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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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nie gehabt.« Als sie das sagte, wußte er, daß tatsächlich etwas anders sein mußte, obwohl er den Unterschied nicht erkennen konnte. Tammy versuchte, ihm die Unterhose herunterzuziehen, und er schlug ihr ins Gesicht, schlug so heftig zu, daß sie auf das Bett zurückfiel und ihr Kopf gegen die Wand knallte. Sie riß die Hände hoch, um ihn abzuwehren, und schrie und schrie. Bruno überlegte, ob er sie töten sollte. Obwohl sie seinen dämonischen Schwanz nicht gesehen hatte, schien es immerhin möglich, daß sie das Unmenschliche daran erkannte, vielleicht durchs Betasten. Aber ehe er sich entscheiden konnte, flog die Tür auf, und ein Mann mit einem Totschläger in der Hand kam aus dem Korridor herein. Der Rausschmeißer war so groß wie Bruno, und die Waffe bot ihm einen wesentlichen Vorteil. Bruno war überzeugt, daß sie ihn überwältigen, verfluchen, bespucken, foltern und ihn dann am Pfahl verbrennen würden. Aber zu seiner Verblüffung zwangen sie ihn nur, sich anzuziehen und das Etablissement zu verlassen. Tammy verlor kein Wort mehr über Brunos ungewöhnlichen Penis. Offenbar wußte sie zwar, daß er anders war, aber nicht warum und wie; sie hatte das Zeichen des Dämons, den Beweis seiner höllischen Herkunft nicht erkannt. Erleichtert zog er sich hastig an und floh aus dem Bordell, mit gerötetem Gesicht und peinlich berührt, aber dankbar, daß sein Geheimnis unentdeckt blieb. Er kehrte nach St. Helena zurück, erzählte sich von seinem knappen Davonkommen und kam schließlich mit sich überein, daß Katherine recht hatte und daß er Sex ohne Hilfe einer Frau würde finden müssen.
    Und plötzlich hatte Katherine angefangen, aus dem Grab zurückzukehren; Bruno konnte bei ihr Befriedigung finden, ergoß sich in die vielen reizenden Körper, die sie zwischenzeitlich bewohnt hatte. Aber meistens fand er seine sexuelle Befriedigung allein, mit sich, mit seinem anderen Ich, seiner anderen Hälfte – aber erregender war natürlich, hier und da eine Frau zu besitzen.
    Jetzt stand er vor dem Spiegel, der die ganze Badezimmertür Sallys bedeckte, und starrte fasziniert auf das Spiegelbild seines Penis, fragte sich, welchen Unterschied Tammy damals wohl fühlte, als sie in jenem Raum des Massagesalons vor fünf Jahren seine Erektion berührte.
    Und dann wanderte sein Blick nach oben, über seinen flachen, harten, muskulösen Leib und den mächtigen Brustkasten noch weiter hinauf, bis sein Blick dem anderen Bruno im Spiegel begegnete. Als er schließlich in seine eigenen Augen starrte, verblaßte alles am Rande seines Gesichtsfeldes, und die Grundfesten der Wirklichkeit verschmolzen, nahmen neue Gestalt an; er tauchte ohne Drogen oder Alkohol in eine Halluzination ein. Seine Hand streckte sich aus und berührte den Spiegel, und die Finger des anderen Bruno berührten von der anderen Seite des Spiegels die seinen. Wie im Traum schob er sich näher an den Spiegel heran und drückte seine Nase an die des anderen ... Er blickte tief in die Augen des anderen, und jene anderen Augen bohrten sich in die seinen. Einen Augenblick lang vergaß er, daß er nur einem Spiegelbild gegenüberstand. Für ihn existierte der andere Bruno wirklich. Er küßte den anderen; der Kuß war kalt. Er wich ein wenig zurück und der andere Bruno auch. Er leckte sich die Lippen, der andere Bruno auch. Dann küßten sie sich wieder. Seine Zunge leckte über den offenen Mund des anderen Bruno, und dann wurde der Kuß langsam wärmer, aber nicht so weich und angenehm, wie er das erwartet hatte. Sally-Katherine hatte ihn dreimal zum Orgasmus gebracht, und doch wurde sein Penis wieder steif, ganz hart; und er preßte ihn gegen den Penis des anderen Bruno, ließ langsam die Hüften kreisen, und ihre erigierten Organe rieben sich aneinander, während sie sich immer noch küßten und sich voll Hingabe durch den Spiegel hindurch in die Augen blickten. Ein oder zwei Minuten lang schien er so glücklich wie schon seit Tagen nicht mehr.
    Aber dann verflog die Halluzination plötzlich; die Wirklichkeit stellte sich wieder ein, wie ein Hammer, der auf Eisen schlägt. Jetzt wußte er plötzlich, daß er in Wirklichkeit nicht sein anderes Ich umfaßt hielt, sondern hier den Versuch unternahm, sich an einem Spiegelbild sexuell zu betätigen. Etwas Blitzartiges sprang zwischen den Augen des Spiegelbildes und seinen eigenen über, und ein ungeheurer Schock peitschte seinen Körper, ein emotionaler Schock, der körperlich auf ihn wirkte und ihn erzittern

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