Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flug ins Feuer

Flug ins Feuer

Titel: Flug ins Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shalvis Jill
Vom Netzwerk:
Moment lang schwiegen beide, ein behagliches Schweigen, was bei ihr aber dazu führte, dass sie sich un behaglich fühlte. Sie starrte auf den glühenden Hügel, hinter dem sich die Flammen befanden. Sie konnte sie immer noch hören, immer noch riechen. »Du campierst also gewöhnlich draußen, wenn du einen Brand bekämpfst?«
    »Ja.«
    »Hast du das... kürzlich getan?«
    »Was versuchst du, Lyndie? Etwas Persönliches zu erfahren? Das funktioniert in beiden Richtungen.«
    Ja. Ja, das tat es. »Ich habe dich nur nach deiner Arbeit gefragt. Nichts Persönliches.«
    »Meine Arbeit?« Das Gesicht im Schatten verriet nichts. »Es ist über ein Jahr her, aber offenbar hat sich nichts geändert. Wie du heute erfahren hast, ist es schmutzige und harte Arbeit, und über sehr lange Strecken auch verdammt langweilige. Entweder kämpfst du gegen die Zeit oder die Elemente und nimmst Befehle entgegen von einem Hauptquartier, das kilometerweit entfernt ist und keine Ahnung hat, oder du wartest darauf, dass die Tanks wieder aufgefüllt werden. Oder du schläfst, wenn du Glück hast, eine Runde aus purer Erschöpfung.«
    »Wenn es dir nicht gefällt, warum tust du es dann?«
    Er fuhr herum zu ihr, und in seinem Blick lag aufrichtige Überraschung. »Es gefällt mir ja. Sogar sehr.«
    »Weißt du was?«, sagte sie lachend. »Du bist noch verrückter als ich.«

    »Lach ruhig über mich. Ich bekämpfe nun mal Feuer. Das ist mein Leben.«
    »Warum macht es dich dann nicht glücklich?«
    »Ich war glücklich.« Er schaltete herunter und nahm eine scharfe Kurve. »Es war mein ganzes Leben. Ich bin von Feuer zu Feuer gezogen – Colarado, Utah, Idaho, Kalifornien, Wyoming – du kannst jeden Staat aufzählen, und wenn es dort eine Wildnis gibt, bin ich dort gewesen.«
    »Gewesen. Vergangenheit.«
    Seine langen Finger umfassten das Lenkrad fester. »Ich sagte dir ja, ich habe seit fast einem Jahr kein Feuer mehr bekämpft.«
    »Warum nicht?«
    »Also diese Frage verlässt jetzt eindeutig den Arbeitsbereich und geht ins Persönliche.«
    Richtig. Und ganz besonders sie schätzte Privatsphäre und verabscheute Eindringlinge. Aber das galt nicht, wenn sie diejenige war, die etwas wissen wollte.
    Er hielt am Fuße eines Hügels. Von oben kam das an den Nerven zerrende Knistern des Feuers.
    »Rechts geht es in einer Kurve zurück in die Innenstadt. Links sind die Vororte, alle mexikanisch. Da ist Toms Haus, fünf Häuser weiter von hier aus. Wir müssen ihm seinen Jeep zurückbringen.«
    Die beiden ersten Häuser waren wenig mehr als Hütten mit einem Zimmer, obgleich die Gärten gepflegt und der ganze Stolz der Besitzer waren. »Da ist abends immer viel Remmidemmi«, sagte sie und wies auf das dritte Haus, ein etwas größerer Bungalow. »Die Besitzerin stammt von hier. Sie hat siebzehn Brüder und Schwestern, von denen sich die meisten im Umkreis von wenigen Quadratkilometern befinden. Sie hat sie aufgezogen und verkauft ihnen jeden
Abend etwas zu trinken, und wenn sie Streit anfangen, wirft sie sie hinaus. Und das Haus...« sie wies auf das vierte, »das ist Toms. Seine Tochter Nina lebt auch dort, und sie führt die Cantina hinten auf dem Hof. Es ist ein beliebter Treffpunkt für die Einheimischen. Und hier ist das fünfte.« Sie fuhren auf den Parkplatz. »Hier wirst du heute Abend schlafen.«
    Griffin musterte das klassische spanische Gebäude, das in Lyndies kritischen Augen ein wenig Pflege nötig hätte. Dennoch, das behagliche Gasthaus mit seinen blumengeschmückten Fenstern und den hellen Wänden aus allen möglichen Natursteinen inklusive vieler mexikanischer Steine hatte ihr Herz erobert. Sie wusste, dass es Stellen gab, die ausgebessert werden mussten, dass der Garten wie auch der Innenhof, um den herum das Gasthaus gebaut war, bearbeitet werden musste, aber der Alte-Welt-Charme hatte sie in seinen Bann gezogen, beruhigte ihre Seele mehr als jeder andere Ort. Sie hatte in diesem Haus ihren eigenen persönlichen Zufluchtsort gefunden.
    Griffin parkte neben zwei anderen Trucks und zwei nicht identifizierbaren Autos. Staub flog auf und bedeckte sie. Er blickte auf das hängende Schild, auf dem RIO VISTA INN stand. »Nicht gerade das Hilton«, bemerkte er schmunzelnd.
    Sie spürte, wie sie unerklärlicherweise in Verteidigungsposition ging. »Hör zu, es ist einfach, vielleicht sind die Zimmer klein, und die Hälfte kann man nicht mal abschließen. Es kann sogar sein, dass du auf die eine oder andere große Kakerlake stößt. Aber

Weitere Kostenlose Bücher