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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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die Tote nur eine Sorte Höschen trug, ein Geschenk ihres Freundes. Jedes trug im Schritt eingestickt die Aufschrift GEHÖRT HARRY, und ein solches Höschen, zerfetzt und besudelt, fand man in Bobbys Wohnung zwischen einer Sammlung von Unterwäsche. Dieses Höschen und der Papierfetzen in der Hand des Opfers führten zur Verhaftung des Verdächtigen.
    Unglücklicherweise verschworen sich die Umstände gegen die Bevölkerung Kaliforniens. Bobby kam mit einer vergleichsweise milden Strafe davon. Die Beamten, die ihn verhafteten, begingen bei der Festnahme einen kleinen Formfehler, der manche Richter zu leidenschaftlichen rhetorischen Ergüssen über verfassungsmäßige Rechte veranlaßte. Der damalige Staatsanwalt, Mister Kooperhausen, geriet damals seinerseits wegen Verdachtes politischer Korruption unter Druck. Er wußte sehr wohl, daß jene unkorrekte Vorgehensweise bei der Verhaftung sich bezüglich der Anklageerhebung negativ auswirken könnte, doch konzentrierte er sich in erster Linie darauf, selbst seinen Hals aus der Schlinge zu ziehen und war deshalb mit dem Angebot der Verteidigung einverstanden gewesen, Bobbys Schuldbekenntnis in drei Fällen von Vergewaltigung und einem Fall von Totschlag zu akzeptieren. Dafür wurden alle anderen schwereren Anklagepunkte fallengelassen. Die meisten Detektive vom Morddezernat, so auch Tony Clemenza, vertraten die Ansicht, Kooperhausen hätte auf jeden Fall versuchen müssen, eine Verurteilung wegen Totschlags, Entführung, Körperverletzung, Notzucht und Erzwingung unzüchtiger Handlungen zu erreichen. Das Beweismaterial zugunsten der Anklage war diesbezüglich geradezu überwältigend gewesen. Die Karten standen schlecht für Bobby – doch dann schob das Schicksal ihm ein unerwartetes As zu. Heute ist Bobby ein freier Mann.
    Aber vielleicht nicht sehr lange, dachte Tony. Im Mai, einen Monat nach seiner Entlassung, versäumte Bobby »Angel« Valdez den Termin mit seinem Bewährungshelfer. Er verschwand aus seinem Apartment, ohne den Behörden einen Adressenwechsel zu melden, und tauchte unter. Im Juni verübte er wieder Notzuchtverbrechen. Einfach so. So beiläufig, wie manche Leute wieder mit dem Rauchen anfangen, nachdem sie ein paar Jahre aufgehört hatten. So, wie man sich plötzlich wieder für ein altes Hobby interessiert. Im Juni belästigte er zwei Frauen. Im Juli zwei. Im August drei. In den ersten zehn Tagen im September weitere zwei. Nach achtundachtzig Monaten Gefängnis verspürte Bobby einen unersättlichen Drang nach Weiblichkeit.
    Die Polizei war überzeugt, daß jene neun Verbrechen – und vielleicht weitere, die nicht gemeldet wurden – auf das Konto eines einzigen Mannes gingen, auf das Konto von Bobby Valdez. Die Art und Weise, wie er jedes der Opfer angeredet hatte, sprach dafür. Ein Mann war auf sie zugegangen, als sie nachts allein auf einem Parkplatz aus ihrem Wagen stieg. Der Mann drückte ihr eine Pistole in die Rippen, den Rücken oder den Bauch und sagte: »Mit mir macht's Spaß. Komm' mit mir auf die Party, dann passiert dir nichts. Wenn du nein sagst, pust' ich dich auf der Stelle weg. Wenn du mitmachst, brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Mit mir macht's wirklich Spaß.« Er sagte jedesmal ziemlich genau dasselbe; und die Opfer erinnerten sich an die Worte »Mit mir macht's Spaß«, weil sie mit Bobbys weicher, hoher, fast mädchenhafter Stimme so unheimlich klangen. Und auf dieselbe Art ging Bobby auch vor mehr als acht Jahren vor, in seiner früheren Laufbahn als Notzuchtverbrecher.
    Außerdem lieferten die neun Opfer verblüffend ähnliche Beschreibungen: Schlank, einen Meter vierundsiebzig groß, fünfundsechzig Kilo schwer, dunkler Teint, Grübchen am Kinn, braunes Haar und ebensolche Augen. Und die mädchenhafte Stimme. Einige seiner Freunde nannten ihn wegen seiner süßen Stimme und seines Babygesichtes »Angel«. Bobby war dreißig Jahre alt, wirkte aber wie sechzehn. Jedes seiner neun Opfer hatte das Gesicht des Verbrechers gesehen, und jede der jungen Frauen erklärte, er habe ausgesehen wie ein Halbwüchsiger, habe sich aber wie ein grausamer, raffinierter, krankhaft veranlagter Mann verhalten.
    Der Chefbarmixer im Paradise überließ das Geschäft seinen beiden Mitarbeitern und schaute sich die drei Hochglanzfotos von Bobby Valdez an, die Frank Howard ihm unter die Nase hielt. Er hieß Otto, trug Bart, sah gut aus, von der Sonne gebräunt, trug weiße Jeans und ein blaues, enganliegendes Hemd, dessen drei oberste Knöpfe

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