Flug in Die Nacht
Daniel. Dann wüßten Sie, daß es nicht nur Exploration gestattet, sondern den Einsatz bewaffneter Verbände in der neutralen Zone untersagt.
Kriegsschiffe müssen auf der jeweils eigenen Seite bleiben.
Wir haben erlebt, wie die Chinesen in der Vergangenheit dagegen verstoßen haben: Der letzte Vorfall dieser Art liegt erst wenige Monate zurück. Ich habe unsere Marine ermächtigt, sich vor neuen chinesischen Angriffen zu schützen – und genau das hat sie getan.«
Teguina schüttelte den Kopf. »Warum gehen Sie nicht offen zu, wen wir in Wirklichkeit schützen? Wenn ich mich nicht irre, wird diese Exploration von einer amerikanisch finanzierten Firma betrieben.« Er warf Mikaso einen herausfordernden Blick zu. »Von einer Firma, an deren Spitze ausgerechnet ein Verwandter von Ihnen steht, nicht wahr?«
Die Konferenzteilnehmer quittierten diese Mitteilung mit aufgebrachtem Murmeln.
»Das tut nichts zur Sache. Es handelt sich um eine philippinische Firma, die das Recht hat, im Grenzstreifen der neutralen Zone nach Öl zu suchen.«
Die beiden Männer starrten sich an.
»Was ist mit dem Fallout?« warf ein anderes Kabinettsmitglied ein, um das Thema zu wechseln.
Der Präsident nickte. »Darum müssen wir uns als allererstes kümmern. Daniel, Sie schicken sofort Truppen der Nationalgarde nach Palawan, damit sie bei der Schadensbegrenzung helfen können. Ich denke, daß die dortige Bevölkerung es begrüßen würde, wenn Sie diese Arbeiten selbst beaufsichtigen würden. Sorgen Sie dafür, daß … «
Teguina schob seinen Stuhl zurück und stand auf – ein sicheres Zeichen dafür, daß er irgend etwas stark betonen wollte. Er beugte sich über den Tisch und musterte einen der Sitzenden nach dem anderen. »Es wird mir eine Ehre sein, unseren Landsleuten auf Palawan beizustehen, aber es gibt noch einen Punkt, den wir allzu schnell übergangen haben: Wer hat diese Lenkwaffe wirklich abgeschossen?«
Die anderen murmelten unwillig, und Mikaso deutete anklagend auf Teguina. »Daniel, ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen, aber ich garantiere Ihnen, daß Sie damit nicht durchkommen. Ich verwahre mich nachdrücklich gegen diesen Versuch, Zwietracht zu säen, während wir mitten in der Krise stecken. Das ist eine … «
»Ja, setzen Sie sich!« verlangte Vizepräsident Samar.
Teguina ignorierte die beiden. »Sie behaupten, die Schuldliege bei den Chinesen, aber in Wirklichkeit heißt das, daß wir nicht wissen, wer an dem Angriff schuld ist. Diese Atomexplosion kann ebensogut von einem amerikanischen Gefechtskopf herrühren, den die Amerikaner heimlich ins Krisengebiet geschossen haben. Oder er ist von Piloten unserer Luftwaffe auf Befehl des amerikanischen Militärs oder der Central Intelligence Agency … «
»Was soll der Unsinn, Teguina?« unterbrach Mikaso, dessen Lippen und Hände vor Wut und Erschöpfung zitterten, ihn aufgebracht. »Leiden Sie an Verfolgungswahn? Auf den Philippinen gibt es keine Atomwaffen, keine amerikanischen Soldaten mehr, und wir haben bestimmt nicht mit Atomwaffen angegriffen. Schließlich ist eines unserer Schiffe vernichtet worden, verdammt noch mal!«
»Sie leugnen also, daß hier auf den Philippinen nach wie vor CIA-Agenten im Einsatz sind?« fragte Teguina mit lauerndem Blick.
Mikaso zögerte – nur eine Sekunde lang, aber sein Zögern war Antwort genug.
Die anderen Kabinettsmitglieder waren wie vor den Kopf geschlagen. »Das stimmt also?« ächzte einer von ihnen.
»Das amerikanische Konsulat ist weiterhin geöffnet«, antwortete Mikaso, der ihre vorwurfsvollen Blicke zu ignorieren versuchte, »und ich habe den Amerikanern erlaubt, dort mehrere CIA-Agenten zu stationieren.«
»Nein, so geht’s nicht!«
»Ungeheuerlich!«
»Das ist empörend!« stellte Samar fest.
Teguina frohlockte innerlich. Durch Zufall war er auf etwas gestoßen, das im Augenblick sogar die Atomexplosion vor Palawan in den Schatten stellte. Der amerikanischen CIA war seit Jahren vorgeworfen worden, für die inneren Unruhen auf den Philippinen verantwortlich zu sein, und das Eingeständnis Mikasos konnte letztlich zum Sturz seiner Regierung führen.
In Manila herrschte die Befürchtung, die Amerikaner könnten bei ihrem Abzug »Maulwürfe« zurückgelassen haben, die von Washington aus gesteuert wurden, bis sie eines Tages durch einen Staatsstreich an die Macht kamen und die Philippinen wieder auf stramm amerikatreuen Kurs brachten. Die Yanguis hatten bereitwillig nachgegeben, als sie zum Abzug
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