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Flugrausch

Flugrausch

Titel: Flugrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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gern gewusst, wer ihnen den Tipp mit Venn überhaupt gegeben hatte.
    Sie fand Pam Murphy unten in der Kantine und sagte: »Ich muss mal kurz mit Ihnen reden, trinken Sie aber erst mal Ihren Kaffee aus.«
    Fünf Minuten später saß Pam Murphy auf dem harten Stuhl vor Ellens Schreibtisch in dem abgeteilten Büro im ersten Stock. Murphy hielt Ellens Blick stand.
    »Wir ermutigen unsere Detectives, sich Informanten zu suchen«, fing Ellen an.
    Pam nickte misstrauisch.
    »Aber es gibt Vorschriften.«
    »Das weiß ich, Sergeant.«
    »Wir möchten gern, dass die Informanten registriert werden.«
    »Ja, Sergeant.«
    »Sie kümmern sich um Ihren eigenen Informanten, aber nur, solange ein dienstälterer Kollege als Kontrolle, als Rückendeckung oder Berater bereitsteht.«
    »Jawohl, Sergeant.«
    »Es sei denn, es handelt sich um einen einmaligen Tipp von jemandem, der nicht in der Position ist, uns in regelmäßigen Abständen Informationen zu liefern.«
    Pam wurde ganz still. »Sergeant, geht es um Dwayne Venn?«
    »Ja.«
    Und dann, ohne Aufforderung oder Zwang, fügte Pam Murphy hinzu: »Brad Pike hat mir von Venn erzählt.«
    »Verdammt«, murmelte Ellen.
    Was heißen sollte, obwohl Bradley Pike Informationen geliefert hatte, die gut genug waren, um Venn mit dem Ostersamstag in Verbindung zu bringen, war er nicht vertrauenswürdig genug. Und wenn es um Venn und dessen Beziehung zu den Tully-Schwestern ging, stand für ihn selbst zu viel auf dem Spiel.
    »Verdammt.«
    »Ja, Sergeant«, sagte Pam, so als sei sie ebenfalls enttäuscht.

32
    »Ich habe versucht, Sie auf dem Revier zu erreichen«, sagte Carl Lister am Montagmorgen. »Man sagte mir, Sie hätten heute frei.«
    »Nicht ganz«, entgegnete Pam Murphy. »Ich hatte am Wochenende Dienst, da habe ich heute erst um sechzehn Uhr Schicht.«
    Sie schnallte gerade ihr Surfbrett an den Dachgepäckträger ihres neuen Subaru, drückte das Handy ans Ohr, und während sie ihm zuhörte, nahmen ihre Sorgen zu.
    Lister fuhr im Plauderton fort: »Allerdings kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, wie irgendjemand Ihnen im Augenblick freigeben kann. Haben Sie denn Munro oder diese Entflohenen schon geschnappt?«
    Lister verfügte über ein breites Lächelrepertoire: fröhlich, kumpelhaft, blinzelnd, verschwörerisch. Pam konnte sich sein Grinsen genau ausmalen: wahrscheinlich wie ein Hai und ohne jeden Bezug zu dem, was er sagte. »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen.«
    Lister lachte. Übers Handy hörte es sich ein wenig schroff an.
    »Also, Pam, da wär noch eine Sache, die Ihnen bei all der Sucherei und den Morden vielleicht entgangen sein mag.«
    Pam warf einen schuldbewussten Blick auf ihr neues Auto. Sie wusste, was Lister wollte. An dem Tag, als Munro Tankard vor die Flinte bekommen hatte, war sie in sein Büro gegangen, um ihre Lage zu schildern, doch Lister hatte einen Klienten gehabt. Sie hatte fast zehn Minuten gewartet und war dann wieder gegangen, ohne ihn zu Gesicht bekommen zu haben. Dennoch sagte sie mit einer Stimme, die verwirrt klingen sollte: »Ach?«
    »Die unbedeutende Angelegenheit Ihrer ersten wöchentlichen Ratenzahlung. Die war letzten Donnerstag fällig.«
    »Oh.«
    »Oh ja. Ich muss darauf bestehen, dass Sie noch im Laufe des heutigen Geschäftstages zahlen, verstehen Sie?«
    Es war zehn Uhr früh an einem schönen herbstlichen Montagmorgen, die Brandung war gut, und sie war pleite.
    Sie begann zu stottern, doch Lister unterbrach sie. »Wenn Sie die Zahlungen nicht leisten können, sollten wir noch mal über die Rahmenbedingungen Ihres Kredits reden, um es Ihnen leichter zu machen. Ich bin ja kein Unmensch, und schließlich sind Sie Polizistin, und ich habe großen Respekt vor der Polizei. Hatte ich schon immer.«
    Das war noch so ein Satz, den sie immer wieder zu hören bekam. Wenn sie mal kein »Mädchen« war, dann wurde sie respektiert, weil sie Bulle war. Das hörte sie von ihrem Vermieter, von Ladenbesitzern und nun auch noch von Lister. Wenn es nach denen ging, konnte sie genauso gut korrupt sein, eine laute Mieterin, eine schlechte Autofahrerin, eine chronische Ladendiebin.
    Ihre Finanzen bekam sie jedenfalls nicht in den Griff.
    »Wann?«, fragte Pam. Sie besah sich liebevoll die gewachste Oberfläche ihres Surfbretts.
    »Jetzt passt es mir gerade bestens.«
    Also packte sie das Surfbrett wieder in den Flur hinter ihrer Eingangstür und fuhr nach Waterloo; sie stellte den Wagen dort ab, wo Lister sie nicht kommen oder wegfahren sehen konnte.

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