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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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dreißig. Vielleicht noch länger.«
    »Sie haben wenigstens dreißig Jahre lang jede Nacht denselben schlimmen Traum?«
    »Richtig.«
    »Aber doch ganz sicher nicht jede Nacht.«
    »Doch. Jede Nacht.«
    »Und was ist das für ein Traum?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Sie dürfen nichts vor mir zurückhalten.«
    »Das tu ich ja gar nicht.«
    »Sie wollen es mir doch sagen.«
    »Ja.«
    »Deshalb sind Sie hier. Also sagen Sie's mir.«
    »Das will ich ja. Aber ich weiß nicht, was das für ein Traum ist.«
    »Wie können Sie dreißig Jahre oder länger jede Nacht diesen Traum haben und doch nicht wissen, um was für einen Traum es sich handelt?«
    »Ich wache auf und schreie. Ich weiß immer, daß ein Traum mich geweckt hat. Aber ich kann mich nie daran erinnern.«
    »Wie können Sie dann wissen, daß es immer derselbe Traum ist?«
    »Ich weiß es einfach.«
    »Das reicht nicht.«
    »Das reicht nicht wozu?«
     
    »Das reicht nicht, um mich davon zu überzeugen, daß es immer derselbe Traum ist. Wenn Sie so sicher sind, daß es ein Alptraum ist, der sich jede Nacht wiederholt, dann müssen Sie doch bessere Gründe für diese Annahme haben.«
    »Wenn ich es Ihnen sage ...«
    »Ja?«
     
    »Dann glauben Sie, daß ich verrückt bin.«
    »Das Wort ›verrückt‹ benutze ich nie.«
    »Nein?«
    »Nein.«
     
    »Nun ... jedesmal, wenn mich der Traum weckt, dann habe ich das Gefühl, etwas würde über mich krabbeln.« »Und was ist das?»
     
    »Das weiß ich nicht. Ich kann mich nie daran erinnern. Aber ich habe das Gefühl, etwas versucht, mir in die Nasenlöcher und den Mund zu kriechen. Etwas Widerwärtiges. Es versucht, in mich hineinzukommen. Es drückt mir auf die Augenwinkel und versucht mich dazu zu bringen, die Augen zu öffnen. Ich spüre, wie es sich unter meinen Kleidern bewegt, in meinem Haar, überall. Es krabbelt und kriecht...«
    Alle starrten das Tonbandgerät an.
     
    Fryes Stimme klang immer noch, als hätte er Kieselsteine verschluckt, aber sie schien jetzt von nacktem Schrecken erfüllt. Hilary konnte fast das furchtverzerrte Gesicht des hünenhaften Mannes vor sich sehen – die vom Schock geweiteten Augen, die blasse Haut, die Schweißtropfen an seinem Haar. Das Band lief weiter:
     
    »Ist das, was auf Ihnen krabbelt, ein Exemplar?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Oder sind es mehrere?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wie fühlt es sich an?«
    »Einfach ... scheußlich. Übel wird einem dabei.«
    »Und warum will dieses Ding in Sie hineinkriechen?« »Das weiß ich nicht.«
    »Und Sie sagen, Sie fühlen sich immer so, wenn der Traum vorbei ist?«
    »Ja. Es dauert ein oder zwei Minuten.«
    »Abgesehen von diesem Krabbeln – ist da sonst noch ein Gefühl?«
    »Ja. Das heißt, eigentlich kein Gefühl. Ein Geräusch.« »Was für ein Geräusch.«
    »Ein Wispern.«
    »Sie meinen, Sie wachen auf und bilden sich ein, Sie hörten Leute wispern?«
    »Ja, so ist es. Wispern, wispern, wispern. Überall, rings um mich herum.«
    »Wer sind diese Leute?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Und was wispern sie?«
    »Das weiß ich auch nicht.«
    »Haben Sie das Gefühl, daß diese Leute Ihnen irgend etwas sagen wollen?«
    »Ja. Aber ich komme nicht dahinter, was es ist.«
    »Haben Sie irgendeine Theorie, eine Vermutung? Indem Sie einfach nur raten?«
    »Ich kann nicht genau hören, was sie sagen, aber ich weiß, daß es sich um schlimme Dinge handelt.« »Schlimme Dinge? In welcher Hinsicht?«
    »Sie bedrohen mich. Sie hassen mich.«
    »Ein drohendes Flüstern also?«
    »Ja.«
    »Und wie lang hält das an?«
    »Etwa so lang wie das ... das Kriechen ... das Krabbeln.« »Vielleicht eine Minute?«
    »Ja. Klinge ich wie ein Verrückter?«
    »Überhaupt nicht.«
    »Kommen Sie – ich klinge ein wenig verrückt.« »Glauben Sir mir, Mr. Frye, ich habe viel eigenartigere Geschichten gehört als die Ihre.«
    »Ich denke mir immer wieder, wenn ich wüßte, was dieses Wispern bedeutet, was diese Stimmen sagen, wenn ich wüßte, was da über mich krabbelt, dann könnte ich mir auch zusammenreimen, was das für ein Traum ist. Und sobald ich einmal weiß, was es für ein Traum ist, hört er vielleicht auf.«
    »Und genau so werden wir an dieses Problem herangehen.«
    »Können Sie mir helfen?«
    »Nun, das hängt zu einem Großteil davon ab, wie sehr Sie sich selbst helfen wollen.«
    »Oh, ich will diesem Ding Herr werden. Ganz bestimmt will ich das.«
    »Dann werden Sie es wahrscheinlich auch schaffen.« »Ich lebe schon so lange damit ...

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