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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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offenstanden und seine braune dichtbehaarte Brust freilegten. Ein Haifischzahn baumelte an einer Goldkette an seinem Hals. Er schaute Frank an und runzelte die Stirn. »Hab' ich gar nicht gewußt, daß die Polizei von L.A. in Santa Monica auch etwas zu sagen hat.« »Die Kollegen von Santa Monica sind einverstanden«, meinte Tony trocken. »Was?«
    »Die Polizei von Santa Monica arbeitet bei diesen Ermittlungen mit uns zusammen«, ergänzte Frank ungeduldig. »Also, kennen Sie den Typ?«
    »Na klar. Der ist ein paarmal hiergewesen«, erklärte Otto. »Wann?« wollte Frank wissen.
    »Oh... vielleicht vor einem Monat, vielleicht auch vor längerer Zeit.«
    »Vor kurzem nicht?«
    Die Band, die gerade zwanzig Minuten Pause gemacht hatte, kam zurück und stimmte eine Billy-Joel-Nummer an. Ottos Stimme wurde lauter, um die Musik zu übertönen. »Ich hab' ihn wenigstens einen Monat nicht gesehen. Ich erinnere mich deshalb, weil er viel zu jung wirkte, um in einer Bar bedient zu werden. Ich hab' seinen Ausweis verlangt, und da wurde er richtig wütend. Eine Szene hat er gemacht.«
    »Was für eine Szene?« fragte Frank. »Er wollte den Geschäftsführer sprechen.« »Sonst nichts?« fragte Tony.
    »Beschimpft hat er mich.« Otto blickte finster drein. »Und das laß ich mir von niemand gefallen.«
    Tony legte eine Hand an sein Ohr, um den Barmixer besser zu verstehen und die Musik etwas abschirmen zu können. Ihm gefiel Billy Joel, aber nicht gespielt von einer Band, die glaubte, mit Begeisterung und entsprechenden Verstärkern Musikalität ersetzen zu können.
    »Beschimpft hat er Sie also«, meinte Frank. »Und was dann?« »Dann hat er sich entschuldigt.«
    »Einfach so? Er verlangt den Geschäftsführer, beschimpft Sie und entschuldigt sich dann?« »Yeah.« »Warum?«
    »Weil ich das gefordert habe«, erwiderte Otto. Frank beugte sich über die Theke, während die Musik zu ohrenbetäubendem Lärm anschwoll. »Er hat sich entschuldigt, weil Sie es wollten?«
    »Nun... zuerst hatte er vor, sich zu prügeln.« »Und kam es dazu?« schrie Tony.
    »Nee. So stark und rowdyhaft kann hier gar niemand sein, daß ich ihn anfassen muß, um ihn zu beruhigen.« »Sie müssen ja mächtigen Charme entwickeln«, schrie Frank. Die Band wurde leiser, so leise, daß einem wenigstens nicht mehr das Blut aus dem Trommelfell schoß. Der Sänger lieferte eine armselige Billy-Joel-Imitation, und die Begleitmusik erreichte höchstens die Lautstärke eines Gewitters. Eine auffallend gutaussehende, grünäugige Blondine saß neben Tony an der Bar. Sie hatte zugehört. Jetzt meinte sie: »Los, Otto, zeig' denen deinen Trick.«
    »Sind Sie Zauberkünstler?« fragte Tony. »Was machen Sie mit Kunden, die sich nicht benehmen? Lassen Sie die einfach verschwinden?«
    »Er macht ihnen angst«, entgegnete die Blondine. »Wirklich ein guter Trick. Los, Otto, zeig' ihnen, was du kannst.« Otto zuckte mit den Achseln, griff unter die Bar und holte ein Bierglas hervor, hielt es in die Höhe, damit alle es anschauen konnten, als ob sie noch nie ein Bierglas gesehen hätten. Dann biß er einfach ein Stück davon ab, nahm einfach den Rand zwischen die Zähne und biß einen Brocken heraus, drehte sich um und spuckte das scharfkantige Stück Glas in den Abfalleimer hinter ihm.
    Die Band brachte die Nummer mit einem explosionsartigen Refrain zu Ende und spendete den Gästen im Raum anschließend barmherzige Stille.
    Durch die plötzlich entstandene Stille zwischen der letzten Tönen und dem recht spärlichen Beifall hörte Tony das Bierglas splittern, denn Otto hatte ein weiteres Stück abgebissen. »Herr Jesus!« meinte Frank. Die Blondine kicherte.
    Otto biß erneut zu und spuckte einen Mund voll Glas aus und machte weiter, bis er das Bierglas auf eine Höhe von drei Zentimetern abgenagt hatte; jetzt konnte das Glas aufgrund seiner Dicke von menschlichen Zähnen nicht mehr bewältigt werden. Er warf die Überreste in den Eimer und lächelte. »Wenn hier einer Ärger macht, zerkaue ich das Glas vor seinen Augen, seh' ihn böse an – mit dem Blick einer Schlange – und sag' ihm, er soll sich beruhigen. Ich erzähl ihm – wenn er sich nicht beruhigt –, daß ich ihm seine verdammte Nase abbeißen werde.« Frank Howard starrte ihn verblüfft an. »Haben Sie das schon mal getan?«
    »Was? Einem die Nase abgebissen? Nee. Die Drohung reicht aus, damit sie sich benehmen.«
    »Verkehren hier viele unangenehme Typen?« wollte Frank wissen.
    »Nee. Das hier ist ein

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