Flugrausch
für einen Rechner mit Monitor, internem Modem, Soundkarte, Lautsprecher, Tastatur und zig Gigabyte auf der Festplatte. Noch nie war es leichter, von zu Hause aus durchs Web zu surfen.
Auf jeden Fall besser, als wenn irgendeine Plunze, die sich gleich aufregt, einem in der Bücherei über die Schulter glotzt und die Bullen holt.
Er hatte allerdings keine fünfhundert Piepen. Er ging trotzdem an dem Laden vorbei und stellte fest, dass der Rechner schon verkauft worden war und sie keinen zweiten mehr hatten.
»Aber schauen Sie doch immer mal wieder vorbei«, teilte man ihm mit.
Zumindest der junge Bursche, der ihn bediente. Er konnte Brad Pike offenbar nicht von einem Stück Seife unterscheiden. Aber der Geschäftsführer erkannte Pike, und Pike konnte an seinem Blick erkennen, dass dieser, wie alle anderen guten Bürger von Waterloo auch, glaubte, dass Bradley Pike Lisa Tullys kleines Mädchen umgebracht hatte.
Als er den Laden verließ, blieb Pike direkt vor dem Geschäftsführer stehen und sagte: »Die Anklage wurde fallen gelassen, okay?«
Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, entgegnete der Geschäftsführer: »Das heißt noch lange nicht, dass man auch unschuldig ist, nicht wahr?«
Das traf Pike, und als er die High Street entlangging, schlug er sich mit der Faust in die Handfläche.
Und dann sah er Dwayne Venn und die Tully-Schwestern auf der anderen Straßenseite. Sein erster Gedanke war, davonzulaufen und sich zu verstecken. Doch das würde wohl einen schlechten Eindruck machen. Er musste da durch, so wie er die letzten Monate in dieser Stadt hatte durchstehen müssen, all das Getuschel und Gerede und die Verleumdungen, die er hatte ertragen müssen.
Außerdem würde es verdächtig wirken, wenn er jetzt wegrannte. Schließlich hatte er dieser Polizistin Murphy den Tipp mit Venn und den Liebespärchenüberfällen gegeben. Venn war im Haus der Tully-Schwestern bis an die Haarwurzeln zugeknallt gewesen, hatte mit dieser Plunze geprahlt, die er sich in einer Nacht auf dem Parkplatz Stony Point vorgenommen hatte, und eine Streichholzschachtel voller Schamhaare herumgezeigt. Echt blond noch dazu.
Die beiden Tully-Schwestern – die genauso zugeknallt waren und rumkicherten – turnte es richtig an, sich anzuhören, wie dieser kranke Kerl rumtönte.
Mal lief was zwischen Lisa Tully und ihm, mal wieder nicht. Manchmal durfte er sie besuchen, andere Male schrie sie ihn an: »Ich weiß, dass du mein Baby umgebracht hast, du Mistkerl!«, und ließ ihn nicht wieder hinaus. Also noch ein Grund, warum er nicht einfach weglaufen konnte. Er wollte auf gutem Fuß mit ihr bleiben.
Er ging locker über die Straße, sagte Hallo und versuchte in ihren Gesichtern zu erkennen, ob er einen Riesenfehler gemacht hatte oder nicht.
»Also schneide ich ihr die Fingernägel meistens im Schlaf«, sagte Scobie Sutton.
»Hm-hm.«
»Ich meine, sie steht auf Klamotten und Haare und Make-up, auf traditionellen Frauenkram, da sollte man doch meinen, dass sie sich auch für Fingernägel interessiert und sie mich ihr die Nägel schneiden lässt, aber nichts da. Bei den Fußnägeln ist es noch viel schlimmer.«
Sie erklommen gerade die Stufen zum CIB; Ellen neben ihm hatte den Arm voller Akten.
»War Larrayne als Kind auch so?«
»Wie?«
»An Klamotten und Haaren interessiert«, sagte Sutton.
»Nicht besonders.«
»Und heute?«
Ellen war mit ihren Gedanken woanders gewesen, doch als der Name ihrer Tochter fiel, kam sie wieder zu sich. »Sie hat einen Freund, also ja, sie steht auf Klamotten, Haare und Make-up.«
Das erinnerte Scobie an einen anderen Charakterzug seiner Tochter, und er sagte lachend: »Offenbar ist Roslyn die Großdealerin für Ohrklipps in der Schule.«
»Hm-hm.«
Scobie Sutton wusste, dass er die anderen manchmal mit den Geschichten von seiner Tochter langweilte. Sie war das Beste, was ihm je widerfahren war, und sie überraschte ihn immer wieder, eine Offenbarung. Er spürte, wie Ellen wieder in Gedanken versank, also versuchte er es mit einer anderen Masche und bat sie um Rat.
»Ich weiß nicht, wie ich ihr dabei helfen soll, mit dieser Dreiecksbeziehung fertig zu werden, die sie mit zwei anderen Mädchen hat«, erzählte er. »Sie erträgt es nicht, von ihnen getrennt zu sein, obwohl sie sich manchmal gegen sie verbünden.«
Doch Ellens Handy klingelte, als sie das Büro des CIB betraten, und sie schickte ihn fort und ging in ihr eigenes Büro, um den Anruf entgegenzunehmen.
»Sergeant
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