Flüstern in der Nacht
und dafür sorgen, daß es mir leidtut.« »Haben Sie ihr geglaubt?«
»...«
»Haben Sie ihr geglaubt?«
»...«
»Bruno?«
»Reden wir von etwas anderem.«
»Jesus!« stöhnte Tony. »So ist er also auf die Idee verfallen, Katherine wäre zurückgekommen. Die Frau hat die Idee in ihn eingepflanzt, ehe sie starb!«
Und Joshua meinte, zu Rudge gewandt: »In Gottes Namen, was hat diese Frau damit bezweckt? Was war das für eine Beziehung zwischen den beiden?«
»Das schien die Wurzel seines Problems«, antwortete Rudge. »Aber wir sind nie so weit gekommen, es wirklich freizulegen. Ich hoffte die ganze Zeit, ich könnte ihn überzeugen, jede Woche herzukommen. Aber er wollte nicht – und dann starb er.«
»Sind Sie in späteren Sitzungen weiter auf das Thema Geister eingegangen?« fragte Hilary.
»Ja«, erwiderte der Arzt. »Als er das nächste Mal kam, fing er wieder damit an. Er sagte, die Toten blieben tot, und nur Kinder und Narren glaubten etwas anderes. Er sagte, so etwas wie Geister und Zombies gäbe es nicht. Er wollte mir klarmachen, daß er Katherine nie geglaubt hatte, als sie ihm drohte, sie würde zurückkommen.«
»Aber er log«, meinte Hilary, »er hat ihr geglaubt.« »Ja, offensichtlich«, erklärte Rudge und legte das dritte Band ein.
»Doktor, welcher Religion gehören Sie an?«
»Ich bin Katholik.«
»Und sind immer noch einer?«
»Ja.«
»Gehen Sie in die Kirche?«
»Ja. Sie?«
»Nein. Gehen Sie jede Woche in die Messe?«
»Fast jede Woche.«
»Glauben Sie an den Himmel?«
»Ja. Sie?«
»Yeah. Und was ist mit der Hölle?«
»Was meinen Sie, Bruno?«
»Nun, wenn es einen Himmel gibt, muß es auch eine Hölle geben.«
»Manche Leute würden sagen, die Erde ist die Hölle.« »Nein. Es gibt da noch einen Ort mit Feuer und all dem. Und wenn es Engel gibt ...«
»Ja?«
»Dann muß es auch Dämonen geben. Die Bibel sagt, es gäbe welche.«
»Man kann ein guter Christ sein, ohne die Bibel wörtlich zu nehmen.«
»Wissen Sie, wie man die verschiedenen Zeichen der Dämonen herausfinden kann?«
»Zeichen?«
»Yeah. Wenn ein Mann oder eine Frau einen Pakt mit dem Teufel schließt, dann drückt er ihnen ein Zeichen auf. Oder wenn er sie aus irgendeinem anderen Grund besitzt, dann markiert er sie, so ähnlich, wie wir dem Vieh ein Brandzeichen aufdrücken.«
»Glauben Sie, daß man wirklich einen Pakt mit dem Teufel schließen kann?«
»Was? Oh, nein. Nein. Das ist natürlich Unfug. Quatsch ist das. Aber manche Leute glauben daran. Eine ganze Menge Leute sogar. Und ich finde sie interessant. Mich fasziniert das psychologische Phänomen, das dahintersteckt. Ich lese viel über Okkultismus und versuche, mir zusammenzureimen, was das für Leute sind, die daran glauben. Ich will begreifen, wie ihr Verstand funktioniert. Wissen Sie?«
»Sie haben von Zeichen gesprochen, die die Dämonen an den Menschen hinterlassen.«
»Yeah. Davon hab' ich kürzlich gelesen. Nichts Wichtiges.«
»Erzählen Sie mir davon.«
»Nun, sehen Sie, angeblich soll es ja in der Hölle Hunderte und Aberhunderte von Dämonen geben. Vielleicht Tausende. Und angeblich soll jeder davon sein eigenes Zeichen tragen, das er den Leuten aufdrückt, deren Seele er beansprucht. Im Mittelalter beispielsweise hat man geglaubt, ein rotes Muttermal im Gesicht sei das Zeichen eines Dämons. Wenn man schielte, war das das Mal eines anderen. Oder eine dritte Brust. Manche Leute kommen mit einer dritten Brust zur Welt. Das ist in Wirklichkeit gar nicht so selten. Und dann gibt es Leute, die sagen, das sei das Zeichen eines Dämons. Die Zahl 666. Das ist das Zeichen des obersten Dämons, das Zeichen des Satan. Seinen Leuten ist die Zahl 666 in die Haut eingebrannt, unter dem Haar, wo man sie nicht sehen kann. Ich meine, die wahren Gläubigen denken das. Und Zwillinge ... das ist ein weiteres Zeichen dafür, daß ein Dämon am Werk war.«
»Zwillinge sind das Werk von Dämonen?«
»Verstehen Sie, ich sage nicht, daß ich an das glaube. Wirklich nicht. Das ist Unsinn. Ich sage nur, was einige Verrückte dort draußen glauben.»
»Ich verstehe.«
»Wenn ich Sie langweile –«
»Nein. Das ist für mich genauso faszinierend wie für Sie.«
Rudge schaltete das Tonbandgerät ab. »Eine Bemerkung, ehe ich ihn weitermachen lasse. Ich habe ihn dazu aufgemuntert, über das Okkulte zu sprechen, weil ich die Ansicht vertrat, es stelle für ihn nur eine intellektuelle Übung dar, etwas, womit er sein eigenes Bewußtsein stärkte,
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