Flug des Adlers
war, dass ein Mensch auf ihn zulief.
Ein blindwütiges wildes Geheul entfleuchte Valentines Kehle. Sein Herz schien seine ganze Brust auszufüllen, der Herzschlag die Rippen und Schlüsselbeine durchzurütteln …
Irgendeine vernünftigere Ecke seines Gehirns spuckte Gedanken aus, so schnell wie eine gute Sekretärin mit ihrer Schreibmaschine:
Du weißt nicht, wie man kämpft, du großes durstiges Ding hast vergessen, wie das geht, schick nur alle Puppen, die du hast, du kannst so wenig kämpfen wie ficken, Zeit, dich mir zu stellen, Produkt einer Kriegerrasse, ausgebrütet und erprobt in zehntausend Jahren Krieg, beängstigender als jede Maskerade, nicht rennen, du wirst nur müde sterben …
Der Schlächter machte kehrt und rannte. Seine Maske verrutschte, und er prallte blind gegen einen Baum, tat einen Satz nach vorn und riss sich die Maske vom Kopf.
Valentine bahnte sich einen Weg zwischen den Bäumen hindurch und jaulte wie ein Hund auf einer heißen Fährte. Kurz vor den glühenden Augen an den Torpfosten hatte er das Ding eingeholt. In der letzten Sekunde drehte es sich um und riss die Arme vor, um ihn abzuwehren, und Valentine erwischte es mit einem Hechtsprung an den Knien, riss es zu Boden, fühlte Klauen, die Wunden in seine Schultern rissen, als er dem Schlächter den Oberschenkelknochen zwischen die Beine trieb. Der Schlächter hatte keine Sexualorgane, aber sein Skelett hatte eine Lücke.
Töte es, dann schicken sie noch einen. Und noch einen … nein.
Valentine rang um Worte.
»Du«, sagte er, während er über dem Schlächter hockte und sich stärker fühlte als je zuvor in seinem Leben.
Er verdrehte den Oberschenkelknochen. »Du da, am anderen Ende. Rede, oder ich mache Hackfleisch aus deiner Marionette.«
»aufffffhören! bittttte!«
Valentine zog den Oberschenkelknochen zurück, und der Schlächter schlug mit dem freien Arm zu. Er packte ihn am Handgelenk und drehte es, bis er ein Knacken hörte.
»Hör auf«, sagte Valentine. Es war, als würde er in einer fremden Sprache sprechen. Er musste sich zwingen, die Worte zu formulieren. »Ich nehme dein Spielzeug Glied für Glied auseinander. Und dann knüpfe ich deine Kirchenmänner an den Torpfosten auf.«
»was willst du? ich schenke dir dein leben, ich schenke dem weibchen das leben, ich schenke dem mann das leben, aber lass meinen diener gehen.«
»Bist du Seattle? Der Oberboss?«
»nein, ich bin nur der hüter der …«
»Ich will mit deinem Boss reden. König. Großfürst und erhabener Oberherr, wie immer er sich nennen mag. Der, der in dem großen Turm hockt.«
»er gibt sich nicht direkt mit deiner art ab.«
»Dann eben über dich. Mir ist das egal. Sag ihm, ich habe ihm etwas anzubieten.«
»was könnte ein mensch einem wie ihm bieten?« »Adler. Den Anführer des Widerstands.«
Die Schlitzaugen des Schlächters weiteten sich. »unmöglich!«
Valentines Hand schoss hoch und schloss sich um seine Luftröhre, ertastete die dicken Muskeln, die die Zunge steuerten.
»graaack …« Valentine öffnete die Hand ein wenig. »ja, ja, lass ab. ich habe ihn kontaktiert. er willigt ein. du bekommst ein treffen mit seinem repräsentanten aus den reihen der sterblichen.«
13
S prachrohre: In jeder Kur-Organisation gibt es verschiedene Vermittlungsebenen zwischen den kurischen Herrschern und ihren menschlichen Herden. Seattle bildet in diesem Punkt keine Ausnahme.
All diese Ebenen der Polizei, der Geheimpolizei, der Kirchenermittler und sogar die Diplomaten aus anderen kurischen Zonen unterstehen in Seattle dem Büro eines Mannes, und dieser Mann ist Maxamom Silas. Er hat ein Auge für elegante Kleidung und sieht entsprechend imposant aus. Noch beeindruckender sind seine Fähigkeiten als Redner und seine Menschenkenntnis. Er ist gewissermaßen ein geborener stellvertretender Kommandant. Einige derer, die über die Besonderheiten Seattles im Bilde sind, halten ihn für wichtiger als die untergeordneten Kur dieses feudalen Konglomerats, besonders nach den jüngsten Desertionen von Kur, die eigentlich die Grenzen des Reiches Seattle hätten bewachen sollen.
Natürlich hat auch er seine Fehler. Sollte je ein origineller Gedanke in seinem Kopf herumgegeistert sein, so ist er wohl vor der
Einsamkeit geflohen. Silas ist ein Mann, der weitgehend im Hier und Heute lebt. »Die Vergangenheit ist unveränderbar, und die Zukunft wird von zu vielen Variablen bestimmt«, lautet eine bekannte Äußerung von ihm.
Maxamom Silas wacht in der alten
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