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Flug des Adlers

Titel: Flug des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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Polizeiabsperrband versperrte Lücke, die so breit war, dass zwei Busse auf einmal hindurchfahren konnten. Dahinter sah Valentine ein paar alte, von Pflanzen überwucherte Gebäude. Der Park machte einen verfallenen Eindruck, dennoch konnte er noch einzelne Geländeabschnitte und Wege erkennen.
    »Ihr habt Glück«, sagte eine der Quislingwachen. Der Mann hatte Klappen an seinem Hut, um sich die Ohren warmzuhalten, und einen gestutzten Bart. »Ihr seid nur drei. Pound-vom-Fleische lässt immer einen davonkommen. Ihr habt also jeder eine Eins-zu-drei-Chance. Aber schlagt nicht gleich aufeinander ein, sonst verpassen wir euch eine Ladung Vogelschrot und ihr werdet es nie bis zum anderen Ende des Langen Pfads schaffen.«
    »Ich will zu einem Arzt«, sagte Mona.
    Der Quisling mit dem Jägerhut beachtete sie gar nicht. »Wir nehmen euch nur, weil ihr solche Bergziegen seid. Ihr müsst nur zu diesen Lichtern dort gehen. Seht ihr sie, da drüben, ganz weit von hier?« Er zeigte zwischen zwei Baumgruppen.
    Valentine entdeckte zwei rote Lichter auf parallelen Pfosten, die ihn an das Tor auf einem Footballfeld erinnerten. Wie mit glühenden Augen starrten sie über die üppige Vegetation zu ihnen herüber. Sollte es sich tatsächlich um Torpfosten handeln, dann waren sie gute achthundert Meter entfernt, vielleicht sogar über tausend.
    »Ausziehen«, befahl der Quisling.
    Soldaten traten vor und befreiten sie von den Handfesseln, damit sie ihre Hemden ausziehen konnten. Valentine fühlte, wie seine Haut vor der kalten Nachtluft förmlich zurückschreckte.
    »Bitte, ich könnte schwanger sein. So etwas tut ihr doch nie mit einer Schwangeren«, sagte Mona.

    Colin wippte auf den Hacken. »Halt die Klappe, du Dummkopf.« Er atmete tief ein und aus.
    »Da drin ist ein Schlächter«, stellte Valentine fest.
    »Gut geraten«, sagte der Quisling.
    Valentine hatte nicht geraten. Er wusste es.
    »Seht euch mal die komischen Brandnarben bei dem hier an. Was hat man mit dir angestellt?«
    Drei Quislinge fummelten an den Fesseln der Gefangenen herum, während andere sie von einem Kleinwagen, auf dessen Haube ein Maschinengewehr befestigt war, deckten.
    Mona fing an zu heulen. »Warum bringt ihr mich nicht zu einem Arzt?«
    »Nochmal: Schlagt nicht aufeinander ein«, sagte Jägerhut. »Wenn das Absperrband fällt, seid ihr im Rennen.«
    »Das ist unfair. Die anderen haben Schuhe«, sagte Colin.
    »Das ist unfair, die haben Schuhe«, äffte ihn einer der Quislingsoldaten im Ton eines Schülers nach.
    »Zieht den Rest aus. Die Schuhe auch.«
    Sie gehorchten. Was hätten sie sonst tun sollen? Valentine legte einen Arm um Mona, damit sie sich gegenseitig wärmen konnten. »Ich habe gehört, das ist gar nicht so schlimm. Sie hypnotisieren dich erst wie eine Schlange einen Vogel.«
    Das Band fiel herab, und Valentine fühlte einen scharfen Schlag an der Seite seines Knies. Colin hatte ihn getreten. Das Absperrband flatterte noch an seinen Beinen, während er über den überwucherten Parkplatz rannte.
    Valentine bekam einen Stoß in den Rücken, und er und Mona fielen auf der anderen Seite der Mauer hin. Während Valentine sich mühsam erhob, schlossen die Quislinge das Tor.

    »Ich könnte schwanger sein. Ihr wollt doch das Baby nicht verlieren!«, jammerte Mona und klammerte sich an die Gitterstäbe.
    Ein Gewehrkolben schoss durch das Gitter und traf sie in Höhe des Bauchs. Keuchend klappte sie zusammen.
    Valentine half ihr auf die Beine. »Los jetzt.«
    Er sah sich zur Mauer um. Ein paar Köpfe beobachteten sie von der anderen Seite aus.
    Valentine ergriff einen Stein und schleuderte ihn auf die Köpfe, verfehlte sie aber.
    »Euer Kumpel hat schon ein Viertel des Wegs geschafft!«, brüllte eine hilfreiche Stimme.
    Valentine zog Mona den Pfad entlang. Er mündete auf einem Platz, von dem Valentine annahm, dass es ein weiterer Parkplatz war. Gras und Gestrüpp waren hier gerodet worden, und Valentine sah Gebäude auf der anderen Seite.
    »Oh mein Gott«, sagte Mona mit flacher Stimme.
    Vier Gestalten in einer Reihe erwarteten sie wie seltsame plastinierte Gliederpuppen ohne Haut, deren Füße in Beton gegossen waren. Kompliziert angeordnete Muskelschichten ließen ihre Gesichter wie ein grässliches lachsfarbenes Flickwerk erscheinen. Valentine ging an eine näher heran und erkannte, dass er es mit einer echten Leiche zu tun hatte, überzogen mit einer Art dicken, durchsichtigen Plastikschicht. Die erste Gestalt zeigte mit dem Finger wie Uncle

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