Den Kopf werd' ich dir abschneiden, du Miststück.« Kurz nach fünf schließlich trugen die Frauen von ›Mädchen für alles‹ ihre Geräte allesamt heraus und in den Lieferwagen. Sie sperrten das Haus ab und fuhren weg. Er folgte ihnen. Sie stellten für ihn die einzige Verbindung zu Hilary Thomas her. Das Miststück hatte sie eingestellt. Sie mußten also wissen, wo sie sich befand. Wenn er sich an eine der jungen Frauen allein heranmachen und sie zum Reden zwingen könnte, würde er schon herausfinden, wo Katherine sich versteckte.
    Das Büro von ›Mädchen für alles‹ lag in einem einstöckigen Bau in einer schäbigen Seitenstraße, einen halben Block von der Pico entfernt. Der Lieferwagen, hinter dem Frye herfuhr, bog in den Parkplatz neben dem Gebäude ein und parkte in einer Reihe mit acht weiteren Fahrzeugen, die alle den Firmennamen in blauen und goldenen Lettern trugen. Frye fuhr an der Reihe identischer weißer Lieferwagen vorbei bis zum Ende des Häuserblocks, machte dort an der Kreuzung kehrt und fuhr den Weg zurück, den er gekommen war. Er kehrte gerade rechtzeitig zurück, um die drei Frauen in das Gebäude gehen zu sehen. Allem Anschein nach bemerkte ihn keine; es schien auch keiner aufgefallen zu sein, daß der Dodge den ganzen Tag vor dem Thomas-Haus geparkt hatte.
    Er stellte den Wagen am Randstein der anderen Straßenseite unter einer Dattelpalme ab und wartete, daß eine der Frauen wieder herauskäme.
    Im Laufe der nächsten zehn Minuten kamen eine ganze Menge junger Frauen in weißen Kitteln von ›Mädchen für alles‹ aus dem Gebäude, aber keine von ihnen war am Nachmittag in Hilary Thomas' Haus gewesen. Dann entdeckte er eine Frau, die ihm bekannt vorkam. Sie verließ das Gebäude und ging auf einen hellgelben Datsun zu. Sie war jung, um die Zwanzig, mit braunem, geradem Haar fast bis zu den Hüften. Sie ging ganz aufrecht, mit zurückgedrückten Schultern und schnellen, elastischen Schritten. Der Wind wehte ihren Mantel um die Hüften und zwischen ihre Schenkel und ließ ihn über ihren hübschen Knien flattern. Sie stieg in den Datsun und verließ den Parkplatz, bog nach links auf die Pico. Frye zögerte, versuchte sich klarzuwerden, ob sie sich wohl eignen würde, überlegte, ob er noch auf eine der beiden anderen warten sollte. Aber irgendwie erschien ihm die hier geeignet. Er ließ den Dodge an, reihte sich in den fließenden Verkehr ein.
    Um nicht aufzufallen, versuchte er etwas Abstand zwischen seinem Dodge und dem gelben Datsun zu lassen. Er folgte ihr, so unauffällig wie möglich, von Straße zu Straße; sie schien überhaupt nichts davon zu bemerken. Sie wohnte in Culver City, ein paar Straßen von den MGM-Filmstudios entfernt, in einem alten, wunderschönen

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