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Flug des Adlers

Titel: Flug des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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Duvalier hatte so etwas in der Art erzählt, als sie in Kansas einem der Wagen begegnet waren.
    Die Quislinge zogen die Schiebetür zu und schlossen ab, und sie blieben im Dunkeln zurück. Valentine hörte den Motor starten und hoffte beinahe, der Wagen würde in die Luft fliegen.
    Das war’s. Die letzte Reise. Valentine wunderte sich ein wenig, wie ruhig er war. Es war vorbei. Keine Sorgen mehr, kein Kummer, kein Bedauern wegen Malia und Amalee. Was würde aus Blake werden, ein fehlbares menschliches Wesen, das Mitgefühl empfinden konnte, oder eine grausame, instinktgesteuerte Maschine?
    Er hatte sich gut geschlagen. Duvalier sagte immer, Katzen würden nicht alt. Er hatte mehr Schaden angerichtet als die meisten anderen. Wenn jeder Mensch, der in solch einen Transporter verfrachtet wurde, nur einen Feind mit ins Grab nehmen könnte …
    Vor ihm gähnte das schwarze Nichts, ein ewiges Vergessen, während die Welt sich weiterdrehte und er nur noch als Erinnerung in einer Geschichte oder in einem der vielen von ihm unterschriebenen Berichte, die in irgendeinem Archiv vergraben waren, existieren würde. Er hoffte, seine Beine würden ihn am Ende nicht im Stich lassen - vielleicht konnte er noch einem Schlächter kräftig auf den Spann treten -, oder würde womöglich sein Schließmuskel versagen?
    Die Milizfrau drängte sich an Valentine.
    »Hey, Kumpel, kriegst du deinen Hosenstall auf?«, hauchte ihre Stimme in der Dunkelheit.
    »Bitte?«, fragte Valentine.

    »Lass es uns tun, jetzt gleich. Ich komme aus dieser Hose raus.«
    »Du machst Witze, oder?«
    »Los doch, beeil dich.«
    »Nein. Danke, aber … nein«, sagte Valentine.
    Der Transporter wurde schneller und fuhr in einem höheren Gang weiter.
    Sie rutschte weiter zu dem anderen Mann. Valentine versuchte wegzuhören, als sie ihm das gleiche Angebot unterbreitete. Die Bank, auf der sie saßen, knarrte, aber vielleicht war es auch nur der keuchende Atem des Mannes. Valentine roch ihre verschwitzte Scham in der Dunkelheit.
    Zwei unverkennbare, dumpfe Schläge ertönten, als sie gemeinsam auf den Boden der Ladefläche fielen. Nun konnte Valentine hören, wie ihre Ketten über den Boden gezogen wurden. Der Mann ächzte und stöhnte.
    Valentine fühlte, wie ihr Fuß seinen berührte. »Das Angebot steht noch, falls du auch mal willst«, sagte sie. Dann entfernte sich der Fuß.
    »Hey, lass mich den Augenblick genießen, ja?«, sagte der Mann.
    In der Dunkelheit stellten sie sich einander vor. Er hieß Colin, sie Mona.
    Fünfzehn Minuten später kamen sie an.
    Der Transporter lief im Leerlauf, und Valentine hörte Stimmen von draußen. »Ich gebe Pound Bescheid«, sagte ein Mann. »Drei Stück, richtig?«
    »Drei, wenn wir nicht schon wieder einen verdammten Selbstmord dabeihaben«, sagte der Fahrer. »Sie sind Tauschware, aber man weiß ja nie.«
    »Ich wünschte, ich hätte eine von diesen Heldenpillen«, sagte Colin in der Dunkelheit.
    Ein grelles Licht drang auf die Ladefläche des Sammelfahrzeugs und versetzte Valentine jene augenblicklichen,
diamantharten Kopfschmerzen, die eine plötzliche Stimulation seiner Sehnerven hervorzurufen schien. Valentine senkte den Blick und sah zwischen seinen Beinen einen auf den hölzernen Sitz gekritzelten Namen.

    Bob Barquist 15. Februar 68

    Valentine versuchte, sich daran zu erinnern, wo er gewesen war, als Barquist seine letzte Reise angetreten hatte. Wahrscheinlich hatte er in den Ozarks zusammen mit Ahn-Kha einer Gruppe von Produktionsplanern gezeigt, wie man Herzwurzel in kaltem Wasser züchten konnte, um sie zu essen oder in gemahlener Form an Schweine oder Hühner zu verfüttern.
    Er wünschte, es gäbe eine Möglichkeit, noch eine Nachricht an Narcisse zu schicken - ein Gedicht, das sie Blake beibringen konnte - oder an Malia oder sogar an Ali. Würde sie seufzen und sagen, er wäre nicht vorsichtig genug gewesen?
    Er fühlte Hände, die ihn aus dem Sammelfahrzeug zerrten. Dann wurde der Scheinwerfer ausgeschaltet.
    »Ich könnte schwanger sein!«, sagte Mona und zeigte zum Beweis etwas vor, über das Valentine nur spekulieren konnte, während sie ihre Hose hochzog. »Ihr müsst mich in eine medizinische Einrichtung bringen. Ich könnte schwanger sein.«
    Sie standen vor einer Ziegelmauer. Der Sammelwagen parkte am Tor. Auf einem freien Wandabschnitt stand in alten Metalllettern:

ELL VUE B TANI CH R GAR EN
    Jemand hatte ein H vor das ELL geschrieben, HELL - Hölle.

    In der Wand befand sich eine mit gelbem

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