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Flug in Die Nacht

Flug in Die Nacht

Titel: Flug in Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Manila
zur selben Zeit
    Erster Vizepräsident Daniel Teguina ging ruhelos auf und ab, während er im Konferenzraum des Präsidenten mit José Trujillo Samar, dem Zweiten Vizepräsidenten, und dem Kabinett auf Präsident Arturo Mikaso wartete. Alle waren nervös und sorgenvoll. Einige wirkten ängstlich. Nach der Meldung über die Katastrophe vor Palawan waren alle sofort in den Präsidentenpalast gefahren.
    Schließlich betrat Präsident Mikaso den Konferenzraum. Im Gegensatz zu den anderen, die Freizeitkleidung trugen, erschien Mikaso in einem dunkelgrauen Zweireiher mit blütenweißem Hemd, Krawatte und frischgeputzten Schuhen.
    Erwirkte so adrett, daß einige sich insgeheim fragten, ob er sich gerade erst angekleidet hatte.
    »Senores … «, sagte Mikaso, während er so rasch, wie seine alten Beine ihn trugen, auf den Konferenztisch zusteuerte.»Bitte, nehmen Sie Platz.« Er setzte sich steif ans Kopfende des rechteckigen Tischs, und die Kabinettsmitglieder nahmen rasch Platz.
    »Wie Sie alle wissen, hat sich ein tragischer Vorfall ereignet«,begann Mikaso. »Vor weniger als einer halben Stunde sind Einheiten unserer Marine vor Palawan von einem größeren chinesischen Flottenverband angegriffen worden.«
    Die Kabinettsmitglieder starrten sich entsetzt und schockiert an. Sie hatten von einer großen Schiffskatastrophe gehört, ohne jedoch nähere Einzelheiten erfahren zu haben. Die meisten wirkten wie vor den Kopf geschlagen.
    Teguina riß sofort das Wort an sich. »Von einem chinesischen Flottenverband? Wie ich den Zustand unserer Marine kenne, haben wir bestimmt schwere Verluste erlitten ?«
    Mikaso ruckte trübselig. »Allerdings. Wir haben hohe Verluste hinnehmen müssen und … «
    »Natürlich«, unterbrach Teguina ihn. »Was für Kriegsmaterial hat unsere Marine denn ? Veraltetes, überteuertes, wertloses amerikanisches Material, das wir uns haben aufschwatzen lassen!«
    Mikaso funkelte ihn an. »Daniel, bitte spielen Sie nicht schon wieder den Volkstribun. Dafür ist dieser Vorfall viel zu ernst.« Der Präsident sah von einem zum anderen und fuhr fort: »Senores, das Schlimmste an diesem Vorfall, in den auch zwei unserer Jäger F-4E verwickelt gewesen sind, ist die Tatsache, daß die Chinesen einen Lenkflugkörper mit Atomsprengkopf gegen unseren Verband eingesetzt haben.«
    Hatte zuvor betroffenes Schweigen geherrscht, äußerte die allgemeine Empörung sich diesmal in lauten Aufschreien, die von den Wänden des Konferenzraums widerhallten. Alle redeten gleichzeitig durcheinander, bis der Präsident energisch mit den Fingerknöcheln auf den Tisch klopfte. »Von unserer Seite liegt dafür noch keine Bestätigung vor«, stellte Mikaso fest, »aber die Detonation ist von amerikanischen und japanischen Überwachungsstationen entdeckt worden.«
    Wieder schrien alle durcheinander, und die allgemeine Aufregung steigerte sich zu einem Crescendo aus besorgten Fragen: Wie gefährlich war der radioaktive Niederschlag?
    Waren Lebensmittel und Wasservorräte kontaminiert? Wie konnten die Chinesen den Einsatz einer Rakete mit Atom Sprengkopf rechtfertigen? War das der Auftakt zu einer Invasion der Philippinen gewesen? Die Fragen überschlugen sich förmlich.
    Mikaso bemühte sich, die Wogen der Erregung zu glätten.
    »Uns liegen keine Berichte über eine allgemeine Invasion vor«, sagte er beruhigend, »obwohl die chinesischen Kriegsschiffe jetzt auf Palawan in der Ulugan-Bucht liegen, wo sie von Einheiten unseres Heeres bewacht werden.«
    »Aber wie konnte das passieren?« fragte Zweiter Vizepräsident José Samar scharf. »Zivilisierte Staaten setzen nicht einfach Kernwaffen ein!«
    Mikaso nickte zustimmend. »Selbstverständlich nicht. Aber davor hat’s ein Seegefecht zwischen ihren und unseren Einheiten gegeben. Als sie in die neutrale Zone der Spratly-Inseln vorgestoßen sind, um eine philippinische Bohrinsel anzugreifen, haben wir das Feuer eröffnet.«
    »Was hat eine Bohrinsel überhaupt dort draußen zu suchen gehabt?« erkundigte Teguina sich, obwohl er das genau wußte.
    »Auf den Spratly-Inseln ist weder Exploration noch Ölförderung möglich. Auch wenn wir diesen Anspruch bestreiten, betrachten die Chinesen sie seit langem als ihr Eigentum. Warum haben wir sie also provoziert?«
    »Das haben wir nicht getan, Daniel«, widersprach Mikaso.
    »Exploration ist in einem zehn Seemeilen breiten Streifen der neutralen Zone gestattet. Sie sollten das Abkommen über die Spratly-Inseln einmal genau lesen,

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