Flug in Die Nacht
besorgt ist. Und es will – wie übrigens auch der Kongreß –demnächst Taten sehen.« Taylor machte eine Pause, um die Bedeutung seiner Worte zu unterstreichen.
»Ich glaube nicht, daß ich länger als dreißig Tage warten kann, bevor ich gegen Chinavorgehen muß, Mr. Ambassador.«
»Sie haben bereits zwei Trägerkampfgruppen im philippinischen Meer«, stellte der Botschafter fest, »und eine weitere nähert sich der Célebes-See. Die Philippinen sind von amerikanischen Kriegsschiffen eingekreist. Haben Sie nicht schon umfangreiche Maßnahmen ergriffen?«
»Die Amerikaner möchten wissen, wann die Chinesen von den Philippinen abziehen, Mr. Ambassador«, unterstrich der Präsident. »Genau das interessiert mich auch. Können Sie diese Frage beantworten?«
»Meine Regierung hat Sie nicht gefragt, wann Sie aus Grenada, Panama oder Saudi-Arabien abziehen würden … «
»Hören Sie mir mal gut zu, Mr. Ambassador«, forderte der Präsident ihn mit wachsender Ungeduld auf. »Ich will wissen, was Ihre Regierung auf den Philippinen vorhat – aber bisher habe ich noch keine ehrliche Antwort von Ihnen bekommen.
Die Handlungsweise Ihrer Regierung läßt sich nur als feindselig charakterisieren, und das gefällt mir ganz und gar nicht! In den letzten zwanzig Jahren sind die Beziehungen unserer beiden Staaten von Offenheit und Vertrauen geprägt gewesen. Wir haben einander in wichtigen Fragen konsultiert.
Aber seitdem Massaker auf den Tien’anmen-Platz hat Ihre Regierung sich zusehends abgekapselt. Das erzeugt Mißtrauen und mahnt zur Vorsicht.«
»Mr. President, ich darf Ihnen versichern, daß meine Regierung keineswegs beabsichtigt, irgendwelche Verbindungen zu Ihrem Land zu kappen … «
»Reden Sie nicht, beweisen Sie’s mir! - Welche Absichten Ihr Land verfolgt, muß die Praxis zeigen. Aber ich will Ihnen sagen, was ich vorhabe:
Sobald wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Aufklärungsmitteln festgestellt haben, wie viele Soldaten Sie auf den Philippinen stationiert haben, läuft ein Programm mit dem Ziel an, diese Zahl zu erreichen und zu übertreffen. Das gelingt uns vielleicht nicht ganz, aber mit Unterstützung der ASEAN und anderer Staaten müßten wir’s beinahe schaffen.
Außerdem schicken wir mindestens so viele Kriegsschiffe wie China in die internationalen Gewässer um die Philippinen. Wir erwarten keine Behinderungen, aber ich versichere Ihnen schon jetzt, daß unsere Schiffe sich mit allen Mitteln verteidigen dürfen, falls sie irgendwie bedroht werden.
Ich verlange, daß die chinesische Regierung ihre Ziele und weiteren Absichten auf den Philippinen eindeutig und öffentlich erläutert; unabhängig davon bestehe ich darauf, daß die chinesischen Truppen auf den Philippinen binnen dreißig Tagen um die Hälfte verringert werden. Außerdem verlange ich, daß Arturo Mikaso freigelassen oder seine Leiche den Angehörigen übergeben wird, die wie seine engsten Berater freigelassen werden müssen. Sollte sich herausstellen, daß Mikaso tatsächlich von chinesischen Soldaten erschossen worden ist, müssen die Verantwortlichen vor Gericht gestellt werden.
China operiert nicht in einem luftleeren Raum, Mr.
Ambassador, sondern trägt die volle Verantwortung für alles, was es tut oder unterläßt. Sie können keine Rechtfertigungen für nackte Aggression erfinden und danach erwarten, daß der Rest der Welt mitspielt.«
Dieses Schnellfeuer seiner Forderungen drängte Hao in die Defensive. Er sah kurz zu seiner Sekretärin hinüber, um sich zu vergewissern, daß sie alles mitschrieb. Dann sagte er ausdruckslos: »Meine Regierung ist bereit, die gewünschte Erklärung … «
»Außerdem bedeutet die Teilmobilisierung offensiver strategischer Kräfte in China aus unserer Sicht eine ernste Gefahr für den Weltfrieden; wir halten sie für einen unangemessenen kriegerischen Akt, der jede vernünftige Reaktion auf militärischen Druck von außen bei weitem übersteigt«, unterbrach ihn der Präsident. »Ich verlange, daß China seine einsatzbereiten strategischen Kräfte deutlich verringert und zu einer niedrigeren Bereitschaftsstufe zurückkehrt. Andernfalls müßten die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten ihre eigenen strategischen Kräfte in erhöhte Alarmbereitschaft versetzen. Dann wäre China für eine militärische Eskalation verantwortlich, die zu einer Katastrophe führen könnte.
Ich möchte nicht den geringsten Zweifel daran lassen, daß wir diesen chinesischen Aufmarsch auf den
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