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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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bezweifelte sie ihre Entscheidung, war sich plötzlich nicht mehr ganz sicher gewesen, ob die Idee klug gewesen war, ihn so stark werden zu lassen. Sie bekam Angst, er könnte seine Körperkräfte nur deshalb entwickeln, um sich schließlich gegen sie zu stellen; so hatte sie versucht, ihm die Gewichte wegzunehmen. Aber als er daraufhin in Tränen ausbrach und darum bettelte, sie behalten zu dürfen, erkannte sie, daß sie sich vor ihm nie fürchten müßte.
     
    Wie hatte sie das nur annehmen können? fragte sich Bruno, während er die Hantel in die Höhe stemmte und sie dann langsam wieder sinken ließ. Hatte sie denn nicht begriffen, daß sie stets stärker sein würde als er? Schließlich besaß sie den Schlüssel zu der Tür im Boden. Sie besaß die Macht, jene Tür zu öffnen und ihn zu zwingen, in jenes dunkle Loch hinabzusteigen. Ganz egal, wie mächtig sein Bizeps auch wäre, solange sie diesen Schlüssel besaß, würde sie ihm überlegen sein.
    Etwa zu der Zeit, in der sein Körper anfing, sich zu entwickeln, erzählte sie ihm erstmals, sie wüßte, wie man von den Toten zurückkehren könnte. Sie wollte, daß er wußte, daß sie ihn auch nach ihrem Tod von der anderen Seite aus beobachten würde; sie schwor, zurückzukommen und ihn zu bestrafen, sobald er anfinge, sich schlecht zu benehmen oder gar vergäße, sein dämonisches Erbteil vor anderen Leuten versteckt zu halten. Tausendmal und öfter hatte sie ihn gewarnt, zwänge er sie, durch Unanständigkeit aus dem Grab zurückzukehren, würde sie ihn in das Loch im Boden stecken, die Tür abschließen und ihn nie mehr herauslassen. Aber während Bruno jetzt im staubigen Dachgeschoß trainierte, kamen ihm plötzlich Zweifel, ob das nicht eine leere Drohung war. Besaß Katherine wirklich übernatürliche Kräfte? Konnte sie wirklich von den Toten zurückkehren? Oder hatte sie ihn belogen? Hatte sie ihn angelogen, weil sie sich vor ihm fürchtete? Hatte sie Angst gehabt, er könnte groß und kräftig werden – und ihr dann das Genick brechen? War diese Behauptung, sie könne aus dem Grab zurückkehren, nichts anderes als eine schwache Schutzbehauptung, um zu verhindern, daß er auf die Idee käme, sie zu töten und sich damit für immer von ihr zu befreien? Jene Fragen drängten sich ihm auf, aber er konnte sie nicht lange genug festhalten, um sie näher zu ergründen oder gar zu beantworten. Voneinander losgelöste Gedanken huschten wie elektrische Stromstöße durch sein Gehirn, das irgendwie kurzgeschlossen schien. Jeden Zweifel vergaß er kurz nach seiner Äußerung wieder, ganz im Gegensatz zu den Ängsten, die in ihm hochkamen; die verblaßten nicht – sie blieben, funkten und knisterten in den finstersten Ecken seines Bewußtseins. Er dachte an Hilary-Katherine, die letzte Auferstehung, und erinnerte sich daran, daß er sie finden mußte. Ehe sie ihn fand. Er fing zu zittern an.
    Er ließ die Hantel krachend zu Boden fallen. »Das Miststück!« stieß er hervor, von Furcht erfüllt und gleichzeitig wütend.
    Die weiße Katze leckte Mrs. Yancys Hand, und sie fuhr fort: »Leo und Katherine dachten sich eine komplizierte Geschichte aus, um das Baby zu erklären. Sie wollten nicht zugeben, daß es sich um ihr Kind handelte. Hätten Sie das getan, so hätten sie irgendeinen jungen Mann aussuchen müssen, den sie zur Verantwortung zwingen müßten. Aber sie kannte keine Verehrer. Der Alte wollte nicht, daß ein anderer sie berührte. Nur er. Mir wird bei dem Gedanken ganz übel. Was für ein Mann muß das sein, der so etwas mit seinem eigenen Kind macht! Und der Schweinehund hat damit angefangen, als sie gerade vier Jahre alt war! Sie war damals nicht einmal alt genug, um zu verstehen, was mit ihr passierte.« Mrs. Yancy schüttelte bedrückt den Kopf. »Wie nur ein Kleinkind einen alten Mann überhaupt so erregen kann! Bestimmte ich die Gesetze, ich würde solche Kerle kastrieren lassen – oder noch schlimmer. Ich sage Ihnen, mich ekelt das an.« »Warum haben die beiden denn nicht einfach behauptet, ein Farmarbeiter hätte Katherine vergewaltigt?« fragte Joshua. »Oder irgendein Fremder auf der Durchreise? Sie hätten doch keinen Unschuldigen ins Gefängnis schicken brauchen, um eine solche Geschichte zu verbreiten. Sie hätten der Polizei eine Beschreibung liefern können, die sie sich aus den Fingern gesaugt hätten. Und selbst wenn die dann durch Zufall aufgrund der Beschreibung einen gefunden hätten, irgendeinen armen Teufel ohne Alibi ... nun,

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