Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flugrausch

Flugrausch

Titel: Flugrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
Vom Netzwerk:
Gesichter. Schließlich hatten sie in den letzten zehn Monaten häufiger miteinander zu tun gehabt. Er war ein paarmal zusammengeschlagen worden. Dann war da noch die Nacht, als er mit leichten Verbrennungen ins Krankenhaus gebracht wurde, nachdem er den Treibstoff aus einem verlassenen Wagen abgepumpt und ein Feuerzeug angemacht hatte, um besser sehen zu können. Ein anderes Mal war er wutentbrannt auf die Wache gekommen, weil ihm die Marihuanapflanze, die er in einem Blumentopf auf der hinteren Veranda zog, geklaut worden war. Und gerade erst neulich, als sie ihn auf der Straße getroffen und er ihr erzählt hatte, Venn sei der Liebespärchenvergewaltiger, behauptete er, jemand stelle ihm nach. Pam schüttelte den Kopf. Nicht besonders helle, unser Bradley.
    »Und wie gehen wir vor?«
    »Wir müssen davon ausgehen, dass er nur was über seinen Wagen nachschaut und keine Kinderpornos herunterlädt.«
    Pike fuhr einen verkehrsuntauglichen Torana.
    »Ganz einfach. Wir gehen zu ihm hin und stören ihn. Ich freu mich schon drauf. Vielleicht haben wir ja Glück.«
    Pam wusste genau, wie sich Tankard einem Verbrechen näherte: Mögliche Täter und Verdächtige piesacken, bis sie ein Verbrechen gestanden, dann einbuchten. Sie zuckte mit den Schultern. »Na, dann mal los.«
    Sie gingen hinein, und Tankard stürmte wie ein brünstiger Stier durch den Raum zu einer abgeteilten Ecke. Pam folgte ihm, bahnte sich einen Weg durch die Tischreihen, an denen Zwölftklässler saßen und Studienarbeiten schrieben, vorbei an älteren Männern in Lehnsesseln, die Tageszeitungen lasen, einem Fotokopierer und einer mobilen Pinnwand, an die Poster zur Brustkrebsvorsorge geheftet waren.
    Sie traf noch gerade rechtzeitig bei den Computern ein, um mitzubekommen, wie Pikes Bildschirm sich leerte, als Tankard sich – zu spät – Pikes Maushand griff Pike, der ganz erzürnt tat, rief: »Lasst mich in Ruhe, ich werde verfolgt, okay? Ich suche nur was darüber, okay?«
    »Ach, das lässt dich wohl nicht los, Brad?«, sagte Pam, legte den Kopf zur Seite und betrachtete das ausgemergelte Gesicht, die Hühnerbrust und die ungewaschene Vokuhila-Matte. Weiß der Himmel, was Lisa Tully jemals an ihm gefunden hatte.
    In diesem Augenblick kam eine Bibliothekarin vorbei. »Entschuldigen Sie bitte«, sagte sie, »Sie werden am Telefon verlangt«, und beäugte Pike mit einer Mischung aus Besorgnis und Schadenfreude.
    Pam ging ans Telefon. Es war Sergeant Destry, die sagte, sie sollten alles stehen und liegen lassen, das CIB brauche sie und Tank, um bei einer Durchsuchung der Farm von Ian Munro behilflich zu sein. »Ich sehe Sie beide in fünf Minuten auf der Wache zur Einweisung.«
    »Verstanden, Sergeant«, sagte Pam.
    »Dein Glückstag heute, Bradley«, sagte sie zu Pike, als sie gingen.

18
    Es war nervenaufreibend, sicher, gleichzeitig aber auch befreiend. Der alte Einmischer hätte einen anonymen Anruf gemacht, hätte der Polizei einen Tipp gegeben, um der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen, hätte sich aber keinerlei Ruhm erworben und auch sonst in keiner Weise davon profitiert.
    Profit, bar auf die Hand.
    Mostyn Pearce, den der Artikel über den »Spinner mit dem Frettchen« schmerzte, schüttelte den alten Einmischer ab. Kein Kriechen durchs Unterholz mehr, kein selbstloses Beiseitestehen. Die Elenden werden das Land erben? Das ist doch ein Witz. Die Starken werden das Land erben. Die Starken nehmen die Sache in die Hand. Die Starken nehmen sich einfach, was sie wollen.
    Bevor er zur Arbeit ging, schnappte sich Pearce seine Schrotflinte, ganz legal, keine Probleme mit dem Papierkram, schließlich arbeitete er für die Justiz, und klopfte bei dem Typen an die Tür.
    Der Typ öffnete, bemerkte die Waffe, und der Einmischer sah etwas in den Augen von dem Typen aufblitzen. Angst? Eingeständnis, dass man sich mit dem Einmischer besser nicht anlegte? Resignation? Von allem etwas.
    Jedenfalls hatte er das sofortige Interesse des Typen geweckt und sagte rundheraus: »Ich weiß, wer Sie sind.«
    Der Typ erwiderte darauf nichts.
    »In Wahrheit heißen Sie Michael Trigg.«
    Keine Reaktion.
    »Ich dachte da an eine einmalige Zahlung von hundert Riesen«, sagte der Einmischer.
    Nichts.
    »Kommen Sie rein«, sagte der Typ schließlich.
     
    Nach dem Zwischenfall mit den Bullen in der Bücherei ging Bradley Pike wieder die High Street entlang und kam bei Coolart Computers vorbei. Letzte Woche hatten sie einen PC aus zweiter Hand dagehabt. Fünfhundert Dollar

Weitere Kostenlose Bücher