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Flug 2039

Flug 2039

Titel: Flug 2039 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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Dummerweise lässt sich der Abzug nicht mehr richtig öffnen, sodass der Rauch vorn rauskommt. Meine Arbeitgeber verbrennen feuchtes Holz. Ich sage der Polizei, dass ich unschuldig bin.
    Ich habe niemanden umgebracht.
    Laut meinem Terminkalender hätte ich gestern die Kamineinfassung schrubben sollen.
    Bis jetzt ist der Tag folgendermaßen verlaufen:
    Zuerst nervt mich die Polizei mit Fragen, warum ich meine Sozialarbeiterin getötet habe. Dann ruft der Agent an und verspricht mir das Blaue vom Himmel runter. Fertility, Fertility, Fertility ist weg vom Fenster. Sagen wir einfach, es gefällt mir nicht, wie sie sich durchs Leben schlägt. Außerdem möchte ich nicht schon jetzt das ganze Elend meiner Zukunft erfahren.
    Also schließe ich mich im Badezimmer ein und versuche die Ereignisse zu sortieren. Das grüne Bad unten.
    Den Polizisten gebe ich zu Protokoll, dass die Sozialarbeiterin mit dem Gesicht nach unten vor dem Kamin im Arbeitszimmer lag; sie hatte ihre schwarze Caprihose noch an, aber die muss sich beim Sturz irgendwie weit nach oben geschoben haben. Die weiße Bluse war ihr aus der Hose gerutscht, die Ärmel hatte sie bis zu den Ellbogen hochgekrempelt. Stechender Chlorgeruch stand im Zimmer, und mit der toten, fischweißen Hand hielt sie noch den Schwamm umklammert.
    Davor war ich durch das Kellerfenster geklettert, das wir offen gelassen hatten, damit ich kommen und gehen konnte, ohne von den Fernsehleuten belästigt zu werden, die da überall mit ihren Kameras und Pappbechern mit Kaffee und ihrer professionellen Anteilnahme herumliefen, als ob sie so gut bezahlt würden, dass sie wirklich mit einem fühlen könnten. Als ob sie nicht alle zwei Tage an solchen Schauplätzen drehen würden. Tun sie aber.
    Jedenfalls habe ich mich im Bad eingeschlossen, und jetzt steht die Polizei vor der Tür und fragt, ob ich mich übergeben muss, und sagt, mein Arbeitgeber sei am Freisprechtelefon und wolle von ihnen wissen, wie man einen Salat esse.
    Die Polizei fragt, ob ich mich mit der Sozialarbeiterin geprügelt habe.
    Sehen Sie in meinem Terminkalender für gestern nach, sage ich. Da hatten wir gar keine Zeit dafür.
    Von Arbeitsbeginn bis acht Uhr morgens musste ich die Fenster abdichten. Der Kalender liegt offen auf der Anrichte neben dem Telefon. Außerdem musste ich die Zierleisten streichen.
    Von acht bis zehn habe ich draußen auf der Einfahrt die Ölflecken beseitigt. Von zehn bis zum Mittagessen musste ich die Hecken schneiden. Vom Mittagessen bis drei musste ich die Veranda fegen. Von drei bis fünf musste ich in allen Pflanzenschalen das Wasser wechseln. Von fünf bis sieben musste ich die Kamineinfassung schrubben.
    Jede einzelne Minute meines Lebens ist verplant, und das steht mir bis hier.
    Es kommt mir so vor, als wäre ich bloß irgendein Punkt in Gottes Terminkalender: Gleich nach dem Mittelalter ist die italienische Renaissance an der Reihe.
    Ein jegliches hat seine Zeit.
    Jeder Trend, jede Mode, jedes Stadium. Alles fließt.
    Prediger, Kapitel drei, irgendwo am Anfang.
    Das Informationszeitalter ist für die Phase unmittelbar nach
    der industriellen Revolution vorgesehen. Dann kommt die Postmoderne, dann die vier apokalyptischen Reiter. Hungersnot. Abgehakt. Pest. Abgehakt. Krieg. Abgehakt. Tod. Abgehakt. Und zwischen den großen Ereignissen, den Erdbeben und Überschwemmungen, hat Gott mir meinen kleinen Auftritt zugewiesen. Und in dreißig Jahren vielleicht, oder schon nächstes Jahr, habe ich laut Gottes Terminkalender abzutreten.
    Die Polizei fragt mich durch die Badezimmertür, ob ich sie geschlagen habe. Die Sozialarbeiterin. Ob ich ihre Akten und ihr DSM gestohlen habe. Ihre Akten seien allesamt verschwunden.
    Sie hat getrunken, antworte ich. Sie hat psychotrope Drogen genommen. Sie hat Bleichmittel und Ammoniak in geschlossenen, unbelüfteten Räumen benutzt. Ich weiß nicht, was sie in ihrer Freizeit gemacht hat, aber sie hat von zahlreichen Terminen mit zwielichtigen Personen gesprochen.
    Und gestern hatte sie diese Akten noch.
    Das Letzte, was ich zu ihr gesagt habe, war: Ziegelsteine kann man nur mit einem Sandstrahler reinigen. Aber sie war felsenfest davon überzeugt, mit Salzsäure gehe es auch. Einer ihrer Freunde habe darauf geschworen.
    Als ich heute Morgen durch das Kellerfenster stieg, lag sie tot auf dem Boden; die halbe Ziegelmauer war mit Chlorgas und Salzsäure getränkt, aber immer noch so schmutzig wie zuvor, und mitten in diesem Schmutz lag die

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