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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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wußte, daß er anders war als andere Männer; daran hatte er nicht den leisesten Zweifel. Seine Mutter war stets von Angst erfüllt gewesen, jemand würde es herausfinden und der Welt mitteilen, er sei ein Halbdämon, das Kind einer gewöhnlichen Frau und einer schuppigen, mit scheußlichen Fängen bewehrten Bestie. Diese Angst hatte sich seit frühester Kindheit in Bruno festgesetzt; er fürchtete sich heute immer noch vor der Entdeckung seines Geheimnisses und vor der anschließend folgenden Verbrennung bei lebendigem Leib. Er hatte sich nie einem anderen Menschen nackt gezeigt. In der Schule war er vom Sportunterricht befreit gewesen, und zwar unter dem Vorwand religiöser Vorschriften, die es ihm nicht erlaubten, nackt mit anderen Jungs zu duschen. Nicht einmal vor einem Arzt hatte er sich je ganz ausgezogen. Seine Mutter war felsenfest davon überzeugt, daß jeder, der seine Sexualorgane sähe, sofort seine Mannheit als Erbe eines dämonischen Vaters identifizieren würde, und ihre panische Angst hatte sich auf ihn übertragen.
    Jetzt freilich konnte er im Spiegel nichts erkennen, was seine Sexualorgane von denen anderer Männer unterschieden hätte. Kurz nach dem Herztod seiner Mutter besuchte Bruno in San Franzisko ein Pornokino, um festzustellen, wie der Penis eines normalen Mannes aussah. Die Entdeckung, daß die Männer in dem Film ganz genauso aussahen wie er, hatte ihn überrascht und zugleich verblüfft. Er schaute sich immer wieder ähnliche Filme an, entdeckte aber auch dabei kein einziges Mal einen Mann, der sich wesentlich von ihm unterschied. Manche besaßen einen größeren Penis als er, manche einen kleineren, dickeren oder dünneren, manche einen beschnittenen, andere nicht. Aber sie alle bildeten nur kleine Variationen und nicht etwa einen abscheulichen, erschütternden, fundamentalen Unterschied, den er erwartet hatte. Verblüfft und beunruhigt war er damals nach St. Helena zurückgefahren, um mit sich selbst Zwiesprache über seine Entdeckung zu halten. Zuerst glaubte er, seine Mutter habe ihn belogen. Aber das schien beinahe unvorstellbar. Sie hatte ihm über Jahre hinweg mehrmals pro Woche von jenem abscheulichen Dämon erzählt und davon, wie er sie vergewaltigt hatte, und dabei kamen ihr immer die Tränen, liefen ihr über die Wangen. Für sie bedeutete das ein echtes Erlebnis, kein Phantasiegebilde, nicht dazu geschaffen, um ihn in die Irre zu führen. Und doch ... Wie er an jenem Nachmittag vor fünf Jahren mit sich selbst dasaß und diskutierte, war ihm keine andere Erklärung in den Sinn gekommen, nur die, daß seine Mutter ihn belogen haben mußte; davon war er selbst nun überzeugt.
    Am folgenden Tag fuhr er in einem Zustand höchster Erregung nach San Franzisko zurück, geradezu fiebernd und wild entschlossen, jetzt, im Alter von fünfunddreißig Jahren, zum ersten Mal Sex mit einer Frau zu riskieren. Er besuchte einen Massagesalon, ein nur schwach getarntes Bordell, und wählte sich dort eine schlanke, attraktive Blondine aus. Sie nannte sich Tammy, und wenn man von den etwas vorstehenden Zähnen und ihrem etwas zu lang geratenen Hals absah, stand sie an Schönheit keiner anderen Frau nach; zumindest erschien sie ihm so, während er sich bemühte, nicht in seine Hose zu ejakulieren. In einem der kleinen zellenartigen Räume beim Geruch von Desinfektionsmitteln und abgestandenem Samen hatte er Tammys Preis akzeptiert, sie bezahlt und ihr zugesehen, wie sie Pullover und Hose auszog. Ihr Körper war glatt, schlank und so begehrenswert, daß er wie eine Säule stand und sich vor lauter Ehrfurcht kaum bewegen konnte, während er über all das nachdachte, was er mit ihr nun tun würde. Sie setzte sich auf das schmale Bett, lächelte ihm zu und schlug ihm vor, sich zu entkleiden. Er zog sich bis auf die Unterhose aus, und als die Zeit kam, wo er ihr seinen steifen Penis hätte zeigen müssen, war er einfach unfähig dazu, das Risiko einzugehen, weil er sich selbst in einer Flammensäule sah, verbrannt ob seines Dämonenblutes. Er erstarrte; sein Blick blieb an Tammys schlanken Beinen, ihrem gekräuselten Schamhaar und ihren Brüsten hängen, und er begehrte sie, sehnte sich nach ihr, hatte aber Angst, sie zu nehmen. Sie spürte seine Scheu und griff ihm zwischen die Beine, betastete seinen Penis durch die Unterhose. Sie rieb ihn langsam und sagte: »Oh, den will ich haben. Der ist so groß. Einen solchen hab' ich noch nie gehabt. Zeig ihn mir. Ich will ihn sehen. So einen hab' ich noch

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