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Flug in Die Nacht

Flug in Die Nacht

Titel: Flug in Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Philippinen als Gefahr für amerikanische Sicherheitsinteressen betrachten, auf die wir entsprechend reagieren werden. Diese Mitteilung können Sie Ihrer Regierung überbringen.« Taylor lehnte sich zurück und schwieg einige Sekunden, bevor er fragte: »Haben Sie sonst noch etwas für mich, Mr. Ambassador?«
    Der chinesische Botschafter hatte sich die nachdrücklich vorgebrachten Forderungen des Präsidenten passiv und mit ausdrucksloser Miene angehört. »Ich überbringe Ihre Mitteilung sofort meiner Regierung«, antwortete Hao, »und erläutere Genosse Cheung Ihre Befürchtungen und Forderungen … persönlich.«
    »Persönlich?« wiederholte Außenminister Danahall, indem er einen raschen Blick mit dem Präsidenten und seinen Beratern wechselte. »Sie sind zurückgerufen worden?«
    »Ich bedaure, Ihnen mitteilen zu müssen, daß das der Fall ist, Mr. Secretary«, sagte der Botschafter. »Die Lage erfordert offenbar sorgfältige Erwägungen und Diskussionen, die am besten direkt in Peking stattfinden können. Ihr Einverständnis vorausgesetzt, steht Ihnen jedoch unser Gesandter weiterhin zur Verfügung … «
    Die Amerikaner reagierten einigermaßen erstaunt, denn dieser Schritt kam völlig unerwartet. »Warum ruft Ihre Regierung Sie zurück?« fragte der Präsident.
    »Sie sind sich bestimmt darüber im klaren, wie die Medien darüber berichten werden, Mr. Ambassador«, sagte Danahall besorgt. »Sie werden sich darauf stürzen! Sie werden darin ein Vorspiel zu einem schweren Konflikt, vielleicht sogar zu einem Krieg sehen.«
    »Niemand will Krieg. Mr. Secretary«, versicherte Hao ihm.»Wir streben nur nach Frieden, Sicherheit und Stabilität für alle Nationen. Aber China ist um Unterstützung gebeten worden, und in einem Gebiet, das für uns so wichtig ist – wichtiger als für Sie, glaube ich –, müssen wir einfach reagieren. Meine Regierung hält es für wichtig, Einmischungsversuche Dritter zurückzuweisen, bis das Ausmaß der Krise auf den Philippinen feststeht.«
    Der Präsident funkelte ihn an. »Ich kann nur hoffen, daß Ihre Regierung unseren Standpunkt begreift und unseren Forderungen rasch nachkommt«, knurrte er. »Bis dahin wissen Sie, was wir vorhaben.«
    Taylor stand auf, und Hao folgte seinem Beispiel. »Meine besten Wünsche für Sie und Ihre Familie, Mr. President«, sagte er. Die beiden Männer gaben sich die Hand, wobei sich der Botschafter tief verbeugte. Danach verabschiedete er sich von den übrigen Anwesenden und wurde von Paul Cesare hinausbegleitet.
    Sobald Hao gegangen war, wandte Danahall sich an den Präsidenten. »Ich kann sofort eine Telefonkonferenz mit meinem britischen Amtskollegen arrangieren, Sir … «
    »Tun Sie das«, stimmte Taylor zu. »Und versuchen Sie, die Führungsspitze des Kongresses für heute zum Lunch zusammenzuholen; wenn das nicht klappt, müssen wir für heute nachmittag mehrere Besprechungen einplanen.«
    Außenminister Danahall ging, so daß der Präsident mit seinem Schwager und Verteidigungsminister Preston zurückblieb.
    »Was denken Sie, Thomas?« fragte der Präsident. »Was hat Cheung diesmal vor?«
    »Für mich steht fest, Mr. President, daß er den Zwischenfall nutzen will, um Chinas Stellung auf den Philippinen zu festigen und das durch unseren Abzug entstandene Machtvakuum auszufüllen«, antwortete Preston. »Er hat die Nachschubwege zwischen China und den Philippinen gut gesichert und es verstanden, sich von der dortigen Regierung Stützpunkte und militärische Unterstützung anbieten zu lassen.
    Gelingt es ihm, seine Gewinne zu konsolidieren, dürfte er nur sehr schwer zu vertreiben sein.«
    »Wir haben also keine militärischen Optionen?«
    »Wir haben viele militärische Optionen, Sir«, versicherte Preston ihm, »aber sie alle setzen eine Steigerung unserer Einsatzbereitschaft voraus. Cheung verfügt über starke Streitkräfte und einen Anschein von Legitimität- eine unschlagbare Kombination. Wenn wir dagegen versuchen, seinen Vorteil wettzumachen, riskieren wir, die Welt an den Rand eines Krieges zwischen zwei Supermächten zu bringen.«
    »Wir hören uns erst mal an, was die ASEAN dazu sagt«, entschied der Präsident. »Verurteilt sie die Chinesen, dann ist auch die Weltöffentlichkeit gegen sie, und wir können zu beweisen versuchen, daß dort ein chinesischer Lenkflugkörper detoniert ist – falls jemand imstande ist, unsere Satellitenaufnahmen zu verifizieren. Dann bleibt Cheung nichts anderes übrig, als den Rückzug anzutreten.«

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